Ausbildung Seit Oktober gibt es in Lichtenfels die Möglichkeit zu studieren: das Kombistudium Pflege Bayern/Tirol.
von unserer Mitarbeiterin Lisa Kieslinger
Lichtenfels — Pflegeberufe gelten für viele junge Leute als nicht sonderlich attraktiv. Besonders zu sehen ist das an den Bewerbungen: Vor fünf Jahren gingen bei der Berufsfachschule Krankenpflege in Lichtenfels 200 Bewerbungen ein. Im Jahr 2013 waren das schon nur noch 67 geeignete Bewerbungen. Als Schulleiter Harald Engel diese Fakten dem ärztlichen Direktor Bernd Greger erzählte, war beiden klar: es muss etwas getan werden. Nur was? Der ärztliche Direktor hatte damals zur Pflegeschule in Altötting persönliche Kontakte und erfuhr in diesem Zusammenhang, dass die Berufsfachschule in Altötting eine Kooperation mit der Privaten Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik in Tirol - kurz Umit - eingegangen ist.
Diese Universität führt das System, eine Art duales Studium, nun schon seit acht Jahren mit Pflegeschulen in Tirol durch. Seit zwei Jahren wird diese Kooperation auch mit deutschen Partnern angeboten, den Anfang machte die Schule in Altötting.
Schulleiter Harald Engel und ärztlichem Direktor Bernd Greger war klar, das diese Kooperation auch etwas für ihre Berufsfachschule wäre. Nachdem der Geschäftsführer der Klinik, Michael Jung, mit ins Boot geholt worden war, haben sie Kontakt zur Uni in Hall aufgenommen und einen Termin für ein persönliches Gespräch ausgemacht. Bei diesem Termin im März 2014 wurden dann die Eckpunkte abgeklopft. Das heißt: es wurde geschaut, welche Anforderungen die Berufsfachschule leisten muss, damit die Kooperation funktionieren kann. Beispielsweise mussten für das duale Studium Inhalte in andere Ausbildungsjahre verlegt werden, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.
"Nachdem das geklärt war, waren wir uns sicher, dass es für uns möglich und leistbar ist", so der Schulleiter. Im Juli dieses Jahres haben die Verantwortlichen dann den Vertrag in Hall unterschrieben.
Ablauf des Studiums Ulrike Bauer-Trolp ist die erste Schülerin in Lichtenfels, die das duale Studium absolviert. Im Oktober hat sie die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin mit 18 weiteren Schülern begonnen. Das erste Ausbildungsjahr läuft in der Berufsfachschule in Lichtenfels für alle gleich ab. Erst im zweiten Ausbildungsjahr beginnt das duale Studium richtig.
Ulrike Bauer-Trolp wird dann, neben der Ausbildung in Lichtenfels, wochenweise in Tirol sein , um dort an der Uni einzelne Modulveranstaltungen zu besuchen.
Am Ende des dritten Ausbildungsjahres schließt sie dann mit allen anderen Schülern die staatliche Prüfung zum Gesundheits- und Krankenpfleger ab. Danach warten noch zwei weitere Semester in Hall auf Ulrike Bauer-Trolp. Statt drei Jahren Ausbildung, wie ihre anderen Kollegen, dauert ihr duales Studium insgesamt vier Jahre. Abgeschlossen wird es mit einer Bachelorarbeit. "Meist wird für die Bachelorarbeit ein Praxisprojekt genommen, beispielsweise eine Studie hier im Haus durchgeführt", erzählt Harald Engel. Wenn Ulrike Bauer-Trolp dies alles erfolgreich besteht, bekommt sie den Abschluss Bachelor der Pflegewissenschaft verliehen.
Da die Umit eine private Universität ist, fallen auch Studiengebühren an. Diese belaufen sich pro Semester auf 2400 Euro, die von den Studenten selbst getragen werden müssen. "Das Haus beteiligt sich an den Kosten und übernimmt die Hälfte der Studiengebühren.
Dafür verpflichten sich die Studenten, dass sie nach der Ausbildung mindestens drei Jahre hier arbeiten", so der Schulleiter.
Vorteile gegenüber Ausbildung Ulrike Bauer-Trolp macht das duale Studium, um ihrem Beruf mehr auf den Grund gehen zu können. "Mich reizt einfach diese Kombination aus Praxis und Theorie. Und ich kann mein Wissen direkt auf Station anwenden", erklärt die Auszubildende. Dies sieht auch Schulleiter Harald Engel als berufsinhaltlichen Vorteil des dualen Studiums. "Die Studenten können das Wissen einfach leichter für die tägliche Arbeit auf den Stationen verfügbar machen", sagt der Schulleiter. Fachzeitschriften mit pflegewissenschaftlichem Wissen kämen an der Basis weniger an als das Gespräch mit einem qualifizierten Mitarbeiter.
Zudem sollen mit der Kooperation auch andere Bewerbergruppen wie beispielsweise Abiturienten für den Pflegeberuf erschlossen werden. "Man versucht dadurch eine Attraktivitätssteigerung für solche Berufe zu erreichen, besonders bei Abiturienten", erklärt Harald Engel.
Auch Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) sieht die Möglichkeit, durch diese Kooperation eine Attraktivitätssteigerung im Pflegebereich zu erreichen, damit noch mehr junge Leute den Beruf ergreifen. "Wir haben hier in Lichtenfels nun eine so hochwertige Ausbildung, die es in Bayern nur noch in Altötting gibt. Das macht einen froh", sagt der Bürgermeister. Auch trage der Studiengang zu einem lebendigeren Lichtenfels bei.