Das älteste Vorstandsmitglied des Altenburgvereins weiß einiges über den abgegangenen Landsknecht-Wegweiser vom Kaulberg. Vielleicht ist schneller ein Ersatzmann gefunden als gedacht.
Jutta Behr-GRoh
Burgbaumeister Paul Einwag hat gleich zum Telefonhörer gegriffen, nachdem er am 5. Januar in unserer Zeitung den Artikel "Landsknecht ging verloren" gelesen hatte. Er könne einiges dazu sagen, bot er der Lokalredaktion an. Und tatsächlich: Einwag kennt zumindest die jüngere Geschichte des kuriosen Wegweisers sehr gut. Da hat er dem Vorsitzenden des Altenburgvereins, Werner Hipelius, etwas voraus. Der hatte passen müssen, als der FT ihn auf den Wegweiser angesprochen hat. Einwag erklärt seinen Wissensvorsprung mit den Worten: "Ich bin das älteste Vorstandsmitglied." Der mittlerweile verschwundene Wegweiser wurde laut Einwag erst in den 1980er- Jahren angebracht - seinem altertümlich wirkenden Erscheinungsbild zum Trotz. Geschnitzt worden sei er von Franz Glaser aus Gaustadt, den er seinerzeit persönlich um den Gefallen gebeten habe.
Einwag war damals Beiratsmitglied im Altenburgverein und hatte um das Talent des Gaustadters gewusst.
Glaser bekam die Vorlage für die Landsknechtsfigur vom Verein. Woraus Einwag den Rückschluss zieht, dass es sich um ein Foto oder eine Zeichnung eines früheren, ebenfalls abgegangenen Wegweisers gehandelt haben könnte. Das würde erklären, warum die Altenburg-Verantwortlichen in den 1980er-Jahren ein Design in Auftrag gegeben haben, das an längst vergangene Zeiten erinnerte.
Auf jeden Fall, so der Burgbaumeister, muss Anfang der 1980er-Jahre der Wegweiser am Karmelitenbrunnen schon eine Zeit lang gefehlt haben. Nur so lasse sich erklären, dass dem Altenburgverein seinerzeit immer wieder Klagen zu Ohren kamen, weil Auswärtige die Zufahrt zur Altenburg nicht finden würden. Als Reaktion auf diese Beschwerden sei beschlossen worden (wieder) eine Orientierungshilfe zu schaffen.
Glaser stellte dem Altenburgverein seine Schnitzarbeit zum Nulltarif zur Verfügung. Ein Malermeister in städtischen Diensten namens Heinz Batz fasste den Landsknecht farbig, ehe er seinen Platz am Kaulberg zugewiesen bekam. Batz ist ein ehemaliger Mitarbeiter von Paul Einwag, der bis zu seinem Ruhestand das städtische Baubetriebsamt geleitet hat.
Unterschiedliche Theorien
Dass der Landsknecht-Wegweiser verschwunden ist, ist Fakt. Seit wann er im Stadtbild fehlt und warum, ist strittig. Unser Leser Peter Wolf vermisst den hölzernen Gesellen seit drei oder vier Jahren. Und er glaubt, dass er damals kaputt war, heruntergefallen ist und die Teile zwar gesichert, aber später unauffindbar waren. Einwag vertritt eine andere Theorie. Er ist überzeugt davon, dass der Wegweiser geklaut worden ist und bei Nacht und Nebel abmontiert wurde. Das geschah nach seinem Dafürhalten schon vor über zehn Jahren.
Auch auf die Frage, ob der Altenburgverein Ersatz beschaffen will, ist Einwag nicht um eine Antwort verlegen. Er hat schon Verbindung mit Franz Glaser aufgenommen. Der Gaustadter sei inzwischen 90 Jahre alt und zwar nicht mehr in der Lage, einen neuen Wegweiser nach alter Manier zu schnitzen. Er hat dem Burgbaumeister aber angeboten, er könne sich aus seinem Fundus an geschnitzten Figuren etwas Geeignetes aussuchen. Das wolle er demnächst tun, sagt Einwag.
Vielleicht geht der Wunsch von Werner Hipelius jetzt schneller in Erfüllung gehen, als gedacht: Der Vorsitzende des Altenburgvereins hegte die Hoffnung, dass sich nach der Veröffentlichung im FT über den Wegweiser jemand finden möge, der einen "Ersatzmann" spendiert. Denn freie Mittel für einen neuen Wegweiser haben die heutigen Burgherren angesichts vieler Aufgaben keine.