Mit der App auf Käferjagd

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Die App "ZE Insekt" hilft bei der schnellen Bekämpfung des Borkenkäfers. Rote Punkte zeigen an, wo ein Mitarbeiter Käferbäume gefunden hat. Gelb bedeutet, die Stelle ist in Arbeit. GPS-Daten führen Arbeiter und Fuhrleute zur richtigen Stelle. Foto: RainerLutz
Die App "ZE Insekt" hilft bei der schnellen Bekämpfung des Borkenkäfers. Rote Punkte zeigen an, wo ein Mitarbeiter Käferbäume gefunden hat. Gelb bedeutet, die Stelle ist in Arbeit. GPS-Daten führen Arbeiter und Fuhrleute zur richtigen Stelle. Foto: RainerLutz

Trockenheit und Schädlinge machen dem Wald zu schaffen. Förster reagieren mit modernster Technik und legen einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Bekämpfung von Buchdrucker und Kupferstecher.

Auf dem Bildschirm von Albert Schrenkers Smartphone ist der Wald zwischen Neershof und Oberfüllbach als Karte zu sehen. Und es fallen eine Menge bunter Punkte ins Auge. "Das sind Bäume, die vom Borkenkäfer befallen sind", erklärt der Leiter des Fortbetriebs Coburg der Bayerischen Staatsforsten (BaySF).

"Rot steht für erfasst, gelbe Punkte für in Arbeit und grüne für keine Gefahr mehr", erklärt Miriam Jantur. Die Försterin ist seit kurzem als Revierleiterin unter anderem für das Waldstück Lahm zuständig. Ein Waldstück, in dem die Fichte wohl keine große Zukunft mehr hat. Schon jetzt sind etliche Bäume nach Käferbefall entfernt worden.

Das Jahr 2018 kam den beiden Fichtenschädlingen Buchdrucker und Kupferstecher zugute. Wärme und lange Trockenheit ermöglichten es immer neuen Bruten, zu schwärmen. Den Bäumen fehlte das Wasser, um genug Harz zu bilden, mit dem sie sich gegen den Käfer wehren können. "Die Trockenheit ist für mich das Hauptproblem", betont denn auch Albert Schrenker. Je nach Boden sollte eine Fichte nie länger als vier Wochen ohne Regen sein. Im vergangenen Sommer waren es mehr als vier Monate. Die Meldungen über Käferbefall häuften sich im Landkreis und dem gesamten Freistaat.

Das war der Grund für die Entwicklung der App "ZE Insekt". Aufgespielt auf die Diensthandys der Mitarbeiter soll damit jedes Käfernest möglichst schnell geortet und die Beseitigung beschleunigt auf den Weg gebracht werden.

"Die Bekämpfung des Käfers hat zurzeit Priorität, alles andere muss dahinter zurück stehen", sagt Albert Schrenker. Alle rund 40 Mitarbeiter des Forstbetriebs sind daher regelmäßig mit dem Smartphone in ihnen zugewiesenen Waldbereichen von jeweils etwa 250 Hektar unterwegs. Grüne Nadeln am Boden, winzige Bohrlöcher in der Rinde oder Bohrmehl, das an Kaffeepulver erinnert, am Fuß der Stämme zeigen ihnen, dass der Buchdrucker zugeschlagen hat.

Schnelligkeit entscheidet

"Der Mitarbeiter setzt dann einen roten Punkt mit den entsprechenden Koordinaten", erklärt Miriam Jantur. Dazu kommt eine Beschreibung, wie viele Bäume betroffen sind, mit wie viel anfallendem Schadholz zu rechnen ist, ob der Einsatz der Erntemaschine Harvester angesagt oder ein motormanueller Einsatz von Waldarbeitern geraten ist. Neben den Mitarbeitern der Forstbetriebe sind auch Dienstleister, die das Fällen und den Transport der Bäume übernehmen, in das Informationsnetz eingebunden. Alle Informationen laufen als Borkenkäfer-Monitoring (BoKäMon) bei der Zentrale der BaySF zusammen.

Das so koordinierte Zusammenwirken aller Beteiligten soll sicherstellen, dass Probleme wie Käferbefall, aber auch Windwurf oder Schneebruch schnell erkannt, die Schadbäume entfernt werden und so eine Ausbreitung der Schädlinge verhindert wird.

Doch der Buchdrucker ist nur ein Gegner. Ein zweiter ist schwerer auszumachen. "Der Kupferstecher befällt meist zuerst die Krone, das ist vom Boden aus nicht einfach zu erkennen", sagt Miriam Jantur. Deshalb wird auch schon Luftunterstützung eingesetzt. Flugzeuge mit Wärmebildkameras machen Aufnahmen der Wälder, auf denen solche Probleme erkannt werden können.

Befall stieg stark an

Die Zahl der Bäume, die wegen des Käferbefalls gefällt werden müssen, ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. "Ein Anteil von fünf bis zehn Prozent am Gesamteinschlag ist normal", sagt Albert Schrenker. 2018 stieg dieser aber auf bis zu 40 Prozent an. In diesem Jahr rechnet der Leiter des Forstbetriebes damit, dass gar keine gesunden Stämme geerntet, sondern der gesamte Einschlag durch Schadholz gedeckt wird. "Das ist keine Katastrophe", sagt Schrenker. Schließlich wird noch nicht mehr Holz entnommen als sonst auch. Doch nach der Zukunft befragt, nennt er sie "besorgniserregend". Die Forstwirtschaft reagiert mit Vielfalt. Mindestens fünf Hauptbaumarten sollte ein Wald aufweisen. Tannen und Douglasien werden bessere Aussichten im Klimawandel eingeräumt als Fichte und Kiefer. Eichen, Buchen ebenso, aber auch Speierling, Walnuss oder Elsbeere. Rund 50 Baumarten gibt es in Mitteleuropa. Warum also nicht auch Esskastanie oder Korkeiche in deutschen Wäldern ausprobieren?

Doch im Augenblick beherrscht der Kampf gegen den Käfer die Arbeit der Forstleute. Er findet praktisch ausschließlich mechanisch statt. "Chemieeinsatz wollen wir vermeiden, das wäre erst ein Mittel, wenn der Wald anders nicht zu retten wäre", sagt Albert Schrenker.

So weit ist es noch lange nicht. Doch damit es möglichst nicht so weit kommt, wäre lang anhaltender Regen eine wesentliche Voraussetzung. Bleibt er auch in diesem Sommer aus, was einige pessimistische Prognosen vermuten, dann wird der Niedergang der Fichte beschleunigt - und nicht nur ihrer.