Eier werden weiter verwertet
Dass die aussortierten Eier weiter verwertet würden, sei sehr sinnvoll, so Hans Rebelein, Geschäftsführer des Kreisverbandes Lichtenfels-Coburg vom Bayerischen Bauernverband (BBV). In dem Produkt stecke wertvolle Energie, viel Eiweiß und auch viel Arbeit, so seine Aussage. Das ist aber auch das einzige Positive an der Angelegenheit. Auch er ist nämlich der Ansicht, dass es sich bei dem Gesetz um ein Täuschungsmanöver für die Verbraucher handele. "Als Landwirt steht man zwischen Gesellschaft und Wirtschaftlichkeit." Er kann sich gut vorstellen, dass einige Eier-Produzenten ins Ausland abwandern und dort produzieren oder, was er noch befürchtet: dass Legehennen gleich im Ausland gekauft werden, um auf deutschem Boden dann deutsche Eier zu legen, wofür in Deutschland kein Küken getötet werden musste. Das sei einfach ein Geschäft! Die Vorschriften seien ja nur in Deutschland einzuhalten. "Aber man lässt den Import von Produkten, die in Deutschland verboten sind, zu. Dann werden halt Legehennen aus dem Ausland durch die ganze Republik gekarrt. Dann gibt es statt Regionalität nur lange Transportwege für die Tiere", bedauert er nicht ohne Grund. "Die Weichen werden politisch so gestellt, dass es eigentlich nicht machbar ist! - Das ist Verbrauchertäuschung!"
Mitschuld der Verbraucher
Kritisch äußert sich auch der stellvertretende BBV-Kreisobmann, Lothar Teuchgräber: "Das Gesetz ist gut gedacht aber schlecht realisierbar und dank internationaler Handelsrechte nicht umsetzbar."
Es verlagere die heimische Landwirtschaft ins Ausland: "Die Legehennen, die in Deutschland Eier legen, kommen dann aus Polen oder Tschechien. Da ist nämlich das Kükentöten nicht verboten!", rollt er verständnislos mit den Augen. Teils hätten die Verbraucher aber auch Mitschuld an der Entwicklung: ein Hähnchen wachse nun mal nicht bei Aldi in der Gefriertruhe, so der 50-jährige Obmann. Es sei ein Lebewesen. Nur die Wertschätzung bei den Menschen sei nicht mehr da.
Dazu hätte auch die Industrie ihren Part beigetragen: Die Leute erschrecken, wenn sie die niedlichen Küken sehen, die in Deutschland getötet werden, doch bei den ganzen Fertigprodukten, in denen Ei verbacken oder verwendet wird, frage sich keiner, wo das herkomme. "Es kommt größtenteils als Flüssig-Ei aus Brasilien! Kekse, Fertigkuchen, Eier-Nudeln - da steht nicht drauf, wo das Ei herkommt!"
Verbraucher zahlen mehr für regionale Eier
Eine mögliche Alternative zum Töten der Hähnchen wären die sogenannten Zweinutzungshühner: Bernhard Storath , Bio-Bauer aus Ebensfeld, hat schon länger Zweinutzungshühner auf seinem Hof. Die jungen Legehennen kauft er bei einem Züchter in Unterfranken. Rund 300 Tiere einschließlich mehrerer Hähne hält Storath und zeigt sich freudig überrascht, dass die Nachfrage trotz der etwas höheren Kosten für ein Ei nach wie vor groß ist: "Die Verbraucher sind bereit, für Regionalität etwas höhere Preise zu zahlen!"
Für die Massenproduktion würde sich das aber nicht eignen. Denn so Lothar Teuchgräber: "Das Fleisch eines Bruderhahns ist nicht mit dem eines Masthähnchens vergleichbar, es ähnelt eher dem eines Suppenhuhns." Und wo dann diese Tonnen von Bruderhahnfleisch jährlich landen, stünde in den Sternen. "Wir befürchten, dass dieses Fleisch auf afrikanischen Märkten entsorgt und dort die mit deutschen Entwicklungsgeldern geschaffenen einheimischen Strukturen zerstören wird". Er sei gespannt, wie und ob sich die Ministerin äußern wird: diese Vorwürfe muss sie sich in einem offenen Brief des Bundesverbands mobile Geflügelhaltung e.V. gefallen lassen. Und der fordert: "Wir legen Ihnen hiermit nahe, vor allem Ihre Aussage, dass...künftig in Deutschland nur noch Eier ohne Kükentöten produziert werden', zeitnah den korrekten Tatsachen anzupassen. Denn in der dargestellten Form ist sie definitiv falsch".