Max Reger ist ein ungewöhnlicher Komponist. Sein Platz in der Musikschichte ist unbestritten, doch seine Werke stehen relativ selten auf den Konzertprogramm...
Max Reger ist ein ungewöhnlicher Komponist. Sein Platz in der Musikschichte ist unbestritten, doch seine Werke stehen relativ selten auf den Konzertprogrammen, obwohl er für fast alle musikalischen Gattungen Stücke geschaffen hat - von der Kammermusik bis zum großformatigen Orchesterwerk, von Orgelkompositionen bis hin zu monumentalen chorsinfonischen Arbeiten.
Sein 100. Todestag am 11. Mai bietet den äußeren Anlass, sich neu mit Werk und Wirken des am 19. März 1873 in Brand bei Kemnath in der Oberpfalt geborenen Künstlers zu befassen. Bietet dieses Jubiläumsjahr aber tatsächlich neue Chancen für eine veränderte Reger-Rezeption, gar für eine Reger-Renaissance? Einen regelrechten Reger-Boom hat dieser äußere Anlass sicher nicht ausgelöst - auch nicht in Coburg.
Immerhin aber widmet der Coburger Bachchor Max Reger einen wichtigen Beitrag in seinem Herbst-Konzert.
Unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein wird der traditionsreiche Chor am 20. November Regers "Hebbel-Requiem" in der renovierten Morizkirche interpretieren - kombiniert mit dem "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms. Damit würdigen Stenglein und der Bachchor das Schaffen des Komponisten, Dirigenten, Organisten, Pianisten und Hochschullehrer, der viele Verbindungen in die Region hat. So leitete Reger als Hofkapellmeister einige Jahre die damals berühmte Meininger Hofkapelle (1911 bis 1914).
Aber auch als Pianist fand Reger große Beachtung. So gastierte er 1914 mit einem Lieder- und Klavierabend beim Coburger "Verein". Auf dem Programm damals: Lieder von Brahms sowie Lieder und (improvisierte) Klavierstücke von Reger.
Reger, als Sohn eines katholischen Dorfschullehrers in Brand in der Oberpfalz geboren, gilt als einer der
bedeutendsten Komponisten und Musiker zu Beginn des 20. Jahrhunderts. "Er war ein Workaholic, ein Querkopf und Eigenbrötler, ein hochemotionaler und intelligenter Künstler zugleich, der musikalisch viel einstecken musste. Reger hat immer auch polarisiert", sagt Fabian Czolbe von der Hochschule für Musik "Franz Liszt" Weimar. Er forscht zu Reger und ist einer der Koordinatoren des "Max Reger Festjahres 2016" in Thüringen.
Reger verband Tradition und Moderne. Die drei "B" - Bach, Beethoven und Brahms - waren seine Vorbilder. Er brach Bachs Polyphonie auf und setzte eine Stimme gleichwertig gegen eine andere. Damit sei er zwar im Vergleich zu Wagner, Liszt und Berlioz gestalterisch zurückgegangen; was entstand, sei aber wieder avantgardistisch gewesen, meint Czolbe.
Reger setzte neue Maßstäbe und tat sich dennoch schwer, bei Musikern und bürgerlichem Publikum anzukommen. Seine Kompositionen galten als technisch sehr anspruchsvoll.
Es stehe keine Note zu viel drin, wehrte sich Reger gegen den Vorwurf, absichtlich so schwer zu schreiben. Dazu kam manchmal eine ausufernde Länge, wie bei seinem Klavier- und seinem Violinkonzert. Nur relativ wenige Musiker wagten und wagen sich an diese Herausforderung, sagt Meiningens Theaterintendant Ansgar Haag. Die Hofkapelle spielt das Violinkonzert am 12. Mai. Purer Zufall: Der Solist heißt Sönke Reger. Es dirigiert Philippe Bach.
jb/dpa