Mode Nach vielen Jahren der modischen Entbehrung können es die Männer endlich wieder den Frauen gleichtun. Auch sie schmückt die traditionelle Kleidung.
von unserem Mitarbeiter Reinhard Löwisch
Fränkische Schweiz — Endlich, es ist geschafft. Nach Jahren der Entbehrung haben die Männer der Fränkischen Schweiz wieder eine Tracht. Diese ist nun in Frensdorf anlässlich des großen Trachtenmarkts der Öffentlichkeit präsentiert worden.
Viele Jahre lang konnten die Männer nur neidisch hinsehen, wenn sich ihre Frauen in hübsche Tracht kleideten. Es gab schlicht keinen Schneider, der dies auch für die Männer machen konnte.
Historische Vorbilder Die Schnitte mit allem Drum und Dran waren dabei seit Langem bekannt in der Szene.
Überall in der Fränkischen waren historische Männertrachten erneuert und geschneidert worden, nur hier im bekannten "Kernland der Tracht" - wie dies Birgit Jauernig, die Trachtenbeauftragte des Bezirks Oberfranken, einmal sagte - war tote Hose, im wahrsten Sinne des Wortes. Damit ist es vorbei: Dank einer jungen Frau, die sich der Herrn und ihrer Tracht annahm. Die Schneidermeisterin heißt Rosalie Postatny. Sie stammt aus Egloffstein, wohnt und arbeitet aber in Nürnberg. Ihr Kontaktperson in Sachen Tracht in die Heimat ist Dagmar Rosenbauer, die bekannte Trachtenfrau aus Kunreuth.
Mit ihr zusammen und einem Netzwerk an weiteren Fachleuten kümmert sie sich um alle Fragen rund um die erneuerte Männertracht, die wie schon bei den Frauen auch hier an historischen Vorbildern orientiert ist.
Beginnend mit dem Kopf: Dorthin gehört bei den Männern je nach Geldbeutel und Geschmack ein schwarzer "Schaufelhut", der als Regenschirmersatz zu einem Dreispitzhut umfunktioniert werden kann, ansonsten vorn aber eine breite und ausladende Krempe hat.
Man kann auch eine Mütze mit dem Fell von einem Marder aufsetzen. Schaut ein bisschen nach russischer Mode aus, ist aber bei uns als historisch korrekt, vor allem im Forchheimer Raum, nachgewiesen. Im Landkreis Bayreuth war mehr der Schaufelhut in Gebrauch, wie dies auf alten Bildern zu sehen ist. Das Hemd ist weiß und hat einen Stehkragen, der von einer dunklen, meist schwarzen Schleife aus Samt oder Baumwolle bedeckt wird. Zum weißen Hemd gehört eine Weste in Frankenrot oder in dunklem Grün, deren Knopflöcher mit goldenen Fäden gestickt sind.
Bequeme Hosen Allein bei den Knöpfen geben Puristen bis zu 100 Euro pro Knopf aus, weiß Walther Appelt. Er ist ein Kenner der Männertrachten. Es ist ein Statussymbol, das nur noch von der goldenen Taschenuhr oder hochgradig gestickten Hosenträgern übertroffen werden kann.
Als Hose trägt der fesche Mann heutzutage "Pantalon". Dabei handelt es sich um eine bequeme Stoffhose, die vorn einem Latz wie eine Lederhose hat. Die Strümpfe sieht man bei der Hose und den Schnallenschuhen nicht, daher liegt das Augenmerk auf der dunklen, kurzen Jacke, die man im Winter über den Wamst trägt.
Es gibt auch eine "Junger-Mann-Variante", die getrost zur Kirchweih im Dorf oder beim Oktoberfest getragen werden kann, ohne antiquiert zu wirken.
Das versichert die Schneidermeisterin höchstselbst: eine rote Weste mit goldenen Knopflöchern auf weißen Hemd, dazu eine klassische Jeanshose. Wichtig dabei sei der Schnitt: "Der soll kein Oberbayern-Replikat sein und keine Fantasieuniform, sondern historisch korrekt und damit geografisch zuordnend", sagt Postatny.
Wie eingangs erwähnt, benötigt man ein gutes Netzwerk an Fachleuten, um den Mann komplett in Tracht einzukleiden. Bei Dagmar Rosenbauer, Tel. 09199/8952 in Kunreuth könnten sich die Männer einen Termin geben lassen, an dem er und die Schneiderin aus Nürnberg sich treffen. Dort, in dem kleinen Trachtenladen werden anschließend die passenden Stoffe ausgesucht sowie die Schnitte besprochen und auch das Material.
Das Schneidern selbst erledigt dann Rosalie Postatny in ihrer Werkstatt in Nürnberg. Die Schuhe kommen von einem Fachmann, eine etwaige Lederhose vom Kirschner und der Hut kommt aus der Rhön.
Normalerweise, so Dagmar Rosenbauer, nimmt man Fachleute aus der Region. Wenn es aber bestimmte Handwerke wie den Hutmacher hier nicht mehr gibt, muss man größere Kreise ziehen. Die "Trachtler" in Franken kennen sich untereinander von den Märkten in Frensdorf und Greding und wissen daher, was wer wie machen kann.
Schritt für Schritt So entsteht Schritt für Schritt ein Gesamtkunstwerk, das von wenigen Hundert Euro bis zu einigen Tausend teuer sein kann; je nach Intention und Geldbeutel.
Marianne Bogner, die Frauentrachtenschneiderin des Fränkische-Schweiz-Vereins begrüßt den Neustart in Sachen Männertrachtenmode. Sie beteiligte sich ebenfalls jahrelang an der Suche nach einem Männertrachtenschneider. Sie freut sich darüber, endlich den Nachwuchs auch hier einbinden zu können.