Sechs Mobilfunkantennen sind bereits auf dem Dach einer Lagerhalle installiert. Erst im Juni wurden LTE-Antennen von Telekom und Vodafone montiert, ohne dass die Gemeinde benachrichtigt wurde und obwohl der Bauantrag abgelehnt worden war. Bürger informierten die Bürgermeisterin von den Montagearbeiten. Nun lag auch noch ein Bauantrag von Vodafone vor. Diese möchte zusätzlich zum vorhandenen Standort eine Mobilfunkanlage auf dem "Bitzenberg" in der Nähe der Silberecke einrichten.

Viele Krebserkrankungen

Beides ist unweit der Kindertageseinrichtung und der Grundschule. "Der Standort liegt in der Senke. Dies hat zur Folge, dass die Antennen auf gleicher Höhe mit unserer Schule und Kita liegen und somit die Antennen in dieser kurzen Entfernung direkt darauf einstrahlen", sagt die Bürgermeisterin Gisela Schulze-Bauer (BfH).

Und eigentlich möchte die Gemeinde den bereits vorhandenen Standort entfernt wissen und selbst geeignete Standorte festlegen. Doch stattdessen wurden weitere Antennen aufgeschraubt. Nun soll ein Mast zusätzlich folgen, in ähnlicher Entfernung zur Kita, oben am Ortsausgang. "Wir wollen aus Hiltpoltstein nicht ein Tal der Ahnungslosen machen, aber es muss nicht der ganze Ort ausgeleuchtet werden, damit jeder über das Handy Fernsehen kann", sagt die Gemeindechefin. Je mehr das Handy dafür genutzt würde, je dichter müsse das Netz sein. Ablehnen kann und will die Gemeinde nicht, schon wegen der Leute, die auf Mobilfunk angewiesen sind. Aber: "Wir wollen mitreden. Wir wollen die Planungshoheit haben und selbst Standorte anbieten. Die Mobilfunkanbieter sollen wissen, dass es ein wichtiges Thema ist und nicht einfach irgendwo Antennen im Ort installiert werden können. Wenn 5G auch noch kommt, sind neun Antennen auf einem Standort", sagt Bürgermeisterin Gisela Schulze-Bauer.

Doch genau dieses Mitspracherecht fehlte bereits in der Vergangenheit. Schon seit Jahren sind Antennen auf der Lagerhalle. Dann erhielt die Gemeinde im Jahr 2018 ein Schreiben der Telekom, dass mit der Sanierung der Schossaritzer Straße Breitbandkabel verlegt werden. Schon damals informierte die Bürgermeisterin die Telekom, dass dies Ärger geben würde. Unterschriften wurden gesammelt. Irgendwann kam ein Anruf, dass nun jene Halle in Kürze zum Standort für LTE werde. Der Standort werde nicht weiter diskutiert. Eine LTE-Antenne wurde installiert, ohne dass die Gemeinde das wusste. Nicht nur O2 zog nach, sondern heuer im Juni auch Vodafone. Das bestätigte der Anbieter. "Vodafone hat tatsächlich die Infrastruktur in Hiltpoltstein nachhaltig verbessert und die Breitbandtechnologie LTE in den Ort gebracht. Dabei wurde die bestehende Mobilfunkstation in der Schossaritzer Straße erstmals mit LTE-Antennen ausgestattet", sagt der Konzernsprecher Volker Petendorf. Allerdings habe Vodafone im Mai 2019 ordnungsgemäß informiert, was auch die Bürgermeisterin nicht abstritt. Nur: "Im Rahmen des Mobilfunkpaktes Bayern handelt es sich hierbei um eine Nachrüstung an einer vorhandenen Mobilfunkstation. Diese Arbeiten sind informationspflichtig, aber nicht mitwirkungspflichtig", erklärt der Pressesprecher von Vodafone.

Genau diese Mitsprache fordert aber die Mehrheit der Gemeinderäte. Denn in der Regel setzt wie jetzt geschehen ein anderer Betreiber auf einen vorhandenen Standort auf. Dies fürchtet die Gemeinde ebenfalls für die künftige Anlage auf dem "Bitzenberg".

Das wäre noch in Ordnung, wenn der andere Standort dafür aufgegeben werden würde. "Aber dies wäre ein zusätzlicher Standort", erklärt Schulze-Bauer, die sich ausführlich über die gesundheitlichen Schäden durch die Mobilfunkstrahlung informierte. Gefunden hat sie eine Studie, die vom Europarat und dem Bundesamt für Strahlenschutz in Auftrag gegeben wurde und zur Hälfte von den Mobilfunkanbietern bezahlt wurde.

Zwar kritisierten einige Räte, dass die Studie aus dem Jahr 2011 veraltet sei, trotzdem kam die Studie eindeutig zu dem Ergebnis, dass durch bestimmte hochfrequente Wellen durchaus gesundheitliche Schäden zu erwarten sind, bei Insekten, Pflanzen und Menschen, bereits bei Intensitäten unterhalb der offiziellen Grenzwerte.

Das sieht Vodafone anders. "Mobilfunk ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft eine sichere Sache. Fakt ist: Die gesetzlichen Regelungen für einen sicheren Mobilfunkbetrieb beruhen auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Vodafone stellt an jedem Ort sicher, dass die Bestimmungen zum Schutz der Bevölkerung vor Gesundheitsgefährdungen jederzeit eingehalten werden", betont Petendorf. Mit den 140 Metern Entfernung befinden sich die beiden Kindertageseinrichtungen weit außerhalb des vorsorglichen Sicherheitsbereiches. In der Standortbescheinigung hätten auch die zuständigen Behörden bestätigt, dass von der Mobilfunkstation keinerlei Gefahr für die Bevölkerung ausgehe, auch nicht für die Kleinsten, so der Vodafone-Konzernsprecher.

Bauantrag abgelehnt

Da einige Gemeinderäte das ähnlich sahen und den Ort zeitgerecht halten möchten, wurde der Bauantrag mit fünf Gegenstimmen abgelehnt. Mit der Ablehnung soll eine Verzögerung erwirkt werden, da die Gemeinde im Flächennutzungsplan eigene Standorte ausweisen möchte. "Als Bürgermeisterin hoffe ich auch, dass die Einwände der Kommunen von den Mobilfunkbetreibern zukünftig ernst genommen werden und dass auch die Regierung dieses sensible Thema selber in die Hand nimmt und nicht politisch Extremen überlässt", hofft Gisela Schulze-Bauer.