Der künftige Bürgermeister Michael Kastl sieht darin aber auch das größte Entwicklungspotenzial. Er setzt sich als oberstes Ziel, wieder mehr Leben in die Altstadt zu bringen.
Die Altstadtsanierung beschäftigt die Stadt seit Jahrzehnten. Nach Ferdinand Betzer, Eugen Albert und Helmut Blank wird sich nun auch der künftige Bürgermeister Michael Kastl damit beschäftigen müssen. Im Interview spricht er über die strukturellen Herausforderungen - wie die vielen Leerstände in der Altstadt.
Sie sind ab 1. Mai für die Stadt Münnerstadt verantwortlich. Drei Ihrer Vorgänger mussten sich mit der Anfang der siebziger Jahre ins Rollen gekommenen Sanierung der Altstadt beschäftigen. Welche ideellen und materiellen Werte der Stadt gilt es nach Ihrer Meinung besonders zu schützen oder gar zu verbessern?
Michael Kastl: Die Stadt Münnerstadt stellt aufgrund ihrer Geschichte, ihrer einmaligen Substanz an historischen Gebäuden und nicht zuletzt ihrer Lage ein wahres Kleinod dar. Es gilt hier, diesen einmaligen Charakter zu bewahren und gleichzeitig die Verkehrsflächen und die Gebäude in einem verträglichen Maße zu modernisieren. Das hat die Altstadt bitter nötig. Gerne darf auch mal ein moderner Tupfer die heutige Baukunst widerspiegeln, hierfür gibt es viele gelungene Beispiele.
Die Stadt Münnerstadt hat sich schon früh der Innenentwicklung verschrieben, diesen Weg möchte ich auch weiterhin verfolgen. Die aktuellen bundes- und landespolitischen Weichenstellungen hin zur Reduzierung der Flächenversiegelung könnten nochmals einen beachtlichen Schub zur Nutzung vorhandener, erschlossener Bausubstanz auslösen. Da hiervon insbesondere die Münnerstädter Altstadt profitieren könnte, gilt es, die sich hier bietenden Chancen frühzeitig zu erkennen und zu nutzen.
Sie sind im wahrsten Sinne ein Kind Münnerstadts. Die Familie hat komplett hier ihre Wurzeln. Man sagt Einheimischen diesbezüglich eine gewisse "Betriebsblindheit" nach. Wie gut ist die Infrastruktur in Münnerstadt beschaffen?
Das stimmt. Und gerade als Kind Münnerstadts ist mir schon früh aufgefallen, dass die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung der Stadt ja eigentlich gegeben sind. Mit der Autobahnanbindung, der zentralen Lage zwischen Bad Kissingen und Bad Neustadt und der Bahnanbindung ist Münnerstadt in punkto Verkehrsinfrastruktur sehr gut aufgestellt. Gymnasium, BBZ und Bestatterzentrum machen Münnerstadt zu einem überregional geschätzten Bildungsstandort. Das breite Spektrum an ehrenamtlichen Initiativen zur Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens im Stadtgebiet sucht seinesgleichen.
Konkurrenzfähige Gewerbegebiete sind hingegen derzeit nicht vorhanden, weshalb in der Vergangenheit leider einige Betriebe und damit auch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen abgewandert sind. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, wobei viele Wege zum Ziel führen können und auch alternative Denkansätze nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Wichtig ist es jetzt, einen Weg einzuschlagen und diesen auch konsequent weiterzuverfolgen.
Die größte strukturelle Herausforderung und gleichzeitig ein großes Entwicklungspotenzial sind die vielen Leerstände in der Altstadt. Dort, wo früher produziert, Handel getrieben oder gewohnt wurde, herrscht jetzt zum Teil gähnende Leere. Die Gebäude befinden sich in entsprechendem Zustand. Sie zu sanieren, stellt für jeden willigen Investor eine große Herausforderung dar. Dies wirkt in Kombination mit der verbesserungswürdigen Parkplatzsituation oft abschreckend. Das Bauen auf der grünen Wiese ist kalkulierbarer und einfacher. Oberstes Ziel muss es sein, wieder mehr Leben in die Altstadt zu bringen, denn sie ist das Herz der Stadt.