"Endlich", sagt Christine Kellermann. Damit meint sie nicht nur die Wiedereröffnung nach den vier Wochen der Grundsanierung. Denn eine Zeitlang stand diese Entscheidung für die Familie Wölfel auf der Kippe.

"Wir haben uns doch durchgerungen, die Nahversorgung zu erhalten", sagt Armin Wölfel. Eigentlich wollten sie das Geschäft am Marktplatz nur noch einige Jahre halten und dann endgültig schließen. Deshalb wurde auch das 90-jährige Firmenbestehen im vergangenen Jahr nicht groß gefeiert.

Vor allem die Geschäftslage in der Altstadt war ausschlaggebend, mit einer Geschäftsschließung zu liebäugeln. Doch das ist einer der Gründe, warum Martha Dotzauer gerne bei Wölfel einkauft. "Ich will die Familie Wölfel unterstützen als Hauseigentümer der Altstadt. Die lokale Politik tut dies seit über 20 Jahren nicht mehr, sondern es gibt immer mehr Auflagen", sagt Dotzauer. Abgesehen davon sind Parkplätze in der Altstadt Mangelware, und viele fahren zu den Supermärkten in Außenlage.

Beliebter Lieferservice

Mit der Absage aller Großveranstaltungen fiel in diesem Jahr auch noch dieses Geschäft weg. Denn Armin Wölfel hat die Kirchweihen in der Region beliefert. Und trotzdem war auch Corona ein Grund dafür, das Geschäft zu erhalten und von Grund auf zu sanieren.

"Seit Corona geht das Geschäft wieder besser", sagt Armin. Die Leute nehmen seinen Lieferservice gerne an und wissen, dass er alles besorgt, was sie für den Alltag brauchen. Als zudem Christian Winkler von Mohrenfels, Armin und Brigittes Schwiegersohn, beteuerte, das Geschäft weiterzuführen, stand der Entschluss fest: "Wir würden richtig investieren und alles sanieren", erklärt das Ehepaar Wölfel.

Ein bisschen stolz sind sie schon auf sich, als sie das Ergebnis betrachten. Denn: "Wir haben alles selbst geplant. Edeka war ganz mit Neueröffnungen beschäftigt", erklärt Brigitte Wölfel, als sie die Regale und die Kühlanlage betrachtet. Diese sind neu, ebenso die Käsetheke, neben der Weinecke das neue Schmuckstück im Laden. "Wir können unseren Kunden 30 verschiedene Käsesorten anbieten", sagt Brigitte Wölfel. Hochwertigen Käse. Doch auch sämtliche elektrische Leitungen wurden erneuert und natürlich auch der Fußboden.

Ein sozialer Treffpunkt

Für die Stammkunden sind diese Äußerlichkeiten nicht wichtig. Christine Kellermann, die inzwischen in Erlangen wohnt, erledigt ihren Wocheneinkauf bei Wölfels, wenn sie die Eltern besucht. "Meine Eltern haben schon immer hier eingekauft. Das halbe Sortiment wird für uns bestellt", sagt Kellermann und meint damit, dass Armin alles besorgt, wenn der Kunde einen speziellen Wunsch hat: Ob es ihre Getränke sind oder Waren fürs Kühlregal - alles wird auf Wunsch besorgt, auch die Zeitschriften, die sie lesen, und wenn es nur das einzige Exemplar ist, das nachgefragt wird.

Mehr noch: "Hier kann man immer plauschen und auch mal Späße machen", beschreibt Kellermann die freundschaftliche, familiäre Atmosphäre. "Armin und sein Team sind immer freundlich und bemüht. Hier ist quasi auch ein sozialer Treffpunkt. Das alles habe ich während des Umbaus vermisst", bekräftigt Martha Dotzauer, die sich hier als Kundin wahrgenommen fühlt und die Beratung durch das Team, zu dem die Verkäuferinnen Christa, Christiane und Simone gehören, schätzt. Ihren Nahversorger erreicht sie zu Fuß, was für ältere Leute wichtig ist. Vermisst hat sie das alles während der Wochen des Umbaus und erkennt Wölfels Entscheidung hoch an. "Es muss auch irgendwie finanziert werden. Wir haben schon derartig viele Leerstände hier. Respekt vor jedem, der einen Betrieb in der Altstadt saniert und weiter betreibt", lobt Dotzauer Wölfels Entscheidung, das von seinen Großeltern Georg und Auguste aufgebaute Geschäft zu erhalten und sogar zu erweitern.

Auf nun 200 Quadratmetern bieten auch Wölfels alles an, vom Haargummi bis zum Spülmittel, Dosen, aber auch Frischwaren. Sicher: "In Erlangen sind die Märkte größer, aber hier ist man wie zu Hause", freut sich Christine Kellermann bei der Neueröffnung.