Kleist und die "alternativen Fakten"

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Die MGF-Theatergruppe "Eigen-Sinn" bei der Probe ihrer aktualisierten Fassung von Kleists Drama "Die Familie Schroffenstein", die am Freitag in der Stammbergerhalle aufgeführt wird. Foto: Klaus Klaschka
Die MGF-Theatergruppe "Eigen-Sinn" bei der Probe ihrer aktualisierten Fassung von Kleists Drama "Die Familie Schroffenstein", die am Freitag in der Stammbergerhalle aufgeführt wird. Foto: Klaus Klaschka

Den Begriff "alternative Fakten" kannte Heinrich von Kleist vor über 200 Jahren wohl noch nicht. Aber er stellte ihn 1803 in seinem ersten Drama "Die Famili...

Den Begriff "alternative Fakten" kannte Heinrich von Kleist vor über 200 Jahren wohl noch nicht. Aber er stellte ihn 1803 in seinem ersten Drama "Die Familie Schroffenstein" dar. Die Theatergruppe "Eigen-Sinn" des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums hat Kleists Drama in die Gegenwart katapultiert und wird dieses am kommenden Freitag ab 20 Uhr in der Dr.-Stammberger-Halle aufführen.
Fakt ist eigentlich nur, dass ein Kind tot aufgefunden wurde. Sicher ein schlimmer Schicksalsschlag für den Vater, der für sich aber offenbar eine einfache Erklärung der Ursache braucht. Ein Gerücht, verknüpft mit Umständen, die mit dem Tod des Kindes gar nichts zu tun haben, lässt ihn zu dem Schluss kommen, einen ganz bestimmten Mörder seines Sohnes ausgemacht zu haben.


Versöhnung am Ende

Die Konsequenzen, die er daraus zieht, führen fast in die Katastrophe, durch die völlig unnötig nicht nur der vermeintliche Mörder, sondern auch er selbst noch fataleres Leid erfahren. Fakt ist nämlich auch, dass aufgrund eines alten Erbvertrags das Vermögen einer Familie an eine andere fällt, wenn diese ausstirbt. Das ist mit dem Tod des Kindes der Fall, so dass dessen Vater und Inhaber dieses Vermögens argwöhnt, sein Sohn sei durch die andere Familie ermordet worden. Seine Rache ist deshalb, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Dass sich die ursprüngliche Feindschaft durch eine Liebesbeziehung in der nächsten Generation auflösen würde, spielt dabei zunächst keine Rolle. Die Missinterpretation um den ermordet geglaubten, jedoch in Wirklichkeit ertrunkenen Sohn klärt sich schließlich auf, es kommt zu einer Versöhnung der verfeindeten Familien.
In der aktualisierten Fassung durch die MFG-Theatertruppe ist eine ganz moderne Version des Dramas entstanden, bei der es ums Erben und Sterben, um Medienhype und natürlich um Liebe à la "Romeo und Julia" geht. Frei nach Kleist werden humorvolle, hintersinnige, groteske und auch romantische Szenen geboten, verspricht die Ankündigung.