Live, digital und in Farbe ...
Autor: Michael Busch
Herzogenaurach, Dienstag, 15. Dezember 2020
Die Stiftung Seraphisches Liebeswerk Altötting als Trägerin des Herzogenauracher Liebfrauenhauses hat mit einer Spendenaktion ein Projekt realisiert, mit dem die Übertragung von Gottesdiensten aus der Hauskirche ermöglicht werden soll.
Michael Busch
Pfarrer Helmut Hetzel ist ehrlich. "Die Bandbreite dieses Angebotes ist enorm." Mit der Liveübertragung ins Internet böte sich eine neue Möglichkeit, Gottesdienste in der Coronazeit zu den Menschen zu bringen. "Die Senioren hier sind begeistert, da es oft beschwerlich ist, in den Gottesdienst zu kommen", erklärt er die eine Seite. Aber es gebe auch diejenigen, die sagen, "dass es hervorragend sei, weil man nun nebenbei kochen könne".
"Das will ich nicht", erklärt der Stadtpfarrer. Aber er ist sich mit dem Gesamtleiter des Liebfrauenhauses, Norbert Clausen, einig, dass die aktuell geschaffene Möglichkeit eine gute Idee sei.
Kabel waren weg
Dank mehrerer Einzelspenden im Rahmen der Weihnachtsspenderei und "vor allem dank zweier großzügiger Spenden der beteiligten Firmen Axis und IT-Systemhaus und des engagierten Einsatzes der internen IT-Abteilung konnte die Stiftung des Seraphinischen Liebeswerkes (SLW) Altötting dieses Projekt kurzfristig realisieren, so dass bereits an den Weihnachtstagen eine Übertragung möglich ist", sagt Clausen. Die Idee selber habe unabhängig von Corona einen Hintergrund. 2018 zog das Altenheim, das bis dato in den Häusern des Liebfrauenhauses untergebracht war, in den benachbarten Neubau. "Dabei wurde die bisher vorhandene Übertragung der Gottesdienste in die Zimmer nicht aufrechterhalten", erläutert der Leiter. Und ergänzt: "Bevor nun irgendwelche Kabel neu zu verlegen, haben wir uns für diese Möglichkeit entschieden." Die Zimmer der Bewohner hätten Fernseher, die in der Regel internettauglich seien. "Wir helfen, im Vorfeld natürlich auch, die Voraussetzungen für den Empfang der Gottesdienste zu schaffen", sagt Hetzel.
Denn primär gehe es darum, dass Menschen, die nicht mehr in die Kirche gehen können, trotzdem an "ihren" Gottesdiensten teilhaben zu können. "Insbesondere ältere Menschen können so einen Teil ihrer Lebenstradition weiterführen und am kirchlichen Leben der Stadt teilhaben", sagt Clausen. Und Hetzel sagt, dass ihm von einer Frau mitgeteilt wurde, dass sie aufgrund der fehlenden Beweglichkeit gerne Gottesdienste im Fernsehen verfolge. Die Frau habe ihm zugesichert, "dass ich selbstverständlich dann meine Gottesdienste aus der Stadt Herzogenaurach einschalten werde".
Moralische Verpflichtung
Die technische Einrichtung sei aber nur ein Teil der Arbeit, erklären die Beteiligten. Doch damit die Liveübertragung auf der Homepage www.liebfrauenhaus.de einwandfrei laufen kann, gelte es noch mehr zu beachten. So wurde die Übertragung bei der Bayerischen Landesanstalt für neue Medien angezeigt, obwohl diese Art der Übertragung genehmigungsfrei sei. Aber von allen Menschen, die vor die Kamera treten, also nicht nur der Pfarrer, sondern auch die Ministranten oder Laien, müsse das Einverständnis geholt werden, um die Persönlichkeitsrechte zu wahren.
"Der Datenschutz spielt auch eine Rolle", sagt Hetzel. Denn man dürfe nicht vergessen, dass die Gottesdienste dann erst mal im Internet stehen. Man wisse noch nicht genau, ob man die Streamings länger zur Verfügung stellen möchte - technisch sei das kein Problem, aber ob man das wolle, sei etwas anderes. Im Fazit sei man glücklich, dass diese Möglichkeit bestehe. Denn letztlich sei das Gebot der Stunde, Abstand zu halten. Das widerspricht im Grunde den christlichen Vorstellungen. Mit den Übertragungen komme es aber zu einer anderen Gemeinschaft, die die Menschen dann doch ein Stück näher bringt.