Hausbrauer aus dem gesamten Landkreis Haßberge trafen sich im Kommunenbrauhaus Buch zum Fachsimpeln und zum Geschmackstest. Im nächsten Jahr, wenn Rüdheim erstmals gebraut hat, gibt es zehn offizielle Brauhaus-Gruppen.
Es ist mittlerweile Tradition: Einmal im Jahr treffen sich die Kommunenbrauer aus dem Landkreis Haßberge, um über Hopfen und Malz fachzusimpeln und den hausgebrauten Gerstensaft zu verkosten. Gastgeber waren die Kommunenbrauer aus Buch (Theres). Deren Einladung waren nicht nur die bereits aktiven Braufreunde aus Brünn, Dörflis, Höchstädten, Junkersdorf an der Weisach, Unfinden, Ueschersdorf und Junkersdorf (Königsberg), sondern auch einige Vertreter aus Rügheim gefolgt, die ihr Brauhaus mit Eigeninitiative hergerichtet haben und dem ersten Sud mit Spannung entgegenfiebern. Verhindert waren die Kommunenbrauer aus Eckartshausen, weswegen Landrat Wilhelm Schneider 2019 auf eine Zehnerrunde hofft.
1708 das erste Mal erwähnt
Im Mittelpunkt stand eine Besichtigung des über 300 Jahre alten Gemeindebrauhauses Buch, das, wie Braumeister Gerd Rein erklärte, 1708 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. 1928 wurde der nordwestliche Teil an das Brauhaus neu angebaut und so das heutige Sudhaus geschaffen. Die Einrichtung, wie der Sudkessel und der Maischebottich, stammen von 1930.
Das eiserne Kühlschiff wurde in den 1950er-Jahren ausgetauscht. 1988 wurde nach und nach die Inneneinrichtung modernisiert, etwa Pumpen und Rührwerke elektrifiziert. Der Eigeninitiative des damaligen Braumeisters Paul Schmitt ist es zu verdanken, dass 1987/88 weitere Schritte zur Modernisierung folgten, bevor von 1991 bis 1993 eine umfassende Renovierung lief.
Es gab Geld von der EU
Die Europäische Union förderte das mit einem Zuschuss und natürlich setzten sich auch die Brauer mit viel Eigenleistung ein. Die Gemeinde Theres baute das Gebäude für das Kühlschiff neu auf; es wurden ein Gärbehälter aus Edelstahl angeschafft, ein neuer Vorwärmer installiert, ein gebrauchtes Aluminium-Kühlschiff eingebaut und die Außenfassade des Brauhauses neu verputzt.
1993 wurde im Zuge der Renovierung die Interessengemeinschaft der Brauer Buch unter ihrem Vorsitzenden Ewald Röthlein gegründet. Trotz etwas rückläufiger Nachfrage wurden in Buch in der vergangenen Saison in sechs Suden gut 115 Hektoliter Bier für etwa 80 Hausbrauer aus dem Landkreis Haßberge und darüber hinaus hergestellt.
Außerdem findet alle zwei Jahre ein Braufest statt - das nächste 2019. Mitbrauen, das heißt Bier bestellen, beim Brauen mithelfen und das Bier gegen einen Unkostenbeitrag und eine zollrechtliche Unterschrift in eigene Gefäße abfüllen, darf jeder EU-Bürger. 200 Liter im eigenen Haushalt verbrauchtes, in einem nicht gewerblichen Kommunenbrauhaus gebrautes Bier sind steuerfrei. Informationen können gerne vom Sudführer Andreas Ort eingeholt werden, Telefon 09521/618253.
Noch im Bucher Brauhaus erfolgte die erste Bierprobe, wobei das Bucher Dunkle, das einmal im Jahr gebraut wird, verkostet wurde. Diese süffige, untergärige Spezialität mit 13 Prozent Stammwürze schmeckte den Gästen und machte Durst auf mehr.
Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Matthias Schneider freuten sich, dass das Kulturgut der fränkischen Brautradition im Landkreis Haßberge sehr lebendig und so vielfältig ist. "Es ist einmalig, dass es in einem Landkreis so eine hohe Dichte an Kommunenbrauhäusern gibt", sagte der Landrat. Nachdem erste Fachgespräche geführt waren, machten sich die Braufreunde auf den Weg ins Sportheim, wo der RSV Buch für die Bewirtung sorgte. Während und nach dem Genuss eines fränkischen Sauerbratens wurden die mitgebrachten Fassbiere der Kommunenbrauer angesteckt und unter fachlicher Anleitung von Bier- und Wassersommelier Norbert Hümmer (Neubrunn) verkostet und "bewertet". Von hell bis dunkel, mit und ohne Rauchmalz, ober- und untergärig, hopfig und mild reichte das Angebot.
Alle Bierverkoster waren sich einig, dass sich die Biere zu echten Qualitätsprodukten entwickelt haben, die den Vergleich mit Profibieren nicht scheuen müssen. "Die geschmackliche Vielfalt, die uns hier geboten wird, ist wirklich überragend", kommentierte der Bierexperte. "Jedes Bier schmeckt anders."
Norbert Hümmer nutzte die Gelegenheit, um ein Thema, das ihn seit dem letzten Kommunenbrautreffen in Junkersdorf (Königsberg) beschäftigt, erneut zur Diskussion zu stellen: Seiner Meinung nach könnte in dem dortigen Brauhaus die alte Malzdarre mit relativ geringem Aufwand reaktiviert werden. Die Kommunenbrauer des Landkreises könnten ihr Malz dann wieder selbst herstellen. Landrat Wilhelm Schneider sicherte für dieses Vorhaben seine Unterstützung zu und möchte prüfen lassen, ob es für ein solches gemeinschaftliches Projekt Fördermittel gibt. Die versammelten Braufreunde hatten auf alle Fälle Grund genug kräftig auf die Bierbraukunst anzustoßen: "Hopfen und Malz, Gott erhalt's!"