Forstexperte: "Es gibt keine Kahlschläge "

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Ebrach — In seinem Kommentar zu "Wie eine Insel im Meer" (FT, 5. November 2014, Seite 17) spricht Redakteur Michael Wehner von "riesigen Erntemaschinen", die "Kahlschläge neben win...

Ebrach — In seinem Kommentar zu "Wie eine Insel im Meer" (FT, 5. November 2014, Seite 17) spricht Redakteur Michael Wehner von "riesigen Erntemaschinen", die "Kahlschläge neben winzigen Trittsteinen betreiben".
"Wenn das so der Fall wäre, hätte Herr Wehner vielleicht sogar Recht", schreibt Ulrich Mergner, Forstbetriebsleiter in Ebrach, in einer Erwiderung an unsere Zeitung. Wundersamer Weise hätten der Juchtenkäfer am Stuttgarter Bahnhof oder der Eichenheldbock im Bamberger Hain überlebt, obwohl rings herum Zivilisations-"Wüste" herrscht, berichtet Mergner. Im Bereich des Steigerwaldes gibt es ihm zufolge allerdings schon seit Jahren keine Kahlschläge mehr. Sie seien auch nicht vorgesehen.
"Die sechs mittelgroßen Naturwaldreservate und über 100 kleineren Trittsteinflächen sind eingebettet in eine naturschutz-orientierte, schonende Waldnutzung", berichtet der Forstmann. Beide Waldkategorien seien dauerhaft aus der Nutzung genommen und hätten eine Gesamtfläche von 1000 Hektar. Auf der bewirtschafteten Waldfläche von 15 500 Hektar würden pro Hektar bis zu 40 Festmeter Totholz belassen und zehn Biotopbäume erhalten. Letztere ergeben, wenn ihre Kronenfläche zusammengezählt wird, eine ungenutzte Waldfläche von zusätzlich mehr als 700 Hektar. "Deshalb ist das Trittsteinkonzept viel umfassender, als es Michael Wehner in seinem Kommentar erscheinen lässt."

Sicherung der Artenvielfalt

Der Forstbetrieb sichere damit die Waldartenvielfalt auf der gesamten Waldfläche des Staatsforstes. Das komme auch dadurch zum Ausdruck, dass von den 140 000 Festmetern, die jährlich zuwachsen, lediglich rund 100 000 Festmeter genutzt und vom genutzten Holz wiederum rund 20 000 Festmeter im Wald als liegendes Totholz belassen würden. "Das Trittsteinkonzept ist kein schlicht-segregatives Konzept mit Stilllegung hier und voller Nutzung dort", so Mergner. Es sei vielmehr ein Konzept, welches dem Waldartenschutz einen sehr hohen Stellenwert einräume, ohne die anderen gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald außer Acht zu lassen. Das sei der Vorteil integrativer Konzepte. red