Corona light - eine kabarettistische Zwischenbilanz im Bad Staffelsteiner Stadtcafé. Über neue Worte und den Kampf um den Herd.
Corona light - hört sich nicht etwa an wie Cola light? Oder doch? Egal. Genau so, wie Cola light suggeriert, dass es "gesund" ist, möchte Helga Siebert die Umstände ihrer ganz persönlichen corona-bedingten Saure-Gurken-Zeit etwas leichter nehmen. Sie gehörte nämlich zu den Künstlern, die auf einen Schlag arbeitslos wurden. "Das galt für gut drei Millionen Beteiligte - ich sag: Geschädigte; mehr, als bei der Lufthansa beschäftigt sind! Drei Millionen sind in der finanziellen Hilfsliga. Für sie wurde - sagen wir mal - suboptimal gesorgt", begrüßt sie ihre Gäste, die schön brav mit Mund-Nasen-Schutz auf Einbahnweg mit ihrem Ticket aus dem Vorverkauf den Weg zum Spielort gefunden hatten. 36 Gäste sind es, mehr lässt die gemütliche kleine Terrasse des Stadtcafés nicht zu. Genau so viele waren es in der Vorwoche, genauso viele werden es vielleicht nächsten Donnerstag sein, wenn die Kabarettistin wegen der hohen Nachfrage eine dritte Vorstellung geben wird.
Noch etwas zurückhaltend hören die Zuschauer, wie Helga Siebert einen Rückblick auf die Monate ab Februar 2020 gibt. Im Karneval sangen sie noch "Da simmer dabei, das ist prima, prima Colonia" - danach wurde es umgedichtet in "Prima Corona". Und Helga Siebert kramt eine Überaschung aus ihrem Täschen: "Das hab ich selbst gemacht, extra für Sie!", und zeigt den Gästen ein "Corona-Rocher".
Neuer Wortschatz
Der neu aufgekommene Wortschatz fasziniert sie außerdem: Corona-Hamsterkäufe, Pandemie-Jahrgang, Corona-Mehrwertsteuersenkung. "Sie können gerne mal klatschen, dann kann ich zwischendurch auch mal etwas trinken", muntert sie das Publikum auf. Obligatorisch auf ihrem Rednerpult: ein Apfel - den mag sie gerne. Und ein Glas Rotwein - das mag sie noch gerner - oder wie heißt da die Steigerung? Die Abendsonne tut das ihre, und so dauert es nicht lange, bis Helgas Rotwein mehr als Trinktemperatur hat, die Gäste - und Wespen sich an Eisbechern und Aperol gütlich getan haben, und der ein oder andere Regenschirm als Sonnenschutz Verwendung findet. Ein satirischer Abend mit viel hintergründigem Humor fand an diesem Donnerstag eine weitere Fortsetzung.
Die Würde des Spargels
Seitenhiebe auf den "Trampel aus den USA", unsere Deutsch-Deutsche Königin Angela Merkel, Fußball und die Erntehelfer in der Landwirtschaft. Helga Siebert nimmt sie sich alle vor. "Die Würde des Spargels ist unantastbar", steht auf dem Schild, das sie bei einem Spaziergang sieht, erzählt sie. "Ich hätte nicht gedacht, dass Fußball und Spargel systemrelevant sind. Erntehelfer durften ins Land, Flüchtlinge nicht", wundert sie sich.
Doch Corona hatte auch etwas Positives: Ihr Mann, ein Lehrer, war vor der Krise ein begnadeter Dosenöffner. Jetzt müsse sie um einen Platz am Kochherd regelrecht kämpfen - jetzt kocht nämlich er. Das Publikum grinst, gibt Zwischenapplaus, schmunzelt.
Nach einer kurzen Pause sind Gäste und Helga fast ein Team. Sie liest nicht nur vom Manuskript - sie bezieht Männlein und Weiblein in ihre kabarettistischen Spielchen mit ein. Das kommt gut an, die Gäste machen vergnügt mit. Nach knapp zwei Stunden endet der Abend mit einem Gedicht. Und einem kleinen Liedchen. Das mag ihr Publikum, deswegen kommt es immer wieder gerne.