Premiere bei Klassik auf der Burg: Ljubka Biagioni zu Guttenberg leitete die Nürnberger Symphoniker.
Stephan Herbert Fuchs Die Premiere ist gelungen: Zum ersten Mal waren die renommierten Nürnberger Symphoniker bei den Plassenburg-Open-Airs zu erleben. Unter dem Motto "Klassik auf der Burg" präsentierte die jetzt in Kulmbach beheimatete Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg ein populäres und zugleich anspruchsvolles Programm.
Im Mittelpunkt stand dabei unter anderem die belgische Klarinettistin Annelien van Wauwe als großartige Solistin im A-Dur-Klarinettenkonzert, KV 622, von Wolfgang Amadeus Mozart.
Mozarts letztes Instrumentalwerk kommt in ihrer Interpretation mal verträumt, mal abgeklärt und heiter daher. Sein Charakter ist eher lyrisch als virtuos auftrumpfend. Bei Annelien van Wauwe und den glänzend aufgelegten Nürnberger Symphonikern zeigt sich Mozarts "Spätwerk" allerdings eher als jugendlich frisches, flottes und farbiges Stück. In den Ecksätzen ist ein geschmeidiges Gesamtklangbild zu hören mit einem makellos runden und obertonreichen Klarinettentimbre.
Nahezu schwerelos
Nahezu schwerelos und sphärisch zieht der langsame Satz vorbei. Die Solistin versteht es, die großen Bögen organisch auszuspannen. Ihr Spiel ist nuancenreich und kommt faszinierend schön zur Geltung.
Faszinierend sind immer wieder die Opern Wagners, auch wenn der Gesang halt einfach dazugehört und bloße Konzertstücke nie die gesamte Bandbreite des Wagner'schen Kosmos wiedergeben können. Freilich haben sich Dirigentin und Musiker mit dem Einzug der Gäste aus dem zweiten Aufzug des "Tannhäuser" zweifellos eines der effektvollsten Stücke ausgesucht. Die Nürnberger Symphoniker in großer Besetzung sind brillant genug, um Wagner den Zuhörern schmackhaft zu machen. Sie musizieren edel im Klang, absolut homogen und akribisch genau, worauf es bei Wagner ganz besonders ankommt. Das ist orchestrale Wucht, die nicht nur Wagner-Fans von Anfang an gefangen nimmt.
Auch Ohrwürmer dabei
Überhaupt sind es die Ohrwürmer, die bei einem solchen Open-Air-Konzert nicht fehlen dürfen. Peter Tschaikowskys Schwanensee-Walzer ist ein solcher, ein Ballett-Schlager, den jeder irgendwann einmal zumindest zur Kenntnis genommen hat. Ein imposanter Walzer, virtuos musiziert, mit Freude am Detail und von geradezu überragender Klangschönheit.
Im zweiten Teil des Konzert folgte dann der rein britische Teil, der an die "Last Night of the Proms" der BBC erinnern sollte.