Machen uns die Hygiene-Maßnahmen anfälliger?

1 Min
Auch in Corona-Zeiten darf das Grippe-Risiko nicht unterschätzt werden, mahnen die Coburger Mediziner.
Auch in Corona-Zeiten darf das Grippe-Risiko nicht unterschätzt werden, mahnen die Coburger Mediziner.
Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Die Erkältungswelle bei Kindern ist da, bundesweit und bei uns. "Berichte über hohe Infektraten in Kindergärten sind auch uns zu Ohren gekommen", bestätigt Dr. Ulrich Mauser vom Coburger Gesundheitsam...

Die Erkältungswelle bei Kindern ist da, bundesweit und bei uns. "Berichte über hohe Infektraten in Kindergärten sind auch uns zu Ohren gekommen", bestätigt Dr. Ulrich Mauser vom Coburger Gesundheitsamt. Ob das damit zu tun hat, dass die Menschen im vergangenen Jahr viel Zeit zu Hause verbracht haben, wenig Kontakte zu anderen und damit auch zu Viren hatten und obendrein Masken getragen haben, kann Mauser aber nicht sagen. Es gebe keine "belastbaren Zahlen" zur Frage, ob Menschen deshalb nun schneller auf Viren anspringen. Tatsächlich habe man aber im letzten Winter einen Rückgang der "banalen Erkältungserkrankungen" feststellen können. Dass diese Krankheiten nach der Aufhebung der Kontaktbeschränkungen wieder ansteigen, sei durchaus denkbar, sagt Mauser.

Dr. Ullrich Zuber, Vorsitzender des Coburger Hausarztvereins, erklärt, warum das so ist. "Das Immunsystem benötigt eine wiederholte Kontaktsituation mit potenziellen Krankheitserregern, um trainiert zu bleiben. Dies betrifft insbesondere Kinder." Kontakte zu anderen seien für das Immunsystem wichtig. Dass Kontakte reduziert waren und teils immer noch sind, sei mit ursächlich für die Schnupfen-Häufung. Dennoch sieht Zuber keinen Grund zur Sorge. "Das Immunsystem ist nicht unreif, sondern wird dadurch weiter entwickelt, gestärkt und trainiert. Die Kinder holen einfach Infektionen nach."

Dass auf Coburg eine regelrechte Erkältungs- oder Grippewelle zurollt, glaubt Zuber aber nicht. "Auch wenn die Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen gelockert beziehungsweise persönlich reduziert werden, ist eine Epidemie so nicht zu erwarten." Außerdem sei die Bevölkerung bezüglich Infektionen durch Corona sensibilisiert. "Dies wird wahrscheinlich auch künftige Infektionshäufungen reduzieren", glaubt Zuber.

Keine Meldepflicht bei Erkältungen

Belastbare Zahlen zu gewinnen, sei aber schwierig, schränkt Ulrich Mauser ein. "Erkältungserkrankungen sind nicht meldepflichtig, und auch bei Influenza gibt es nur eine Meldepflicht für den Labornachweis", erklärt der Leiter des Gesundheitsamtes. In der Grippesaison 2020/21 sei dem Gesundheitsamt in Coburg nur ein einziger Influenzafall gemeldet worden. Das liege daran, dass die Corona-Schutzmaßnahmen die Grippefälle reduziert hätten, zum anderen hätten die Ärzte möglicherweise auch weniger Laboruntersuchungen veranlasst, weil das Augenmerk auf Corona gelegen habe.

Ärzte raten zur Grippe-Impfung

Sowohl Zuber als auch Mauser raten dazu, sich gegen Grippe impfen zu lassen. "Wir dürfen bei Influenza nicht nachlässig werden", betont Zuber. Die Schutzimpfung müsse sogar intensiver als bisher genutzt werden. "Neue Studien bestätigen einen eindeutigen Herz-schützenden Effekt - und dies nicht nur bei schon Herzerkrankten", erläutert der Vorsitzende des Hausarztvereins. "Da die Grippeschutzimpfung auch zusammen mit der Corona-Impfung gegeben werden kann, wäre es eine hervorragende Möglichkeit, den gefürchteten Herz-Kreislauf-Komplikationen dieser Infektionen vorzubeugen."

Vor wenigen Tagen hat die Ständige Impfkommission (Stiko) grünes Licht für die Impfung gegen Corona und Grippe an einem gemeinsamen Termin gegeben. Voraussetzung sei, dass es sich beim Influenza-Vakzin um einen Totimpfstoff handele. Parallel-Impfungen sollten aber nicht in denselben Oberarm erfolgen, sondern verteilt auf unterschiedliche Gliedmaßen.