Er habe sich Drohungen wie "Ich bringe dich um" oder "verrecke doch an dem Gift" anhören müssen - sowie den Vorwurf, ein "williger Sklave" und "Handlanger" von "denen da oben" zu sein. Eingeschüchtert sei er davon nicht. "Klar bin ich über diese Gefühlsausbrüche erschrocken. Aber: Hunde, die bellen, beißen in der Regel nicht."
Deshalb scheut er auch nicht die Konfrontation im persönlichen Gespräch: "Wenn früher beim Stammtisch jemand Nonsens geredet hat, dann hat der auch schnell Gegenwind bekommen." Durch Facebook sei es aber schwieriger geworden, sachliche Diskussionen zu führen. "Auf Facebook bewegen sich die Impfgegner in ihrer eigenen Filterblase, die den Unsinn noch befeuert", erklärt er. Darum seien die wirklich radikalen Impfgegner gegen jegliche objektive Argumentation immun, findet er. "Diskussionen sind auch immer dazu da, zu hinterfragen, ob der andere vielleicht doch im Recht sein könnte - nur diese Menschen haben beschlossen, dass sie auf jeden Fall Recht haben."
Als Person des öffentlichen Lebens sehe Vorndran sich trotzdem in der Pflicht, Stellung zu beziehen und - unter anderem mit seinen strengen Einlassregelungen bei seinen Lesungen - Druck aufzubauen. Auch privat habe er dafür Konsequenzen in Kauf genommen: "Weil sie meine Meinung nicht akzeptieren konnten, habe ich in den letzten Monaten einige Freunde verloren." Erfreulich sei für ihn allerdings, dass die Mehrzahl der Kommentare auf seiner Facebook-Seite positiv ausfällt. "Da sehe ich, dass es wirklich nur eine kleine Minderheit ist, die laut und aggressiv ist." Vorndran hofft, dass - wenn die Pandemie vorbei und die Diskussion abgekühlt ist - jeder in sich geht und begreift, was da vor sich gegangen ist.
"Pandemie, Artensterben und Klimakatastrophe - all das hängt damit zusammen, dass es Menschen gibt, bei denen das Wort ,Verzicht‘ nicht zum eigenen Wortschatz gehört", sagt er. Er vermute, dass die Impfgegner von heute die Klimaleugner von morgen sein werden. "Und ich befürchte, dass sie vielleicht nur dann begreifen, dass es so nicht weitergehen kann, wenn es ihr eigenes Haus ist, das weggeschwemmt wird."
Kein Verständnis
Aber hat Vorndran auch Verständnis für Menschen, die keinen Verschwörungstheorien anhängen, aber aus anderen Gründen Vorbehalte gegen eine Impfung haben? Vorndran: "Wir haben jetzt ein halbes Jahr Impfungen hinter uns, und nach objektiver Betrachtung der Faktenlage sehe ich keinen objektiven Grund für einen gesunden Menschen, sich nicht impfen zu lassen. Wenn nun jeder zu dieser Einsicht käme, wäre der ganze Spuk im Oktober vorbei. Da es aber Menschen gibt, die entweder Angst haben, zu bequem oder schlicht zu verbohrt sind, dieses zu tun, muss ich das zwar akzeptieren - aber nicht verstehen."