Die CSU-Direktkandidatin für den Wahlkreis Bayreuth/Forchheim erreicht 46,5 Prozent der Erststimmen und damit rund zehn Prozent weniger als ihr Vorgänger Hartmut Koschyk. Sie ist damit nicht zufrieden.
Josef Hofbauer
Die ersten Parteifreunde wollten Silke Launert bereits kurz nach 17 Uhr gratulieren, als sie zur Wahlparty im Lokal Engins' Ponte eintraf. Den Tag hatte sie der Entspannung gewidmet. "Ausschlafen, sich den Kindern widmen, Wäsche machen und Eis essen", schildert die CSU-Direktkandidatin ihren Wahlkampf-Endspurt.
Noch herrscht im Lokal gelöste Stimmung. Hier eine innige Umarmung, da eine herzliche Begrüßung. Es wird locker geplaudert. Der CSU-Kreisvorsitzende Michael Hohl, der beim CSU-internen Kampf um das Direktmandat Silke Launert den Vortritt lassen musste, überreicht siegessicher der Nachfolgerin von MdB Hartmut Koschy einen großen Strauß roter Rosen. Die Anspannung - auf einer Skala von 1 bis 10 nach eigenen Angaben auf Stufe 7 - war Silke Launert deutlich anzumerken. "Ich habe alles gegeben", behauptet die Parlamentarierin, die sich nach einem Kräfte zehrenden Wahlkampf auch "ein wenig müde" fühlte.
Der Jubel bleibt aus
Der Jubel, den es noch vor vier Jahren gegeben hatte, bleibt den CSU-Mitgliedern diesmal im Halse stecken, als die erste Hochrechnung bekannt gegeben wird. Da kann auch die Tatsache, dass die Unionsparteien stärkste Kraft im Bundestag bleiben, nicht hinwegtrösten. "Das ist schon enttäuschend", bekennt Silke Launert, "wir wurden vom Wähler abgestraft, obwohl wir die richtige Politik gemacht haben." Blockiert hätten andere. Offenbar hätten viele geglaubt, die AfD werde die Probleme lösen. Das könne aber gar nicht passieren, denn diese Partei sei in der Regierung nicht vertreten, sagt Launert.
"Auch in Bayern haben wir einen kräftigen Schienbeintritt von den Wählern bekommen", räumt Launert ein. "Offenbar stand Angela Merkel bei vielen CSU-Sympathisanten für eine "Flüchtlingspolitik der offenen Grenzen", mutmaßt Launert. "Wir haben offenbar nicht klar genug kommuniziert, dass dem nicht so ist", zeigt sich die Bundestags-Abgeordnete selbstkritisch.
Da ist das erste Wahlergebnis, das aus dem Wahlbezirk Neuses-Poxstall aus dem Kreis Forchheim nach Bayreuth gemeldet wird, Balsam für die geschundene Seele der CSU: 72 Prozent haben in dem Ebermannstadter Ortsteil für Silke Launert gestimmt. Bis alle 352 Stimmbezirke ausgezählt waren, fiel dieser Wert allerdings auf 46,50 Prozent. Damit liegt Silke Launert zwar deutlich hinter dem Ergebnis von Hartmut Koschyk, der vor vier Jahren 55,9 Prozent der Erststimmen holte. Bei seiner ersten Direktkandidatur anno 1994 hatte Koschyk um ein halbes Prozent weniger Direktstimmen eingefahren als Launert. Die Parlamentarierin könnte also zufrieden sein. Ist sie aber nicht. "Ich hätte mir gewünscht, dass ich noch mehr Menschen persönlich überzeugen kann", erklärt Launert, die das Abschneider der AfD "sehr schade" findet. Für den CSU-Kreisverband Bayreuth ist die Wahl ihrer Direktkandidatin "der einzige Lichtblick des Abends."