„Kein Event, keine Kleidung“

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Erzsébet Molnár in ihrem Atelier: Die Maßschneiderin wünscht sich die Zeit wie vor Corona zurück.
Erzsébet Molnár in ihrem Atelier: Die Maßschneiderin wünscht sich die Zeit wie vor Corona zurück.
Knut Freitag

Existenz  Die Modestylistin und Maßschneiderin Erzsébet Molnár muss wegen Corona Einbußen hinnehmen. Doch aufgeben will sie nicht – und die Kunreutherin hat sich ein zweites Standbein geschaffen.

Ist eine Frau gut gekleidet und gestylt, dreht sich Erzsébet Molnár durchaus um und drückt Anerkennung aus. Oft jedoch passen Outfit, Frisur und Schminke nicht zum Träger. Die 56-jährige Kunreutherin hat als Modestylistin und Maßschneiderin einen Blick dafür.

Wer zu ihr kommt, erhält eine kostenlose Typberatung dazu. Oft geschieht das unbemerkt, während der Unterhaltung, die sie mit der Kundin beim Maßnehmen führt. Ein roter Lippenstift würde ihr gut stehen, sagt Molnár dann nebenbei.

Doch diese Zeiten sind seit Corona vorbei. Jetzt bekommt die Maßschneiderin finanzielle Unterstützung vom Jobcenter . Bis Mai. „Wegen der Unterstützung musste ich über meinen Schatten springen. Ich war immer selbstständig“, sagt Molnár.

Ihr Gespartes hat sie in den ersten beiden Jahren der Pandemie verbraucht, um die laufenden Kosten zu begleichen. Ihr Atelier möchte sie behalten und wieder ohne Unterstützung leben. Deshalb war Molnár eine der Ersten, die sich als Ehrenamtliche für das gerade entstehende Kooperationsprojekt „Alltagsbegleiter“ für Kunreuth und Igensdorf gemeldet hat. Um anderen Menschen so lange wie möglich ihre Selbstständigkeit zu ermöglichen – und sich selbst auch. „Wenn das Leben nicht wie früher weitergeht, ist dieser Minijob mein zweites Standbein, um dem Jobcenter sagen zu können, dass ich ein bisschen Geld verdiene“, erklärt Molnár.

Ihre Schneiderei ist nicht ganz auf Eis gelegt. „Es gibt noch viele Menschen wie beispielsweise Manager, die noch arbeiten gehen. So habe ich noch ein wenig Arbeit nach Maß“, sagt Molnár. Doch längst nicht in der Menge, dass es reicht, neben Miete den Alltag und die Versicherungen bezahlen zu können. Vor allem wisse niemand, ob und wann wieder eine Corona-Welle kommt, die dann das Leben erneut herunterfährt.

Das war im Prinzip der Grund für den Einbruch bei der Modeschneiderin. „Kein Event, keine Kleidung“, beschreibt Molnár das Dilemma kurz und bündig. Schon im ersten Jahr der Pandemie wurden die Hochzeiten auf unbekannt verschoben, auch Kommunionen und Konfirmationen fanden nicht statt.

Weder diese feierlichen Kleider noch die Festkleider für die Gäste wurden benötigt und somit keine Aufträge an Erzsébet Molnár vergeben. Die Leute mussten kurzfristig handeln und schnell von der Stange kaufen. Dabei wäre gerade jetzt die Jahreszeit, Bestellungen für Feierlichkeiten und Veranstaltungen bei der Kunreuther Modesylistin aufzugeben.

Vor Corona gingen im Januar die ersten Aufträge ein. Auch beim Schlossgartenfest in Erlangen hat sie mitgewirkt und durchaus prominente Lokalpersönlichkeiten oder Ehepartner zu den Kunden zählen dürfen. Doch auch solche Festivitäten werden nicht gefeiert. Momentan. Der Ist-Zustand sieht somit anders aus als in den Jahren vor der Corona-Pandemie . Die aus Ungarn stammende Schneiderin, die 1994 mit ihrem deutschen Mann nach Deutschland gezogen ist, bleibt trotzdem optimistisch. Noch steht die Frage im Raum, ob diese Feiern heuer wieder wie gewohnt stattfinden können? „Es ist alles noch in der Schwebe. Wenn in einigen Wochen noch keine Bestellungen kommen, ist das Jahr wieder verloren“, bedauert Molnár.

Tipp für das Homeoffice

Trotzdem hat sie eine positive Einstellung und viele neue Ideen. Vor allem hofft sie, dass heuer wieder Bestellungen eingehen. Einen Tipp hat sie für alle, die derzeit im Homeoffice arbeiten: „Zu Hause sollte man auch schön aussehen“, sagt Molnár. Auch wenn man nicht viel Geld hat, sollte man auf sein Äußeres achten. Dazu gehört auch die Kleidung.

Bei Erzsébet Molnár angefertigt, gibt es die Typberatung als Service dazu.