Loyce zögert. Ein Foto von ihr sei vielleicht doch keine gute Idee. Auf Facebook hatte sie ein Foto von sich und ihren Flechtwaren und Perücken gestellt. Un...
Loyce zögert. Ein Foto von ihr sei vielleicht doch keine gute Idee. Auf Facebook hatte sie ein Foto von sich und ihren Flechtwaren und Perücken gestellt. Und schon bekamen ihre Eltern in Uganda Probleme. Die Leute wollten Geld von ihnen, denn eine Tochter in Deutschland, die über ihren Onlineshop
www.flechthaarweltenshop.deWaren verkauft, die muss doch Geld haben.
Dabei möchte Loyce Nakalamba den armen Menschen in Afrika helfen. Kennengelernt hat sie auf ihren Reisen viele ärmere Leute.
In der Schule gelernt
Sie verdienen sich ihr Geld dort mit dem Flechten von Körben oder stellen Schmuck aus Papier und Steinen her. "Das lernt man dort schon ab der dritten Klasse", lacht Loyce.
Auch sie selbst hat das Flechten in der Schule gelernt, wie die anderen Kinder, die ihren Eltern helfen, um damit Geld zu verdienen. Sie verkaufen die Taschen, Körbe und Schmuck an Läden in den Städten, manchmal kommen auch die Geschäftsbesitzer zu den Leuten aufs Land und kaufen die Körbe ab. Loyce bezieht sie über eine Organisation, die ihrerseits die Ware von den ärmeren Leuten aus Uganda, Ghana oder beispielsweise Madagaskar kauft und diesen Menschen direkt den Erlös zukommen lässt. Das ist Geld, um die Schule in Afrika bezahlen zu können, Geld für Lebensmittel und für Medikamente.
Seit 2008 lebt Loyce in Deutschland. Vor vier Jahren ist sie mit ihrem deutschen Ehemann nach Gräfenberg gezogen. "Hier fühle ich mich zu Hause", sagt Loyce. Eine Asylbewerberin ist sie nicht, trifft aber in den vergangenen Monaten immer wieder Menschen aus Ländern ihrer früheren Heimat.
Nicht alle Asylbewerber würden vor einem Krieg fliehen, sagt Loyce. Es seien die "Räuber", so nennt sie die Schleuser, die den ärmeren Leuten von Europa vorschwärmten und ihnen Arbeit und Geld in Deutschland oder anderswo versprechen würden. Die ärmeren Landsleute würden dann sogar ihr Haus verkaufen, damit jene Familienangehörigen, die sich auf die Schlepper einlassen, die waghalsige Flucht antreten können. Manche würden sich Geld von den "Räubern" leihen, um in Deutschland leben zu können.
Doch das große Geld bleibe aus. Die Schulden müssten aber beglichen werden und nicht selten müssten Angehörige diesen Kredit als Sex-Sklave abarbeiten.
Heißes Wasser
Während Loyce das erklärt, zieht sie mit beiden Händen an einem handgeflochtenen Korb in den Farben Beige, Grün und Orange.
"Da muss heißes Wasser drüber, damit er rund wird", erklärt die 36-Jährige.
Auf dem Fensterbrett steht ein kleiner Frisierkopf mit geflochtenen Haaren. Geflochtene Haare, wie sie für Afrikanerinnen typisch sind. Nur Loyce hat glatte Haare mit leichten Wellen am Haarende. "Die Frauen wollen schön sein", sagt sie stellvertretend für die Afrikanerinnen und erklärt das Problem mit dem typischen Afrohaar: "Das ist nicht einfach. Es lässt sich nicht gut kämmen." Deshalb flechten die Frauen ihre Haare und lassen sie in den dünnen Zöpfchen. Nur wenn sie Zeit haben, kämmen sie die Haare, was sehr lange dauert. Oder die Frauen geben Chemie aufs Haar, damit es glatter wird und sich leichter kämmen lässt.
"Das macht die Haare kaputt", sagt Loyce, die deshalb im Friseurgeschäft ihrer Tanten in Afrika lernte, wie man Perücken und Haarersatzteile fertigt.
Auch diese Teile verkauft sie über ihren Onlineshop "flecht-haarwelten" an Kunden aus Österreich, der Schweiz, Frankreich oder Italien. Auch in Deutschland hat sie Kunden, hier in Gräfenberg indes nicht.
Die meisten Kundinnen, denen sie früher diese Haarersatzteile eingeflochten hat, waren Frauen, deren Haare durch das viele Blondieren kaputt wurden. "Viele Frauen färben sich hier ihre Haare blond", sagt Loyce, die in Deutschland, ob in Würzburg oder hier in Forchheim noch nie Rassismus erlebt hat. Zum Flechten hat sie selbst kaum mehr Zeit. Diese beanspruchen ihre beiden Kinder.