Das Kulmbacher Landratsamt sucht Bildungspaten. Diese sollen Kindern mit Migrationshintergrund Nachhilfe geben.
Für Kinder mit Migrationshintergrund ist das Erlernen der deutschen Sprache eine Notwendigkeit, wenn sie in der Schule "mitkommen" wollen. Trotz vorhandener Leistungsbereitschaft und Intelligenz kann die Sprachbarriere durchaus mögliche gute Leistungen in den üblichen Fächern mindern oder gar verhindern.
Zum Beispiel wird die Lösung einer Textaufgabe in Mathematik nicht möglich sein, wenn der Schüler die Aufgabenstellung nicht versteht. Die dann schlechte Bewertung hat negative Auswirkungen auf den Schulabschluss und damit auch auf die Möglichkeit, später einen angemessenen Beruf ergreifen zu können, obwohl der Schüler an sich dazu in der Lage wäre.
Ein Dilemma
Um diesem Dilemma abzuhelfen, hat das Landratsamt Kulmbach ein Konzept erstellt, in dem Bildungspaten quasi als Nachhilfelehrer den lernwilligen Kindern von der ersten bis zur zehnten Klasse zusätzlich zum normalen Unterricht unter die Arme greifen. Im nächsten Schuljahr soll das Konzept in die Tat umgesetzt werden.
Jenny Baumüller macht Jugendsozialarbeit an der Hans-Edelmann-Schule, Nina Tröger ist Berufseinstiegsbegleiterin am BfZ in Kulmbach. Nach deren Erfahrung können sich die betroffenen Schüler zwar gut verständigen und sprechen, was aber nicht bedeutet, dass sie damit auch korrekt schreiben beziehungsweise Geschriebenes auch verstehen können.
Manchen Kindern fehlen zudem in der Zeit ihrer Flucht Schuljahre. Sie werden aber nach ihrem Lebensalter in die entsprechende Klasse eingeschult. Ein 16-jähriger Afghane, der im Iran geboren wurde, hatte zum Beispiel bislang keine Berührung mit dem Englischen, was ihm aber in der neunten Klasse nun urplötzlich abgefordert wird. Oder ein Syrer kommt in kurzer Zeit nicht schnell genug mit geschriebenem Deutsch zurecht und kann mit diesem Defizit in Mathematik nicht den Lernerfolg erzielen, der ihm ohne dieses Sprachproblem durchaus möglich wäre.
"Je früher man mit Spracherwerb anfängt, desto besser ist es," sagt Daniela Naujoks, die Leiterin der Oberen Schule. Allerdings haben Migranten laut Jochen Kees, Leiter der Hans-Edelmann-Schule, zu Hause kein familiäres Netzwerk, das ihnen zu Sprachkompetenz helfen kann, "obwohl sich Eltern durchaus darum kümmern".
Internet und Google-Übersetzer sind dazu allerdings nicht ausreichend. Nach einem ersten Aufruf hätten sich viele Menschen spontan gemeldet, die den Kindern auf die Sprünge helfen wollen, sagt Souzan Nicholson, die das Projekt Bindungspaten im Landratsamt leitet. Ihr zur Seite steht Peter Müller, der die kommunalen Bildungsangebote koordiniert.