Bei Freiluftveranstaltungen kommt man nicht umhin, über das Wetter zu reden. Das galt auch für Vera Hollfelder, die Moderatorin des Sommerkonzerts der Adelsdorfer Musikanten. Vermutlich hatte es am Nachmittag bange Blicke zum Himmel gegeben, dass das Orchester nicht doch, statt vor der stilvollen Kulisse des Schlosses aufspielen zu können, in die Aischgrundhalle ausweichen müsse. Und das - darüber waren sich alle mit der Moderatorin einig - ist kein vergleichbares Ambiente zum Schlossensemble.
Von den Bänken unter der alten Linde hatten die zahlreichen Zuhörer immer das Ensemble unter der Leitung von Jürgen Schatz im Blick und zugleich die im milden Abendlicht schimmernden sattgelben Fassaden. Nur Schatz, Professor der Chemie und "leidenschaftlicher Hobbydirigent", wie ihn Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) betitelt, war ein wenig eingeschränkt. Hatte er sich doch just am Tag vorher an einer Hand verletzt, so dass ihm nur der Dirigentenstab zum Lenken seiner Musiker blieb. Was aber den Darbietungen keinen Abbruch tat.
Krieg der Planeten
"Stars and stripes" - ganz den USA verschrieben war das Programm. Sachkundig führte Hollfelder die Besucher zu den jeweiligen Stücken. Und begann mutig. Als erstes Stück stand "Mars" auf dem Programm, ein Satz aus der Planetenkomposition des amerikanischen Komponisten Gustav Holst vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Hollfelder assoziierte das symphonische Werk mit Krieg. Nicht nur, weil seine musikalischen Gedankengänge in die "Star Wars"-Filme Eingang gefunden haben.
Das Gegengewicht war europäisch und doch auch amerikanisch. Aus einer Auftragskomposition für eine belgische Städtepartnerschaft intonierte das Ensemble "White Winged Flight", wozu Hollfelder einen Bogen zur amerikanischen Friedensbewegung insbesondere in den Zeiten des Vietnamkriegs schlug. Nur mit Maßen weg aus der Welt der Politik führt Leonard Bernsteins "West Side Story", behandelt das Musical doch die Einwanderungsproblematik in New York im vergangenen Jahrhundert. Die Melodien daraus gingen um die Welt und fügten auch den Adelsdorfer Renaissancemauern einen Hauch karibisch-mexikanischen Flairs hinzu.
Vertraute Melodien
Vertraut sind den meisten auch die Melodien aus Walt Disneys Filmen, gerade die der älteren. Die Adelsdorfer Musikanten hatten sich für "Mary Poppins" entschieden. Die Geschichte von dem Kindermädchen, das mit dem Regenschirm einfliegt, war in den 60er Jahren ein großer Kinohit.
Und die Melodien mit ihren sprachkuriosen Texten waren zumindest den etwas Älteren im Schlosshof geläufig. Am Beifall war das deutlich zu erkennen. Ihn haben sich die "alten Hasen" und ganz die besonders die jungen Ensemblemitglieder, die erst vor kurzem in das große Orchester wechselten, redlich verdient.
Welcher Komponist, welcher Musikstil, welches Stück darf nicht fehlen, wenn die USA in Tönen vermittelt werden sollen? Der Swing der 40er Jahre, und für ihn stehen Glenn Miller und seine Bigband. Aber ebenso nicht John Philip Sousa. Der Militärmusiker hat den Amerikanern ihre Märsche für alle Art von öffentlichen Auftritten geschenkt.
Ein kleiner Abstecher nach "Havana" rundete das musikalische Porträt ab. Zum Schluss haben sich sicherlich einige gedacht: Das Beste im Leben, zumindest in diesem Sommer - der Titel des letzten Stücks lautet im Original "In vita optimum" - ist ein Konzert im Adelsdorfer Schlosshof.