Gelöste Stimmung in Nordhalben

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Die Ködeltalsperre und das Trinkwasser werden künftig an Bedeutung zunehmen. Beim Bau vor 40 Jahren seien den Bürgern Versprechungen gemacht worden, die nicht eingehalten wurden, so Nordhalbens Bürgermeister Michael Pöhnlein. Er fordert nun eine finanzielle Entschädigung. Foto: Veronika Schadeck/Archiv
Die Ködeltalsperre und das Trinkwasser werden künftig an Bedeutung zunehmen. Beim Bau vor 40 Jahren seien den Bürgern Versprechungen gemacht worden, die nicht eingehalten wurden, so Nordhalbens Bürgermeister Michael Pöhnlein. Er fordert nun eine finanzielle Entschädigung.  Foto: Veronika Schadeck/Archiv

Die Standpunkte bei der Bürgerversammlung in Nordhalben waren äußerst unterschiedlich, der Umgang miteinander dennoch freundlich - nicht selbstverständlich, angesichts der Diskussionen der vergangenen Monate.

Angesichts der teilweise äußerst emotional geführten Diskussion der vergangenen Monate war die Atmosphäre fast schon ungewohnt: Obwohl am Donnerstagabend bei der Podiumsdiskussion der Bürgerversammlung in der Nordwaldhalle teilweise kontrovers diskutiert wurde und die Standpunkte doch ziemlich gegensätzlich waren, war die Stimmung von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Inhaltlich ging es darum, wie man - nachdem das Thema Nationalpark vom Tisch ist - den Markt Nordhalben und den Frankenwald weiter entwickeln kann. Doch wie soll der Spagat gelingen, den Frankenwald als Industriestandort und Tourismusregion zu stärken und gleichzeitig den Naturschutz zu ermöglichen?
Diskutiert wurde der Frankenwald als mögliches Biosphärenreservat - was für Ludwig Freiherr von Lerchenfeld offenbar kein Thema mehr ist. "Es wird weder einen Nationalpark noch ein Biosphärenreservat kommen - diese Fragen sind entschieden", sagte der CSU-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Vereins "Unser Frankenwald".
Richard Mergner, der Landesbeauftragte vom Bund Naturschutz, sah dies indes ein bisschen anders. "Wir halten den Frankenwald für ein Biosphärenreservat geeignet", betonte er. Was spreche dagegen, einen kleinen Teil des Waldes in sich entwickeln zulassen? In Bayern seien nur ein Prozent der Staatswaldflächen über 100 Jahre alt. Nicht jeder Hektar, der aus einer Nutzung herausgenommen würde, wäre ein Nachteil. Mergner brachte ein Biosphärenreservat mit der Stärkung des touristischen Profils, mit dem Aufbau von Forschungsarbeiten, mit einer regionalen Vermarktung und Geld aus München in Zusammenhang. Er rief die Bürger zu einer Exkursion ins Biosphärenreservat Rhön auf.


Naturschutz als zentrale Aufgabe

Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU) stimmte dem Bund Naturschutz dahingehend zu, dass man der Herausforderung der Artenvielfalt Rechnung tragen müsse. Zuvor freute er sich: "Ich wurde schon lange nicht mehr mit Applaus begrüßt." Baumgärtner stellte auch klar, dass er nie formuliert habe, er sei für einen Nationalpark. Aber alle Ideen, die die Region voranbringen könnten, sollten ergebnisoffen diskutiert werden können. "Wir tun gut daran, alles zu prüfen." Etwas Positives habe die Nationalpark-Diskussion aber gebracht: Denn der Staatsregierung sei nun klar geworden, dass sie die Region noch mehr unterstützen müsse.
Der Leiter des Forstbetriebs Nordhalben, Fritz Mayer, bezeichnete den Naturschutz im Wald als eine zentrale Aufgabe des Forstbetriebs. Die Entwicklung im Staatswald gehe hin zu mehr Naturschutz und Biodiversität. Er sprach von Herausforderungen beim Waldumbau: Was machen die Sägewerker? Wie geht man mit den Themen Schwarzstorch und Wildkatze um? Keinen Zweifel hat Mayer, dass künftig die Bedeutung der Ködeltalsperre und des Trinkwassers zunehmen wird.
Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW), sprach von zurückliegenden turbulenten Tagen. Er habe in den letzten Wochen ein überaus großes Misstrauen seitens der Bevölkerung gegenüber den Behörden registrieren können. Die Leute haben ganz klar gesagt: "Wir sind vor 40 Jahren beim Bau der Ködeltalsperre übers Ohr gehauen worden und so wird es wieder sein." Damals seien Versprechungen gemacht worden, die später nicht eingehalten wurden.