Briefe an die Redaktion: Wer war denn bei den Konzerten in Kitzingen der Leidtragende?

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Zum Artikel "Stadt setzt auf Konzerte am Bleichwasen" vom 12. August erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:

Zum Artikel "Stadt setzt auf Konzerte am Bleichwasen"  vom 12. August erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:

Eines darf ich vorausschicken: Ich war nicht auf dem Mainkai oder sonstwo im Umfeld des Konzertgeländes, muss mir also nicht vorwerfen lassen, ich hätte ungerechtfertigt profitiert von den Veranstaltungen. Dennoch gefällt mir weder der Ansatz, künftige Zaungäste durch organisatorische Maßnahmen auszusperren, noch die "Verurteilung" von Menschen, die außerhalb der Veranstaltungsfläche die Konzerte genossen haben.

Zunächst halte ich es für unzulässig, Menschen, die sich auf öffentlichem Grund bewegen (oder auch nur sitzen), vorzuwerfen, sie hörten "illegal" etwas mit, das im Grunde nicht für ihre Ohren bestimmt sei. Das bringt die Sache einfach mit sich. Für mich heißt das im Umkehrschluss, dass ich künftig kein Weinfest-Feuerwerk mehr sehen darf, das ich nicht wenigstens durch Konsum eines Schoppens Wein mitfinanziert habe. Will man künftig verhindern, dass Dritte an einer Veranstaltung, gewollt oder ungewollt, teilhaben, muss man sich geeignetere Locations suchen.

Der Artikel hat für mich aber noch einige Fragen aufgeworfen und nicht beantwortet. Primär die Frage: Wer hatte einen Schaden? Waren die Konzerte Veranstaltungen zur finanziellen Unterstützung der Künstler, wie einmal behauptet wird? Eher nicht, denn diese erhielten ja offenbar Festhonorare durch den Veranstalter. Dann war also der Veranstalter der Leidtragende, der laut Artikel das finanzielle Risiko hat? Eher auch nicht, denn er wird ja durch die Stadt "aufgefangen" durch eine Garantieleistung von bis zu 15.000 Euro, von den Leistungen des Bauhofs und der Stadtverwaltung ganz abgesehen.

Somit ist es letztlich die Stadt selbst, die den finanziellen Schaden trägt. Diesen Aufwand muss man wohl unter "Stadtmarketing" verbuchen, also dem Versuch, Anstrengungen zu unternehmen, "damit wir aus dem Schatten von Würzburg, Nürnberg, München heraustreten", so Herr Gimperlein. Dieser Vergleich ist schon sehr weit hergeholt. Vielleicht wäre schon geholfen, wenn man konkurrenzfähig wird zu Orten wie Dettelbach, Iphofen oder Volkach?

Dazu aber bedürfte es mehr als Konzerte oder Stadtfeste. Wichtig wäre es etwa, eine funktionierende Innenstadt zu schaffen mit Einkaufsgelegenheiten oder Attraktionen, die zum Verweilen einladen. Der x-te Brillenladen, das neue Nagelstudio oder der gefühlt tausendste neue Döner-Bräter gehören dazu sicherlich nicht.

Bei künftigen Konzerten wird nun erwogen, den Mainkai zu sperren. Mein Resümee: Lasst es so, wie es ist. Eine für alle optimale Situation wird es eh nie geben, die angedachten Schritte sind ohnedies rechtlich oder ethisch zweifelhaft.

Alfred Teichmann

97318 Kitzingen