Lebenshilfe konsolidiert sich: „Im November war kein Geld mehr da“

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„Von Anfang des Jahres an hat sich die Liquidität unserer Lebenshilfe so bedrohlich entwickelt, dass die Zukunft unseres Vereins tatsächlich stark bedroht war“, verdeutlichte der Erste Vorsitzende der Lebenshilfe Kronach , Florian Kleine-Herzbruch, bei der Mitgliederversammlung am Dienstag. Ein Hilferuf an die Politik habe glücklicherweise schnell Wirkung gezeigt. Bei einer kurz darauf mit Landrat Klaus Löffler und weiteren Kommunalpolitikern und Abgeordneten anberaumten Gesprächsrunde – die erste von vielen weiteren – wurden die Probleme transparent angesprochen und der Lebenshilfe gleich Unterstützung zugesagt.

„2025 war ein schwieriges und anstrengende Jahr“, schloss sich ihm Geschäftsführer Christian Cartus an. Als man Ende November die Jahressonderzahlungen – „Weihnachtsgeld“ – zahlen musste, seien die Konten leer gewesen. Die doppelte Gehaltszahlung mit einer Belastung von fast einer Million Euro habe quasi die Ersparnisse unters Jahr aufgebraucht.

Bei der nächsten Gehaltszahlung sei klar gewesen, es alleine nicht weiter schaffen zu können. Man habe die Politik darauf aufmerksam gemacht, zumal man unter anderem auch durch politische Themen an diesem Punkt angelangt sei. Unter Beteiligung der Politik, allen voran des Landrats, aber auch der Kostenträger – dem Bezirk sowie der Regierung von Oberfranken – habe man sich „nackig“ gemacht und alles auf den Prüfstand gestellt.

Man habe viele Baustellen, aber man wisse jetzt, wo wirtschaftlich die Reise hingehe. So konnte man Maßnahmen ableiten, darunter auch weitere Fördermöglichkeiten. Bei den aktuellen, sich schwierig gestaltenden Verhandlungen mit dem Bezirk bleibe man konsequent und man erfülle alle Vorgaben. Dank gebühre auch MdL Jürgen Baumgärtner , liege doch mittlerweile ein Förderbescheid aus der Fraktionsreserve in Höhe von 212.000 Euro vor.

Eine große Hilfe, so Vorsitzender Florian Kleine-Herzbruch, stellte der von der Stadt Kronach mit Erster Bürgermeisterin Angela Hofmann gewährte Personalkostenzuschuss von 40.000 Euro dar. „Die Runden brachten schnelle und unkomplizierte Hilfe mit sich, aber auch viele Aufgaben, die die Lebenshilfe das ganze Jahr über beschäftigten“, erklärte Kleine-Herzbruch, in Zusammenarbeit mit einem externen Unternehmensberater jeden Stein umgedreht zu haben, um sich besser für die Zukunft zu rüsten.

Man habe Hilfe von außen erhalten, sagte auch Geschäftsführer Cartus, aber sich auch weitgehend aus eigener Kraft wieder stabilisiert. Darauf sei man stolz. „Die Lebenshilfe wird nicht von heute auf morgen wieder in Glanz und Gloria dastehen, aber wir werden gemeinsam Schritt für Schritt gehen“, kündigte Cartus an.

Der besondere Dank des Vorsitzenden galt hier dem Geschäftsführer Christian Cartus, Kassier Thomas Rauh und den Damen der Buchhaltung für ihren außergewöhnlichem Einsatz. Gleiches gelte für die Belegschaft für ihre bedingungslose Treue.

„Aber auch viele tolle Momente“

„In dem Jahr gab aber auch wieder viele tolle Momente“, bekundete Vorsitzender Florian Kleine-Herzbruch. Beim großen Benefiz-Konzert im Landesgartenschau-Park setzten zahlreiche Besucher ein wichtiges Zeichen für Inklusion, Freiheit und Demokratie. Das Konzert war zugleich Generalprobe für „Festung rockt“, wo die „Horst Frenzel Bänd“ ihr bisher größtes Konzert spielte und gleich für 2026 wieder angeheuert wurde. Auch bei einer Spende von 10.000 Euro von „1000 Herzen für Kronach “ an die Lebenshilfe sorgte die Band für die Umrahmung. Zudem gab es etliche weitere Events – wie die Namensgebung fürs Wolfgang-Eckert-Hetzel-Haus, das Sommerfest der Schule und Wohnheime oder der Auftritt der „ Kids vom Ring“ bei der Kinder-Uni.

Scharf prangerte Florian Kleine-Herzbruch die vom Bundeskanzler geplanten Kürzungen bei der Eingliederungshilfe an, nachdem laut Ansicht von Friedrich Merz steigende Kosten von bis zu zehn Prozent in diesem Bereich nicht mehr akzeptabel seien. „Es kann nicht sein, dass der Rotstift ausgerechnet bei jener gesellschaftlichen Gruppe angesetzt wird, die ohnehin von politischen Entscheidungsträgern übergangen wird“, erboste er sich. Teilhabe sei Menschenrecht und dürfe keinesfalls zu Luxus für gute Zeiten verkommen.

Sehr beschäftige den Vorsitzenden der Mitgliederschwund der Lebenshilfe generell sowie in Kronach . „Der bundesweite Trend mit einem Rückgang von 10.000 Mitgliedern seit 2023 bestätige sich leider auch bei uns.“ Kleine-Herzbruchs Dank galt allen, die ihn in seiner Arbeit unterstützen. Mit dem gleichen Zusammenhalt wie bisher werde man auch die bevorstehende weiterhin herausfordernde Zeit meistern.

Bedarfe steigen

Die Berichte aus den Fachbereichen verdeutlichten eine durchwegs starke Auslastung, so dass man ein ums andere Mal personell, zum Teil aber auch räumlich an Kapazitätsgrenzen stößt. „Unser Haus wird langsam zu klein“, appellierte Marion Schönborn, Leiterin der Petra-Döring-Schule, wo derzeit an die 100 Kinder beziehungsweise Jugendliche in acht Schulklassen und zwei schulvorbereitenden Gruppen betreut werden. „Die Bedarfe der Kinder wachsen stetig“, verdeutlichte auch die neue Leiterin der Frühförderstelle Kronach mit der Zweigstelle in Hirschfeld, Jana Hofmann, dass aktuell keine Förderplätze mehr frei seien und die Warteliste anwachse.

Nachdem die langjährige Leiterin Elisabeth Naß Ende des Jahres in den Ruhestand tritt, wird Jana Hofmann ab dem kommenden Herbst die Leitung in Tandem mit der dann aus ihrem Erziehungsurlaub zurückkehrenden Vanessa Müller-Spichal ausüben. Für die auf neun Gruppen angewachsene Heilpädagogische Tagesstätte zeichnet – neu – Lisa Spindler verantwortlich.

Sebastian Spichal, Leiter des Ambulant Unterstützten Wohnens sowie der stark frequentierten Offenen Hilfen, ging auf aktuelle Problematiken ein. Hierzu zählten insbesondere ein Mangel an Ärzten, vor allem Psychiater, die Wohnungsnot in Kronach , eine zunehmende Heterogenität in der Gruppe sowie immer mehr psychische Probleme der Nutzer.

Der Leiter der beiden Wohnheime, Jörg Klimaschewski, zeigte sich stolz auf die „Horst Frenzel Bänd“, die sich neben den „ Kids vom Ring“ als weiteres Aushängeschild der Lebenshilfe etabliert habe.

Die Beratungsstelle für Lebenshilfe-Mitglieder wird durch Susanne Gerstner vertreten, die wiederum großen Einsatz zeigte. hs