Nach dem Schock werden jetzt die Ärmel hochgekrempelt

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"Alle waren geschockt, dass Heidemarie Wellmann diesen Schritt gemacht hat", blickt Jonas Geissler (CSU) auf die Besprechung der Fraktionsspitzen mit dem Bü...

"Alle waren geschockt, dass Heidemarie Wellmann diesen Schritt gemacht hat", blickt Jonas Geissler (CSU) auf die Besprechung der Fraktionsspitzen mit dem Bürgermeister zurück. In diesem Moment habe die Kommunikation wirklich nicht geklappt. Er habe erwartet, dass Wellmann das Gespräch sucht, zumindest mit dem Bürgermeister, ehe ein solcher Schritt an die große Glocke gehängt wird.
"Wir haben gesehen, dass es Schwierigkeiten gegeben hat", geht Geissler auf Probleme hinter den Kulissen der Festspiele ein. Doch es habe kein offener Streit vorgelegen. "Dann ist es nicht professionell, wenn man seinen Rücktritt über die Presse mitteilt. Wenn, dann macht man das gemeinsam", betont er, dass so unnötiger Schaden auf beiden Seiten hätte vermieden werden können.
Geissler geht aber davon aus, dass die Festspiele 2017 auch unter diesen Umständen geschultert werden können. Der Tourismusverband habe inzwischen einen recht tiefen Einblick in die Materie, weil er für die Direktion der Festspiele 2016 zuständig gewesen sei. "Die Rosenberg-Festspiele sind eine unglaublich tolle Gemeinschaftsleistung, die seit Jahren gestemmt wird", sagt Geissler und hofft auch für 2017 darauf, dass alle an einem Strang ziehen.


Zukunft überholt Vergangenheit

Bei dem Treffen der Fraktionsspitzen sei es gerade darum gegangen, "eine Review" der 2016er-Festspiele zu halten, beschreibt Michael Zwingmann (FW) die Situation beim Eintreffen der Nachricht über Wellmanns Ausstieg. Die Räte seien perplex gewesen. "Es hat mich verwundert, dass sie aus Gründen, die für mich nicht so recht nachvollziehbar sind, das Handtuch geworfen hat", stellt er fest.
Er ist allerdings überzeugt, das Theater auf der Festung nun nicht in Frage stellen zu dürfen. "Wir schauen nach vorne und werden im nächsten Jahr wieder schöne Rosenberg-Festspiele haben", betont Zwingmann.
Eine Meinung, die auch Hauptamtsleiter Stefan Wicklein teilt. "Wir sind in einer ähnlichen Situation wie vergangenes Jahr. Es ist machbar", unterstreicht er. Unter Mitwirkung des Bürgermeisters werde nun über die Stadtverwaltung und den Tourismusbetrieb die Arbeit an den Festspielen 2017 aufgenommen. Dass rechtzeitig ein Team zusammengestellt werden kann, steht nach seiner Erfahrung außer Zweifel: "Es gibt viele Schauspieler, die gerne mitmachen würden. Auch zu den Konditionen, die in Kronach geboten werden." Allerdings sei es wichtig, zeitnah zu handeln, denn "jeder Tag ist wichtig".
Einer, der die Geschehnisse auf der Festung hautnah verfolgen konnte, ist Schauspieler Hardy Kistner. "Es war ein tolles Jahr. Es hat sehr viel Spaß gemacht", sagt er nach seiner ersten Saison in Kronach. Etwas irritiert habe ihn nur, dass so oft auf den Neuanfang gepocht worden sei. "Häufig war der Blick in die Vergangenheit da, statt zu sagen, wir fangen etwas Neues an", erklärt er.
Zu Heidemarie Wellmann hält er fest, dass sie es gestemmt habe, drei Stücke zu inszenieren. "Das ist hart. Das hat sie toll gemacht. Aber so etwas ist nur machbar, wenn man auch ein Ensemble hat, das will", hebt Kistner hervor. Dass es bei Theaterleuten in der Zusammenarbeit auch einmal Unruhe gebe, sei ein ganz normaler Prozess. "Es ging aber nie soweit, dass es den künstlerischen Betrieb gestört hätte." Auf den Einfluss der Stadt auf die Arbeit angesprochen, erinnert sich der Schauspieler an ein Ensemble-Gespräch, als zwischen der Regisseurin und einem Darsteller unterschiedliche Ansichten bestanden. Da habe sich Kerstin Löw vom Tourismusbetrieb ganz klar hinter Heidemarie Wellmann gestellt. Kistner selbst habe einen sehr offenen Umgang im Ensemble erlebt, keine Stimmungsmache. mrm