Gemeinsam für Dorf und Natur
Autor: Ulrike Langer
Wülflingen, Mittwoch, 10. Juli 2019
Der Obst- und Gartenbauverein Wülflingen feiert sein 100-jähriges Bestehen. Der Jubilar hat sich ein neues Leitbild gegeben, das mit den Inhalten und Zielsetzungen der Anfangsjahre nur noch wenig zu tun hat.
Der Obst- und Gartenbauverein in Wülflingen besteht 100 Jahre. Dieses Jubiläum feiert der Verein am Samstag, 13. Juli, unter dem Motto: "Gemeinsam mit Freude und Herz für Dorf und Natur".
Wie der Vorsitzende Josef Zenker berichtet, hat sich der Verein, der 2017 vom Kreisverband für Gartenbau und Landespflege zum Verein des Jahres gekürt wurde und mittlerweile 133 Mitglieder hat, letztes Jahr ein neues Leitbild gegeben. "Wir haben festgestellt, dass in der Bevölkerung die Begeisterung für Gartenkultur und regionale Produkte und die Freude an und in der Natur wächst. Wenn man diese Begeisterung in einem Verein pflegen möchte, kommt man um den heimischen Obst- und Gartenbauverein fast nicht herum."
Allerdings sei das vorherrschende Bild solcher Vereine meist überkommen. Daher habe sich der Verein in Wülflingen inhaltlich neu aufgestellt. "Wir gehen gemeinsam der gleichen Faszination nach, unabhängig davon, ob man viel oder wenig Zeit für seinen Garten hat oder ob der eigene Garten groß, klein oder nur im eigenen Kopf besteht. Es geht nicht darum, wer die schönste oder bestduftende Rose besitzt, sondern darum, dass sich jeder am Anblick und dem Duft einer Rose erfreuen kann", beschreibt Josef Zenker. "Es macht Spaß, in solch einer Gemeinschaft mitzuwirken und die Begeisterung organisiert in einem Vereinsleben zu pflegen."
Immerhin konnte der Wülflinger Verein mit diesem Anspruch den Altersdurchschnitt der Mitglieder deutlich senken, die Freude am gemeinsamen Handeln und die Bewahrung des Schönen in der Natur und des Dorfs stärken sowie den Verein als soziale Plattform für das alte und das neue Dorf etablieren.
Gegründet wurde der Verein von 21 Bürgern am 1. Dezember 1919. Sie pflanzten in den ersten Jahren knapp 1000 Obstbäume und kauften eine Spritze, Nistkästen, eine Obstmühle und eine Kelter. Neben Kernobst wurden auch Gemüse und Beeren angebaut. Dieses Engagement prägt bis heute das Landschaftsbild von Wülflingen.
Das Frühobst und die Beeren wurden bis in die 1960er Jahre an den Marmeladen-Müller (heute: Maintal Konfitüren GmbH mit Sitz in Haßfurt) das Kilo für vier Pfennige verkauft. Auch brannten die Obstbauern noch Schnaps oder machten Wein aus ihrem Kernobst und den Beeren. Wie Margot Kalmbach, die die Chronik zusammengestellt hat, berichtet, musste man in den ersten Jahren zur Bewässerung der Bäume das Wasser von der Wässernach mit Eimern den Berg hochtragen oder es mit einem Pferdefuhrwerk hochfahren. Erst später wurde am Steg zum Fußballplatz ein Pumpenhaus mit Dieselpumpe installiert, die das Wasser durch ein Rohr den Berg hoch in einen Kesseltank förderte. Die Baumfeldbesitzer legten dann vom Tank aus Schläuche zum Bewässern an ihre Bäume. Die Hülsenfrüchte und Beeren wurden zur weiteren Verarbeitung in die Annahmestelle Hans Säger in Wülflingen oder nach Haßfurt zum Obstgroßmarkt Volkach am Standort des jetzigen "Floraniums" geliefert.
1949 errichtete der Verein ein Haus für die Obstbaumspritze neben dem Dreschplatz, das 1969 abgebaut und auf dem Gemeindeacker am Buchleitenweg wieder aufgebaut wurde. Der Siedlerverein kam in den 1950/ 60er Jahren zum Obst- und Gartenbauverein und verließ diesen wieder 1988. Mit der Zeit wurde es ruhiger um den Verein und erst in den 1980/90er Jahren veranstaltete er Erntedankumzüge, Kinderwettbewerbe, Kochkurse sowie Ausflüge oder Blumenschmuckbewertungen.