Kandidatensuche ist spannend

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Auch im Landkreis Bad Kissingen sind die katholischen Pfarrgemeinden derzeit auf der Suche nach Kandidaten für die Pfarrgemeinderatswahlen im März. SH
Auch im Landkreis Bad Kissingen sind die katholischen Pfarrgemeinden derzeit auf der Suche nach Kandidaten für die Pfarrgemeinderatswahlen im März. SH

Wahlen  63 612 Katholiken und Katholikinnen leben im Landkreis Bad Kissingen. Gibt es überhaupt noch genügend Männer und Frauen, die deren Anliegen trotz aller Probleme der Kirche in den neuen Gemeindeteams vertreten wollen?

Gemeindeteams, Pfarrgemeinderat, Rat im Raum, Pastoraler Raum - die katholische Kirche reformiert gerade ihre Organisationsstrukturen auf lokaler Ebene. Die neuen Begriffe und Gremien sagen vielen Katholiken und Katholikinnen bisher wenig. Und selbst bei denen, die bereits in einem kirchlichen Ehrenamt tätig sind und sich damit beschäftigen, sorgt die Neuerung durchaus für Unsicherheit. Und die Kirche steht bei vielen Katholiken und Katholikinnen wegen Sparmaßnahmen, ihrer Haltung zur Stellung der Frau und der Missbrauchsthematik in der Kritik. Dabei geht es gerade jetzt darum, in den Gemeinden Männer und Frauen zu finden, die bereit sind, sich künftig in einem gewählten Gremium zu engagieren. Im März 2022 werden die neuen Laiengremien gewählt. Die Kandidatensuche läuft; bis zum Dezember soll feststehen, wer sich aufstellen lässt.

"Wer kandidiert, muss sich klar darüber sein, dass Kirchenaustritte und die Missbrauchskrise nicht so schnell aufhören werden", bestätigt Pfarrer Armin Haas auf Nachfrage dieser Zeitung zur Situation der Kirche. "Wenn man in der Kirche mitarbeitet, muss man damit umgehen", ergänzt der Seelsorger. Allerdings sei er ein zuversichtlicher Mensch und gehe davon aus, dass die kirchliche Arbeit vor Ort weitergeht. "Ich glaube an die Kraft der Gemeinschaft und des Evangeliums".

Pfarrer sind optimistisch

Trotz vieler Probleme, die die katholische Kirche momentan zu schultern hat, sehen die befragten Pfarrer nicht schwarz, was die Wahlen im März 2022 betrifft. In Burkardroth oder Oberleichtersbach gibt es nach Auskunft der Seelsorger bereits erste positive Tendenzen. Im Raum Bad Kissingen sei die Situation von Ort zu Ort sehr unterschiedlich, meint Pfarrer Gerd Greier (Bad Kissingen). Die Münnerstädter Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ulrike Jira hat bereits ein paar Zusagen für eine Kandidatur. Das macht sie zuversichtlich für die bevorstehenden Wahlen, auch wenn es insgesamt schwierig sei, Leute zu erreichen.

Pfarrer Armin Haas (Oberleichtersbach) setzt bei der Kandidatensuche vor allem auf die persönliche Ansprache. Damit hat er positive Erfahrungen gemacht. Es sei auch deshalb schwieriger geworden, Gemeindemitglieder von einer Kandidatur zu überzeugen, weil sie sich damit für die Dauer von vier Jahren zur Mitarbeit im Gremium verpflichten, sagen die Pfarrer Gerd Greier und Armin Haas sowie der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gerhard Schmitt aus Schondra. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es Gemeindemitglieder gibt, die zwar zur Mitarbeit bereit sind, aber sich nicht unbedingt dauerhaft an ein Ehrenamt binden möchten. Auch deshalb arbeitet der Pastorale Raum Bad Kissingen mit sogenannten Feldteams, die sich gezielt Einzelthemen annehmen und sich gut vernetzen. Hier können sich Ehrenamtliche einbringen, ohne gleich für vier Jahre gebunden zu sein. Die Erfahrungen damit sind gut.Bis dato war der Pfarrgemeinderat das gewählte Laiengremium vor Ort.

Die Wahl eines Laiengremiums bleibt fester Bestandteil der Gemeindearbeit. Was sich im März ändert, ist ein altvertrauter Name.Was bislang der Pfarrgemeinderat war, wird nun das Gemeindeteam. Den Begriff Pfarrgemeinderat gibt es weiterhin, als dem Gemeindeteam übergeordnete Mitgliedervertretung der Pfarreiengemeinschaft oder Filialpfarrei. Die Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften können sich entscheiden, entweder ein Gemeindeteam für jeden einzelnen Ort oder einen Pfarrgemeinderat zu wählen. Gängige Praxis, so ist zu hören, wird wohl sein, dass Gemeindeteams gewählt werden, die Delegierte in die Pfarrgemeinderäte bestellen.

Und es gibt zusätzliche Neuerungen. Über dem Pfarrgemeinderat steht im Pastoralen Raum ein weiteres Laiengremium, der Rat im Raum oder Pastoralrat. Dorthin werden gewählte Vertreter aus den Gemeindeteams oder dem Pfarrgemeinderat delegiert. In jedem Pastoralen Raum - im Landkreis sind es fünf - wird zudem eine Koordinierungsgruppe mit einem Moderator an der Spitze installiert. Der Moderator ist immer ein Pfarrer. Aus dem Pastoralrat wird ein Mitglied in diese Gruppe delegiert. Diese Runde ist somit Bindeglied zwischen den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften eines Pastoralen Raums.

Arbeit an der Basis

Es klingt kompliziert. Doch diejenigen, die sich bereits intensiv mit den neuen Strukturen befassen, versichern, dass sich für die gewählten Ehrenamtlichen wohl gar nicht so viel verändern wird. "Die Musik spielt weiter in den Gemeinden", betont der Burkardrother Pfarrer Stephan Hartmann. In diese Kerbe schlägt ebenso Pfarrer Gerd Greier. Das Credo sei von Anfang an, dass die Gemeinde vor Ort lebendig bleiben soll. "Es geht um die Basis vor Ort", betont Pfarrer Armin Haas.

"Die Leute in den Gemeinden sollen ihre Arbeit wie immer machen", betont auch Pfarrgemeinderatsvorsitzender Gerhard Schmitt aus Schondra. Er hat sich bereits intensiv mit den Neuerungen beschäftigt, kennt die Satzung mittlerweile mindestens genauso gut wie die Pfarrer, meint Armin Haas. Gemeinsam mit den hauptamtlichen Kräften im Pastoralen Raum Bad Brückenau arbeitet Schmitt am Aufbau der neuen Strukturen mit. "Wir sind in der Erprobungsphase", sagt er. Er glaubt aus dieser Erfahrung heraus, dass sich der Zeitaufwand für die Arbeit in den Gemeindeteams kaum verändern wird. Pastoralteam und Pfarrgemeinderat sollen nur wenige Male im Jahr zusammenkommen, auch um die Ehrenamtlichen zeitlich nicht zu sehr zu beanspruchen. Schmitts Eindruck ist, dass die Umstellung für die hauptamtlichen Kräfte größer ist, da sie ihre Aufgaben künftig in einem größeren Rahmen eng miteinander abstimmen müssen.

Der Pastorale Raum Burkardroth/Bad Bocklet sammelt seit 2019 seine Erfahrungen mit der Neuorganisation. "Wir treffen uns schon als Rat im Raum", sagt Pfarrer Hartmann. Auch im Raum Bad Kissingen wird die neue Organisationsform eingeübt. Eine Aufgabe werde es in Zukunft sein, den Pastoralrat mit Leben zu füllen, meint Pfarrer Greier. Deshalb sei es wichtig, dass jede Gemeinde darin vertreten ist.

Im Raum Bad Kissingen hat man sich dazu entschlossen, komplett auf die Zwischenebene des Pfarrgemeinderats zu verzichten. Jedes gewählte Gemeindeteam wird direkt Delegierte in den Pastoralrat entsenden. Damit will man auch den zeitlichen Aufwand für die Ehrenamtlichen nicht überstrapazieren.