Was auch dem langjährigen Höchstadter Feuerwehrkommandanten Wolfgang Glotz an die Nieren geht.
Andreas Dorsch Es ist zehn Jahre her: Eine gewaltige Explosion erschüttert vormittags um 9.50 Uhr ganz Höchstadt. Am Karpfenkreisel fliegt die Hälfte eines Hauses weg. Mehrere Menschen werden unter den Trümmern verschüttet, zwei im Laufe des Tages verletzt geborgen, am späten Abend der dritte. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät.
Über 150 Einsatzkräfte waren vor Ort, die meisten davon von der Freiwilligen Feuerwehr. Ein Einsatz, an den sich Wolfgang Glotz noch genau erinnert. Welch große Verantwortung damals auf seinen Schultern lastete, wird Glotz erst heute so richtig bewusst. Nach zwölf Jahren hat er jetzt sein Amt als Kommandant der Höchstadter Wehr abgegeben.
"Kann ich meine Leute in das halb eingestürzte Haus schicken, das weiter zusammenzufallen droht?", musste Glotz damals ebenso entscheiden wie die Frage, wie lange man nach einer vermissten Person sucht, die unter den Trümmern vermutet wird. In einem solchen Fall muss jemand die Entscheidung treffen, ob und wann die Suche eingestellt wird. "Das musst du verkraften", sagt Glotz.
Verantwortung bedeutet es für den langjährigen Kommandanten auch, beim Wohnhausbrand in der Bergstraße einen Trupp zum Innenangriff in ein in Flammen stehendes Dachgeschoss zu schicken, wohl wissend, dass die Kameraden in dem Rauch und den Flammen praktisch nichts sehen. Weil noch jemand vermisst wird, versucht man es aber doch. Wird wenig später das verkohlte Opfer gefunden, stellt sich Glotz die Frage, "habe ich alles richtig gemacht?".
Bei der Suche nach einer vermissten Person, die eventuell in die Aisch gefallen sein könnte, muss der Einsatzleiter ebenfalls entscheiden, wann die Suche abgebrochen wird.
Fährt Wolfgang Glotz mit seiner Ehefrau zwischen Schlüsselfeld und Frauenaurach über die A3, kann er ihr an vielen Stellen von seinen Einsätzen als Feuerwehrmann erzählen, die er nicht vergessen wird. "Wenn dir auf der Autobahn ein Unfallopfer unter der Hand wegstirbt, geht das an die Nieren", sagt Glotz, der es mit seinen Kameraden auf hundert Autobahneinsätze im Jahr bringt.
Dabei müsse man bedenken, dass die Feuerwehrleute ehrenamtlich Dienst tun. Glotz vergleicht die Höchstadter Wehr mit einer Firma - aber: "Ein Unternehmen mit hundert Freiwilligen zu führen, ist nicht einfach." Zwölf Jahre an der Spitze der Höchstadter Feuerwehr zu stehen, war für ihn "eine schöne Zeit, aber nicht immer schön".