Die Jugendarbeit in Strullendorf läuft prächtig. Andere Projekte - etwa beim leidigen Thema ICE-Ausbau - dagegen müssen vom Gemeinderat erst noch in optimale Startposition gebracht werden.
Selber planen, selber organisieren, selber machen! Jam ist ein Jugend-Arbeits-Modell, das auch in Strullendorf als Kooperations-Konzept von Gemeinde, Landratsamt und Trägerverein Iso aufgezogen wird - und Jugendlichen Angebote rund um Freizeit, Beziehung und Beratung mit maximalem Eigenengagement offeriert.
Fürs vergangene Jahr kann Leiter Robert Scheuring Erfolge vermelden: 2017 wurde die Kooperation mit lokalen Institutionen vertieft, Jugendliche aus weiteren Gemeindeteilen erreicht, Kontakt zu geflüchteten Jugendlichen hergestellt, das Jugendparlament begleitet und das Angebot ausgebaut. Konkret gab es zum Beispiel im Ortsteil Zeegendorf ein grafisches Facelifting für den dortigen Jugendraum, im Kernort eine große Spring-Break-Party mit DJ, Food und 80 Teilnehmern, ein Kunstprojekt quer durch drei Generationen, die Kooperation mit dem Kennernlern-Café des Flüchtlingshelferkreises und die Neuwahl des Jugendparlamentes.
Weil das Thema Natur versus Digitalisierung auch in der Jugendpädagogik eine erhebliche Rolle spielt, hat Jam in Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden das virtuelle Spiel "Capture The Flag!" als analogen Event nach draußen in die echte Welt verlegt. Dazu kamen diverse Wanderungen und Outdoor-Spektakel auch innerhalb der gut frequentierten Ferienbetreuung.
Laut Scheuring erreicht Jam in der Gemeinde Strullendorf aktuell 190 Jugendliche und verzeichnet damit einen Zuwachs von 20. Gleichzeitig beobachtet man einen Generationswechsel: Während sich die bisherige Stammkundschaft der 16 bis 20-Jährigen ausbildungsbedingt langsam abseilt, vergrößert sich dafür die Kernzielgruppe der Zehn- bis 14-Jährigen.
Für 2018 steht in erster Linie ein möglichst reibungsloser Übergang auf dem Plan: Für die Phase nach Abriss des alten Mehrgenerationenhauses und während des Neubaus des Integrativen Generationen Zentrums sucht man momentan nach einer geeigneten Interimslösung. Im Gespräch sind Räume im alten Bahnhof und im Pfarrzentrum. Was die Ausweitung der Jam-Aktivitäten auf weitere Gemeindeteile betrifft, hat man in diesem Jahr außerdem Amlingstadt und Mistendorf im Visier - und sieht sich damit keinesfalls in Konkurrenz zu den örtlichen Vereinen, sondern einfach als sinnvolle Ergänzung.
Neue Barriere für Barrierefrei?
Schwierigkeiten bereitet eher das Endlos-Thema ICE-Ausbau. Während öffentliche und private Einsprüche rund um das Mega-Projekt ab 5. März in der Strullendorfer Concordia-Halle verhandelt werden, entzündet sich der akute Unmut des Gemeinderates an einem ganz frischen Einwand der Bahn zur parallel angedachten Komplett-Barrierefreiheit des Strullendorfer Bahnhofs.
Schon im vergangenen Jahr beschloss das Gremium, zur behindertengerechten Ostseite auch den Westeingang ohne Hindernisse neu zu gestalten - und sich die Erweiterung von der ohnehin zur Rekonstruktion der Bahnsteige verpflichteten Deutschen Bahn finanzieren zu lassen. Das Unternehmen wiederum verweigert jetzt die Übernahme der zusätzlichen Aufwendungen und torpediert damit die angestrebte Kostenneutralität der finanziell ohnehin gebeutelten Kommune. Damit die Barrierefreiheit nicht kurz vor knapp scheitert und die Deutsche Bahn die angeforderte Startgenehmigung für den kompletten Vollzug mit baulichen Synergieeffekten für die Gemeinde erhalten kann, wurde nun ein neuer Beschluss formuliert: Statt ursprünglich "kostenneutral gearbeitet" wird nun "auf Kostenneutralität hingearbeitet."
Konkret heißt das, dass zur unmittelbar geklärten Förderung von 55 Prozent von staatlicher Seite in nächster Zeit noch weitere Subventionen recherchiert werden sollen. Obwohl die neue Situation fraktionsübergreifend Kritik auslöst und alle Gemeinderäte hohe Zusatzkosten fürchten, wird die neue Kompromiss-Formel mit 15 zu drei Stimmen akzeptiert.