Marc Deavin ist nicht mehr Brite, sondern Deutscher und damit EU-Bürger. Jetzt darf er für den Stadtrat kandidieren.
bernhard Panzer Marc Deavin, der Mann aus Birmingham, erinnert sich noch gern und genau an den Tag, als alles begann. Als er seine Liebe zu Deutschland entdeckte, und vor allem die Liebe zu seiner Frau Ulrike. Es war vor 23 Jahren, sagte er im Pressegespräch vor dem Herzogenauracher Rathaus. Bei einem Kongress in Coburg, an dem der Brite teilgenommen hat, wie auch seine spätere Frau.
Das kleine Stelldichein am Dienstag vor dem Rathaus fand deshalb statt, weil er genau diese Beziehung zu Deutschland nun gefestigt hat. Und zwar dahingehend, dass Deavin jetzt seine Einbürgerung erhalten hat. Mit der noch geradezu druckfrischen Urkunde begab er sich aufs Rathaus ins Ordnungsamt zu Wahlleiter Gerd Lorenz. Denn der brauchte die Bescheinigung, um den gebürtigen Briten zur Kommunalwahl am 15. März zulassen zu können. Deavin kandidiert, wie bereits berichtet, auf der Stadtratsliste der Grünen.
Über Nacht kein EU-Bürger mehr
Das aber wäre nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union jetzt nicht mehr möglich gewesen. Der 50-Jährige war über Nacht kein EU-Bürger mehr. Und damit fehlte ihm die Voraussetzung kandidieren zu dürfen. Deavin drohte ein Opfer des Brexit zu werden.
Freilich hatte er schon länger mit dem Gedanken gespielt, deutscher Staatsbürger zu werden. Wegen des bevorstehenden Brexit und dem Wunsch, für den Stadtrat zu kandidieren, hat Deavin, der mit Uschi Schmidt Vorstandssprecher der Herzogenauracher Grünen ist, das vor Monaten dann forciert. Anfang Oktober hat der verheiratete Familienvater beim Ausländeramt am Landratsamt in Erlangen die Einbürgerung beantragt.
Im letzten Moment
Zwischenzeitlich hatte er den Test absolviert und auch locker bestanden, sagte er. Also hoffte er auf baldige Einbürgerung. Bis zum 4. Februar, dem Sitzungstag des Wahlausschusses, musste das geschehen sein.
Dann aber habe es Probleme mit der Sprachprüfung gegeben, sagte er beim Ortstermin vor dem Rathaus, an dem auch Freunde von der grünen Liste teilnahmen. Es ging um seine vor elf Jahren abgelegte B2-Prüfung beziehungsweise um ein Zertifikat. So gab es dann doch noch Aufregung, am Wochenende seien die Unterlagen aber per Post gekommen. Am Montag eilte er aufs Landratsamt, am Dienstag sprach er mit der Urkunde im Herzogenauracher Rathaus vor. Auf die letzten Minuten hat es also doch noch geklappt, sagte der frischgebackene Deutsche. Und stieß mit seinen Parteifreunden darauf an, und auf die Stadtratswahl, bei der der Dozent auf dem sechsten Platz ins Rennen geht. Der Brexit hätte ihm das beinahe vermasselt.
Dabei war vor 23 Jahren, als er erstmals nach Deutschland und Franken gekommen ist, und in den Folgejahren, alles ganz anders, erinnerte er sich. Am Anfang war ein Kongress über die Beziehungen zwischen England und Deutschland, über die Zeit von Victoria und Prinz Albert aus Coburg.