Grabstein Die Erinnerung an den vor 22 Jahren verunglückten Sport- und Extremkletterer Wolfgang Güllich ist auf dem Friedhof in Obertrubach nie verblasst. In einem Logbuch hinterlassen Freunde aus aller Welt ihre Danksagungen.
von unserem Mitarbeiter Franz Galster
Obertrubach — Wenn jetzt im Monat November viele Gläubige die Gräber ihrer Angehörigen besuchen, wird auch dieses Jahr wieder eine Grabstätte im Friedhof von Obertrubach, hinter der Pfarrkirche St. Laurentius, besonders im Blickpunkt stehen. Es ist jetzt 22 Jahre her, dass die Kletterwelt mit Wolfgang Güllich einen ihrer weltweit Besten verloren hat. In Obertrubach fand der Sport- und Extremkletterer seine letzte Ruhe.
Seine Eltern Ursula und Fritz Güllich hatte es beruflich nach Ludwigshafen verschlagen, wo Wolfgang 1960 auch zur Welt kam. Aufgewachsen in Dannstadt in der Pfalz, zog es ihn nach dem Abitur wieder zurück ins Land seiner Vorfahren, ins Frankenland. In seiner Wahlheimat Fränkischen Schweiz lebte er letztendlich seine Art der Kletterei. Klettern wurde dort zum Ausdruck seiner Lebensfreude.
Güllich setzte mit zahlreichen Erstbegehungen extrem schwieriger Kletterrouten Maßstäbe im Frankenjura, aber auch rund um den Globus.
Seine eigentliche Liebe gehörte dem Trubachtal. So war es sein Wille, im Todesfalle dort seine letzte Ruhe zu finden. Auf dem Friedhof hinter der St. Laurentiuskirche von Obertrubach fällt der Naturstein seines Grabsteins, mit Kletterutensilien geschmückt, besonders auf. In einem daran befestigten kleinen Kupferkästchen findet sich ein Logbuch. "Gracias maestro" ist nur eine von vielen Eintragungen, die von Wertschätzung und Danksagung zeugen. Beim Durchblättern taucht man unwillkürlich in eine tiefe, faszinierende Gefühlswelt der Kletterwelt ein. "Es läuft einem beim Durchblättern kalt und heiß den Rücken runter", beschrieb einmal Sylvia Müller von der Gemeindeverwaltung Obertrubach die spontanen Gefühle.
Spätestens beim Lesen der Widmungen in diesem Büchlein, mit Sprachen und Schriften vom ganzen Globus, wird einem klar, dass Wolfgang Güllich ein ganz Großer, fachlich wie menschlich, in seiner Branche gewesen ist. Ihm ist paradoxer Weise nicht die große Herausforderung des Kletterns zum Verhängnis geworden. Vielmehr starb er am 31. August 1992 an den Folgen eines Autounfalls auf der A9 bei Ingolstadt. Die Familie Ritter und Hedwig Reichel in Obertrubach kümmern sich um das Grab und alles Organisatorische, nehmen die Interessen um das Grab für die 300 Kilometer entfernt wohnenden Eltern wahr.
Ein Routenbuch im Gasthof Kroder in Schlaifhausen zeigt seine enge Verbundenheit mit der Region. Lebhaft erinnert sich Martha Walter, Tochter von "Oma Eichler", so nennen liebevoll die Kletterer den Zeltplatz und das Gasthaus in Untertrubach, an die Gruppe um Wolfgang Güllich.
Die Region als Kletterparadies wurde nicht zuletzt durch Wolfgang Güllich weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. Die Obertrubacher sind stolz auf Wolfgang Güllich und tun alles, ihn in würdiger Erinnerung zu behalten.