Im Stechschritt zum Pfingstfest

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Auf dem Bleichdamm: Beim Parademarsch monierte Hauptmann Manfred Barfuß (links) die fehlende Körperspannung bei einigen Mitgliedern der Bürgerwehr. Foto: Gerold Snater
Auf dem Bleichdamm: Beim Parademarsch monierte Hauptmann Manfred Barfuß (links) die fehlende Körperspannung bei einigen Mitgliedern der Bürgerwehr.  Foto: Gerold Snater
Durch die Königsberger Altstadt marschierte die Bürgerwehr (im Bild das Trommlerkorps mit Tambourmajor Erich Barfuß) zum Marktplatz.
Durch die Königsberger Altstadt marschierte die Bürgerwehr (im Bild das Trommlerkorps mit Tambourmajor Erich Barfuß) zum Marktplatz.
 

Die Königsberger Bürgerwehr ist gerüstet für den Ausmarsch am 22. Mai. Die historische Truppe übte auf dem Bleichdamm und bekam Lob und Tadel. Der Hauptmann vermisste die Körperspannung bei einigen Teilnehmern.

Die historische Königsberger Bürgerwehr ist die Seele des Königsberger Traditionsbewusstseins. Über Vereinsgrenzen hinweg ist sie der kleinste gemeinsame Nenner der Königsberger Bürgerschaft, indem sie das städtische Selbstverständnis der ehemaligen Exklave des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha in sich trägt. Bürger, die im Kommando an dieser Tradition teilhaben, nehmen nicht nur ein Privileg wahr, sondern sie verpflichten sich auch dem Erhalt des Brauchs im Besonderen.
Der festliche Auszug der Bürgerwehr am Dienstag nach Pfingsten stellt in jedem Jahr einen feierlichen Höhepunkt für die Bürger Königsbergs und für Gäste aus nah und fern dar. Um sich auf diesen unter den kritischen Augen vieler Beobachter stattfindenden Ausmarsch vorzubereiten, wird alljährlich am Himmelfahrtstag ein Probeauszug angesetzt. Am Pfingstdienstag sollen alle Befehle, Wendungen, das Marschieren und der ganze Auftritt gelingen.
Exerzieren auf dem Bleichdamm vor den Toren der Königsberger Altstadt war deshalb am Donnerstag angesagt. Geübt wurden dabei nicht nur der Vorbeimarsch am Hauptmann im Stechschritt, sondern auch Drehungen, Wendungen, Gewehrgriffe und alles, was zum guten Gelingen des Aufmarsches am Pfingstdienstag gehört. Etwas über 80 Männer nahmen am Probeauszug teil.
Hauptmann Manfred Barfuß schaute dabei sehr kritisch hin. Zufrieden zeigte er sich beim Exerzieren mit den Gewehrgriffen und Wendungen. Insgesamt fehlte ihm aber bei sehr vielen der Marschierer eine gewisse Körperspannung, die zu einem Parademarsch gehöre: "Im Spazierschritt vorbeizumarschieren sieht mittelmäßig aus. Es ist besser, mit Körperspannung zu marschieren als ohne." An Pfingsten, darum bat er, sollte das besser gemacht werden. Insgesamt meinte er aber: "Es ging eigentlich alles viel zu gut!"


Kritik und Ansporn

Nicht zufrieden zeigte er sich mit der Teilnehmerzahl der Ausmarschierer, die rückläufig ist. Deshalb erging ein Appell an Daheimgebliebene, sich mehr an der Tradition zu beteiligen.
Bekannt gegeben wurden die Erfolge beim Landesschießen des Landesverbandes Historischer Bürger- und Landwehren in Bayern im September 2017. Beim Mannschaftsschießen um den Wanderpokal des Hauses Wittelsbach errang die Mannschaft Bürgerwehr I (Manfred Michalowicz, Detlef Bartesch und André Kamphausen) wiederum den ersten Platz. Der Wanderpokal bleibt somit in Königsberg bis zum nächsten Landesschießen im September 2018. Die Mannschaft Bürgerwehr II (Manfred Barfuß, Udo Merz und Peter Schüler) landete auf dem vierten Platz. Das nächste Landesschießen findet am Samstag, 29. September, in Haßfurt statt. Ausrichter ist die Bürgerwehr 1848 Königsberg. Auf dem abschließenden Weg durch die Altstadt passierte die Bürgerwehr im Stechschritt den Bürgermeister Claus Bittenbrünn. Der gemütliche Ausklang fand auf dem Marktplatz statt.
Die Gründung der Königsberger geht auf das Revolutionsjahr 1848 zurück. Die Königsberger griffen nie in die Kämpfe gegen den Adel ein, aber die Tradition hat sich erhalten. Die Bürgerwehr gilt heute als ein Zeichen der Bürger, die Demokratie und Rechte einfordern.