175 Traktoren kamen in einem langen Zug nach Vierzehnheiligen.
Mit Demut und Diesel bewegte sich am vergangenen Samstag ein rollender Pilgerzug nach Vierzehnheiligen. 175 knatternde und schnaubende Ackerrösser erklommen mit ihren Besitzern den Heiligen Berg, um vor der Basilika christliche Weihen zu empfangen. Die Traktorenwallfahrt ist seit fünf Jahren eine regelrechte Sternfahrt. Die Schlepper kamen aus Ober- und Niederbayern, aus Berlin oder dem Ostallgäu, die meisten "auf Achse", das bedeutet, sie fahren selbst.
Reiner Derra von den Oldtimer-Freunden aus Bad Staffelstein, die das Spektakel veranstalten, war von der Resonanz überwältigt. "Mit 50 Teilnehmern haben wir einmal angefangen, heute reicht der Platz rund um die Basilika bald nicht mehr aus". Für Walter Mackert von den Oldtimer-Freunden ist eine Traktor-Wallfahrt ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer: "Dafür, dass man das ganze Jahr mit dem Traktor unterwegs war, in Hobby oder Beruf, und dafür, dass nichts passiert
ist, verbunden mit der Bitte, dass auch im nächsten Jahr nichts passieren wird", sagte er.
"Es ist keine Spaßveranstaltung, der Kirchgang gehört dazu", unterstrich Peter Werner aus Eckersbach bei Schlüsselfeld. Er war mit einem 63er McCormick den Berg heraufgetuckert. Seine Familie mit Anna und Leonard hatte eine mächtige Wallfahrtskerze für die Basilika mitgebracht, die später vom Kirchenschweizer Holger Schwind am Gnadenaltar entzündet wird. Aus Thüringen war ein halbes Dutzend Oldtimer gemeinsam aufgebrochen. Drei Stunden waren sie unterwegs, der Langsamste gab mit seiner Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h das Tempo vor. Doch er war immer noch einer der Schnelleren der Wallfahrt, für manchen Lanz-Bulldog sind 20 Stundenkilometer das Höchste.
Bevor der Glühkopfmotor eines Lanz-Bulldog aus den späten 30er Jahren angeworfen werden kann, muss er per Lötlampe auf Temperatur gebracht werden.
Und dann kommt das markerschütternde Plopp-plopp, wenn der Motor von Hand mit dem umgesteckten Lenkrad angeworfen wird. In den Zug reihten sich aber auch jüngere Schlepper aus den 50er und 60er Jahren ein, nicht nur perfekt restaurierte, sondern auch viele "Arbeitstiere", von denen die Kleineren vor allem zur Waldarbeit taugen. Und dann standen sie alle oben auf dem Heiligen Berg in Reih und Glied, die Allgaier, Lanz, Eicher, Deutz, Fendt, Güldner, Bautz, Mc Cormick, Schlüter, Hanomag, Massey-Ferguson und verschiedene Ausführungen russischer oder tschechischer Fabrikate. Der Guardian des Klosters und Rektor der Basilika, Pater Heribert Arens, begrüßte die Wallfahrer. Er begleitete den Ein- und Auszug der Pilger mit der Leuchsentaler Blasmusik. Der Franziskaner erinnerte daran, dass der Traktor oder Schlepper den Menschen helfe, Lasten zu schleppen. Er hob hervor, dass auch ein gesegnetes Fahrzeug nicht vor jedem Unfall gefeit sei. Er wählte das Franziskuswort "Seid Inseln der Barmherzigkeit" in seiner Ansprache und schärfte den Bulldogfahrern ein: "Seid auch barmherzig zu euren Traktoren und gebt nicht immer Vollgas".