Am Tag des Bieres trafen sich rund 50 Wanderer in Kunreuth zur ersten Gscheitgut-Wanderung in diesem Jahr. Pünktlich um 9 Uhr begrüßte die...
Am Tag des Bieres trafen sich rund 50 Wanderer in Kunreuth zur ersten Gscheitgut-Wanderung in diesem Jahr. Pünktlich um 9 Uhr begrüßte die Vorsitzende des Gscheitgut-Vereins Corinna Brauer die Teilnehmer, die aus Forchheim, Erlangen und Nürnberg angereist waren, um mit ihr und Landrat Hermann Ulm durch das schöne Fachwerkdorf zu wandern. Als Autorin begleitete Susanne Reiche den Tag. Sie schreibt Krimis und Kurzgeschichten und stellte ihr Buch „Fränkisches Pesto“ vor.
Im Mittelpunkt des Tages stand die „Spurensuche Kunreuth “, ein Wanderweg, der im Jahr 2001 durch eine Kooperation mit dem Institut für Geographie an der Universität Erlangen unter der Ägide von Hermann Ulm , damals noch Bürgermeister von Kunreuth , entstanden ist. Der Rundweg zeigt, welche Vielfalt in der Geschichte eines Dorfes steckt und wie das Dorf mit seiner Kulturlandschaft verbunden ist. So kann die Geschichte des Dorfes von seinen Anfängen bis zu den Veränderungen im 20. und 21. Jh. erlebt werden.
Am Rathaus in Kunreuth ging es los: Wo sich heute ein schmucker Sandsteinbau befindet, stand früher das Badhaus, erklärte Landrat Ulm. Heute finden hier nicht nur die Gemeinderatssitzungen statt, das Haus ist auch ein beliebter Veranstaltungsort für Kunsthandwerkkurse.
Schafhaltung war von großer Bedeutung
Weiter ging es an den Standort der alten Synagoge, an die heute nur noch ein Schild erinnert, und zum ehemaligen Schafstall, der ein wahres Schmuckstück geworden ist. „Manchmal muss man einfach pelzig bleiben und keinen Abriss zulassen“, resümiert Landrat Ulm. Er erzählte, wie der alte Stall von 1850 nach und nach verfiel. Dabei hatte die Schäferei in Kunreuth vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung. Die Abgaben der Schäferei überstiegen bei weitem die Abgaben selbst der größten Höfe. Die Schafzucht wurde durch die Konkurrenz der Wolle aus Neuseeland unrentabel, viele Landwirte gaben die Schafhaltung auf. Diese Veränderungen wurden auch in der Landschaft sichtbar, denn nach und nach eroberten sich Wald und Büsche die freigelegten Hangflächen zurück. Das Typische der Fränkischen Schweiz wird heute durch aufwändige Hangfreilegungsmaßnahmen erhalten. „Heute würde niemand mehr die Fränkische Schweiz Fränkische Schweiz nennen“, gibt Landrat Ulm zu bedenken, „aber damals, zu Beginn des 18.Jahrhunderts, waren die Felsen so gut beweidet, dass die Berge in weiten Teilen waldfrei waren.“ Die Flurnamen „Hutweide“ oder „Hutgraben“ erinnern daran.
Der Spaziergang führte weiter zum idyllischen Kirchhof. Die imposante, 1426 geweihte Kirche, ein geschmückter Osterbrunnen und die alte Dorfschule geben gemeinsam mit dem Pfarrhaus ein eindrucksvolles Ensemble ab. Es lohnt sich, die Kirche auch von Innen anzuschauen. An der rechten Seite zeugen freigelegte Fresken von der langen Geschichte des Gotteshauses, in dem die erste Lesung der Autorin Susanne Reiche stattfand: Auf einer Kräuterwanderung in der Fränkischen Schweiz geschieht ein Mord. Doch die „Kräuterhexe“ gibt außer ihrem Rezept für ein fränkisches Pesto nur wenig preis. Wie Kommissar Kastner den Fall im fränkischen Outback lösen wird?
An Streuobstwiesen vorbei ging es dann zur Weiherwiese. Der Weiher dient heute dem Wasserrückhalt, damit Kunreuth nicht von dem vorbeifließenden Troppach überflutet wird.