Von 1400 Einwendungen sehen sich die Neunkirchner Gegner einer Westumgehung in ihrer Auffassung bestätigt. Dies wollen sie nun auch dem bayerischen Innenminister klarmachen.
Über 1400 Einwendungen zur Westumgehung sind inzwischen eingegangen. Das Staatliche Bauamt in Bamberg werde nun die Einwendungen prüfen und gegebenenfalls in die Planungen integrieren. Bettina Wittmann, die Vorsitzende des Vereins "Modernes umweltbewusstes Neunkirchen" - kurz MUNk - freute sich, die entsprechende Pressemeldung der Regierung von Oberfranken weiterverbreiten zu dürfen. "MUNk betrachtet dies nicht als großes Interesse, sondern als ablehnende Stellungnahme enorm vieler Bürger, die die Straße so nicht vertretbar finden", sagte Wittmann bei einem öffentlichen Termin.
Anwesend waren auch Martin Wieseckel für die Initiative Ebersbacher Landwirte, Esther Schuck für die Bürgerinitiative Schwabachtal, Bernhard Birnfeld von der Neunkirchner Ortsgruppe des Bund Naturschutz, Edith Fieser von der Kreisgruppe des BN sowie Tom Konopa, Regionalreferent des Bund Naturschutz.
Schon im Vorfeld habe MUNk laut Wittmann an den vielen Rückmeldungen gespürt, "dass die Leute doch vor der Monströsität der Straße zurück schrecken". Wichtig sei nun, dass allen Kommunal- und Landespolitiker eines klar sei: Die Umgehung könne so nicht umgesetzt werden.
Mit einem Brief an Innenminister Joachim Herrmann und einen an Umweltministerin Ulrike Scharf (beide CSU) wurden die nächsten Schritte bereits unternommen.
Alternatives Gutachten
In den Briefen macht MUNk erneut deutlich, dass eine Westumgehung das Problem nicht löse, sondern im Gegenteil den motorisierten Individualverkehr weiter ansteigen lasse.
Stattdessen sollten Mobilitätsalternativen ergriffen werden, um auch die Klimaschutzziele zu erreichen. Die Gründe der Interessensvertreter gegen die Westumgehung sind nicht neu. Ein aus Spendengeldern finanziertes alternatives Verkehrsgutachten bei der Firma Regio Consult habe aufgezeigt, dass von einem öffentlichen Interesse an der Umgehung keine Rede sein könne.
Das bestünde laut dem Gutachten erst bei über 9000 Fahrzeugen oder bei 5000 - dann aber mit einem Schwerlastverkehr von 25 Prozent. An manchen Straßen liege der Anteil des Schwerlastverkehrs aber nur bei fünf Prozent.
"Wir sind an der Grenze"
In dem Gutachten werden Alternativen zur Problemlösung aufgezeigt. Mit Tempo 30 beim Friedhof und dem Fahrverbot für über 7,5 Tonner dort seien bereits Möglichkeiten gefunden worden. Zudem zeige die momentan gesperrte Erlanger Straße, dass der Verkehr dennoch normal fließe.
Die Unfall-Argumentation der Umgehungsfürsprecher ließ Wittmann nicht gelten. Mehr Unfälle gebe es außerhalb des Ortes, auf der Staatsstraße zum Beispiel. "Das würde auf der Umgehung auch passieren", sagte Wittmann. Eine Verbesserung der Situation am Forchheimer Tor hingegen sei von der Gemeinde verhindert worden, um die Westumgehung nicht zu gefährden. Gefährdet würde stattdessen die Natur. "20 Vogelarten wurden gefunden. Die Natur hat hier Rückzugsgebiete", sagte Birnfeld. Den Pirol, den Neuntöter oder das Rebhuhn nannte er als Beispiele.
Die gesetzlichen Ausgleichsflächen betrachtet er als ungeeignet. "Dort sind schon Besatzungen mit ähnlichen oder gleichen Arten. Es würde ein Artenkampf stattfinden, das Artensterben ginge dann massiv weiter", betonte Birnfeld. Auch 15 Fledermausarten wurden dort gefunden, wo die Trasse nach Vorgaben des Bauamts verlaufen soll.
Zusätzlich würden Jagdgebiete zerschnitten. "Wir sind an der Grenze, man kann nicht weiter. Das hat die Bevölkerung erkannt. Der Umweltschutz wird von den Bürgern ernst genommen. Sie wollen die Naturräume erhalten", sagte Birnfeld.