Am Sonntag gab's gebratene "Herzl"

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Die jungen Elstern wurden von Georg Römers Großvater zubereitet wie ein normaler Taubenbraten (im Bild).
Die jungen Elstern wurden von Georg Römers Großvater zubereitet wie ein normaler Taubenbraten (im Bild).
Foto: Georg Römer

Georg Römer erinnert sich daran, wie er es sich mit seinem Großvater in den Höchstadter Kellerhäuschen Ende der 50er Jahre bei Elsternbraten und muffeligem Salzwasserfleisch gut gehen ließ.

Georg Römer aus Höchstadt ist Kellerbruder - und Zeitzeuge. Er erinnert sich an seine Kindheit und daran, was damals in den Kellerhäuschen am Höchstadter Kellerberg an Speis' und Trank aufgetischt wurde. Er erzählt:

Ende der 50er Jahre ging ich mit meinem Großvater in den letzten Mai-Wochen in die baumreiche Flur im Nordwesten von Höchstadt auf "Hazel-Jagd"! Zwischen Häckersteig und Weingartsgraben gab es viele Elsternnester. Wir stiegen auf die Bäume und nahmen die nun fast flüggen Jungvögel aus ihren Nestern. Daheim in der Scheune fütterte mein Großvater die Vögel noch ein paar Tage und schlachtete sie dann. Da gab es dann am Sonntag gebratene "Herzl", wie er diese diebischen Rabenvögel nannte.

Diese jungen Elstern (Pica Pica) wurden zubereitet wie ein normaler Taubenbraten mit einer Füllung aus alten Brötchen, gelben Rüben, den Innereien und einer kräftigen Würzung. Wenn er dann am Nachmittag auf den Kellerberg ging, war von den oft zehn gebratenen Vögeln noch das eine oder andere arme Flattervieh übrig. Da so ein Vögelchen nicht besonders viel hergab, wickelte er noch ein Stück Salzwasserfleisch, das vom Vortag übrig war und keiner mehr so richtig mochte, mit ein. Salzwasserfleisch wurde oft viele Wochen in einem steinernen Topf vom letzten Schweineschlachtfest her in einer Salzlake aufbewahrt. Kühlschränke gab's ja damals erst wenige. Ich kann mich heute noch an den überständigen Geruch dieser Fleischspeise erinnern. Es wurde aber tapfer gegessen - weggeschmissen wird nix!

Mit Bier, Schnaps und Essigwasser

Mein großväterlicher Kellerbruder hatte oft noch ein kleines Fläschchen Birnenschnaps aus seiner Lieblingsbrennerei in der Jackentasche. Und weil er wusste, dass Alkohol für Kinder nicht so günstig ist, füllte er in eine alte Limo-Flasche Brunnenwasser mit einigen Löffeln Zucker und einem kräftigen Schuss Branntweinessig. Limonade war meinem Opa scheinbar zu teuer. Da saßen wir nun im Kellerhäuschen bei Elsternbraten und muffeligem Salzwasserfleisch. Er bei Bier und Schnaps , ich beim Essigwasser. Saugemütlich war's!

So nebenbei bemerkt: Der Elsternbraten auf dem Bild ist eine Taube von einem mir bekannten Taubenzüchter, denn ich will ich mich ja heutzutage nicht mehr mit den Vogelfreunden anlegen. Zum anderen ist es im Jahr noch zu früh. Und zuletzt gesagt: Die Bäume sind auch nicht mehr das, was sie früher waren - sie fallen heutzutage immer gleich um, wenn ich hinaufsteige! red