"Den Tagen mehr Leben geben": Die Philosophie der neuen Einrichtung in der Kükenthalstraße prägte auch die erste von zwei offiziellen Eröffnungsfeiern. Dem kirchlichen Segen folgt nächsten Freitag ein Festakt.
"Der erste Gast wird am 5. Juli erwartet." Simone Lahl, die Leiterin des Hospizes, spricht bewusst von "Gästen", nicht von "Patienten" oder gar "Insassen". Das ist die Philosophie der Palliativpflege. Wer ins Hospiz kommt, soll von Anfang an das Gefühl haben, als Gast aufgenommen zu sein, der hier den letzten Abschnitt seiner Lebensreise zurücklegt.
Schwerstkranke und sterbende Menschen werden ins Hospiz kommen. Trotzdem spricht Richard Reich, Geschäftsführer der Caritas
Coburg, von einem "Lebensraum": "Im Hospiz wird nicht nur getrauert und geweint, sondern es ist auch ein Ort, an dem eben auch miteinander gelacht und gefeiert und intensiv gelebt wird."
Die Atmosphäre des Hauses werde geprägt von den Menschen, die dort arbeiten, betont Reich. Das sind bei weitem nicht nur Pflegekräfte: Auch Therapeuten, Ärzte, Seelsorger gehören zum Team sowie ehrenamtliche Hospizhelfer. Sie stehen den Sterbenden und ihren Angehörigen und Freunden zur Seite.
Der katholische Dekan Roland Huth nahm zusammen mit dem evangelischen Dekan Stefan Kirchberger am Freitag die Segnung des Hospizes vor. Nächsten Freitag wird die Caritas erneut die Fertigstellung des Hospizes feiern, dann mit einem Festakt, zu dem auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) erwartet wird. Weil schon über 250 Gäste zugesagt haben, findet die Feier nebenan, im Saal des Caritas-Seniorenheims St. Josef statt.
Die Genehmigung des Hospizes zog sich über Jahre hin. "Endlich, endlich, endlich", sagte Helga Schadeberg vom Verein "Lebensraum - ein Hospiz für Coburg" nur. Der Verein war angetreten, die für die Genehmigung erforderlichen Eigenmittel zu beschaffen. Denn Hospize dürfen nicht kostendeckend arbeiten. 60 000 bis 80 000 Euro müsse das Hospiz jedes Jahr aufbringen, sagte Reich. Die Kosten für die Gäste würden von den Pflegekassen übernommen. "Es ist ein Haus für alle!"
Acht Zimmer stehen für die Gäste zur Verfügung, jedes mit eigener Terrasse. Die Gästezimmer befinden sich links vom Foyer, auf der rechten Seite liegen die Verwaltungsräume und der "Raum der Stille". Die Bilder an den Wänden hat die Coburger Künstlerin Heide Kunze-Lysek gemalt. Mit den Steinen als Motiv habe sie den Sandstein hinterm Haus aufgreifen wollen, sagt die Künstlerin. Steine seien ein Symbol für die Ewigkeit.
In den Zimmern soll möglichst wenig an eine Pflegeeinrichtung erinnern, nicht einmal die Bettwäsche, wie Leiterin Simone Lahl beim Rundgang betont. Lediglich die großen Nasszellen mit Pflegeduschen lassen vermuten, dass die Zimmerbewohner nicht gesund sein werden. Jedes der Zimmer verfügt über ein Klappbett, so dass auch ein Angehöriger über Nacht bleiben kann, wenn er nicht eins der Gästezimmer nutzen will.