von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner Forchheim — Ganz im Zeichen des Rück- und Ausblicks auf Aktivitäten stand die erste Jahresversammlung des Bündnisses "Bunt statt braun". V...
von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner
Forchheim — Ganz im Zeichen des Rück- und Ausblicks auf Aktivitäten stand die erste Jahresversammlung des Bündnisses "Bunt statt braun". Vor einem guten Jahr konstituierte sich die lose Vereinigung als Verein. Den Vorsitz übernahm Christa Gerdes; ihre Stellvertreter sind Ludwig Preusch und Atila Karabag. Seit September ist der Verein als gemeinnützig anerkannt.
Gefordert war der neue Verein gleich nach der Gründung, meldete doch die NPD eine Kundgebung zur Landtagswahl an. Darauf reagierte man mit einer augenfälligen Gegenkundgebung. Am alten Brauhausgebäude konnte ein riesiges Plakat mit einem historischen Foto von einer KZ-Befreiung als Mahnung "Nie wieder" aufgehängt werden.
"Bunt statt braun" ist Mitglied bei den nordbayerischen Bündnissen gegen Rechts.
Beim gemeinsamen Treffen in Creußen führte Peter Engelbrecht, ein Journalist und Lokalhistoriker, und zweite Bürgermeisterin Marianne Abel die Gruppe auf den Spuren der Zwangsarbeiter. Zwei Lager für rund 500 Personen standen in der Kleinstadt. Zur Fabrik, in der die Zwangsarbeiter schufteten, wurde eigens ein Tunnel gebaut, damit niemand den elenden Zustand der Zwangsarbeiter sehen konnte.
Abels Vater war während des Zweiten Weltkriegs Pfarrer in Creußen und bekannte sich zum Widerstand gegen die NSDAP. In Erinnerung geblieben ist Pfarrer Abel durch seine Hilfe für kranke Zwangsarbeiter.
Eine Anfrage der bayerischen SPD im Landtag zu Neonazi-Aktivitäten, insbesondere Rechtsrockkonzerten, richtete den Fokus auf Forchheim. In der Auflistung des Verfassungsschutzes war eine Veranstaltung des NPD-Kreisverbands Bamberg-Forchheim mit 30 Personen erwähnt.
Das war nicht die einzige Veranstaltung in dem Gasthaus auf dem Weingartsteig, weiß man inzwischen.
"Oberbürgermeister Stumpf war ganz überrascht, als ich ihn damit in der Bürgersprechstunde konfrontierte", berichtete Gerdes. Weder die Polizei Forchheim noch das Ordnungsamt wussten etwas davon, hat Ludwig Preusch in Erfahrung gebracht.
Erläuterungstafel ist gefragt Für eine örtliche Informationsveranstaltung zum NSU-Prozess gewann das Bündnis "Bunt statt braun" den Nebenklägervertreter Rechtsanwalt Yavuz Narin. Einen weiteren Vortrag hielt der Ebermannstadter Historiker Manfred Franze zu den lokalen Auswirkungen des NS-Regimes. Neben vielen anderen Fakten erwähnte er Heinrich Strecker. "Der Strecker-Platz ist nicht nach ihm benannt, sondern nach dem rechtskundigen Bürgermeister Forchheims, Eduard Strecker.
Der Hofrat hat über ein Vierteljahrhundert bis 1909 die Geschicke der Stadt geleitet", berichtete dazu Gerdes. Damit es zu keiner Verwechslung kommt, will das Bündnis an die Stadt herantreten, man möge an den Straßenschildern die anderorts gebräuchlichen Erläuterungstäfelchen anbringen. Mit dem Text, wie er im Stadtadressbuch steht. Das wurde einstimmig beschlossen.
In Zusammenarbeit mit den Kirchen und dem Bündnis gegen Extremismus jeglicher Art soll eine Ausstellung im Forchheimer Rathaus organisiert werden - und am Sonntag, 9. November (Reichspogromnacht) eine Gedenkveranstaltung mit Schülern.