Das Böllergeschäft fällt wieder aus

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Pyrotechniker Thomas Kawala bleibt erneut auf seinen Feuerwerksartikeln sitzen.
Pyrotechniker Thomas Kawala bleibt erneut auf seinen Feuerwerksartikeln sitzen.
Kawala

Silvester  Es gibt pandemiebedingt erneut kein Feuerwerk zum Jahreswechsel. Dies ist eine Katastrophe für die Pyrotechniker Jürgen Leppert und Thomas Kawala aus dem Kreis Forchheim. Feuerwerke wurden aber im Ausland gekauft.

„Dass man Versammlungen unterbinden möchte, ist verständlich. Doch dazu hätte das Versammlungsverbot gereicht“, findet Jürgen Leppert. Er ist Pyrotechniker im Nebenerwerb und nicht von dem Verkauf der Silvesterfeuerwerke abhängig. Doch er befürchtet: „Viele werden aufgeben, auch Händler.“ Das habe er von Kollegen bereits gehört.

Diese rigorose Entscheidung ist für den Pyrotechniker aus Forchheim nur schwer nachvollziehbar. Vor allem, weil die Begründung, dass man die Krankenhäuser nicht mit feuerwerksbedingten Schwerverletzten belasten wolle, nicht stimme. „Das ist meist auf Alkohol zurückzuführen“, bestätigt der Pyrotechniker Thomas Kawala aus Gräfenberg, und nicht auf das Silvesterfeuerwerk.

Böller aus dem Ausland

Der eine oder andere Silvesterfreund hat seine Raketen und Böller im benachbarten osteuropäischen Ausland gekauft, was erlaubt ist. „Die Politik hat nun geschafft, das allen Leuten mitzuteilen“, klagt Kawala. Er wisse, dass beispielsweise in Polen Läden an der Grenze zu Deutschland gemietet wurden, um Silvesterfeuerwerk zu verkaufen. Es werde wegen des Verkaufsverbots in Deutschland auch Feuerwerk selbst gebastelt. Auch dies sei eine Gefahr für schwere Verletzungen.

Ein Feuerwerksverbot sollte laut Politik gut für die Allgemeinheit sein, um die Pandemie und deren Folgen zu bekämpfen. Wenn dem so sei, müssten die Verluste durch das Verbot von der Allgemeinheit kompensiert werden, meinen die Pyrotechniker. Doch der Einzelhandel ist davon ausgenommen. Nur Fixkosten können angegeben werden, die aber für die Pyrotechniker kaum anfallen.

Kein Umsatzausgleich möglich

„Wieso nimmt man den Einzelhandel aus?“, fragt Kawala. Wenn nur die Supermärkte ausgenommen würden, mache das Feuerwerk nur zwei Prozent des Sortiments aus. „Wir Fachhändler arbeiten das ganze Jahr auf diesen Verkauf hin und können nicht mit anderer Ware ausgleichen“, erläutert Kawala. Skifahren sei erlaubt, und sicher müssten mehr Leute mit gebrochenen Beinen ins Krankenhaus als wegen Verletzungen durch Feuerwerke . „Wir sind ein vorgeschobenes Bauernopfer“, findet Kawala. Denn nicht nur das Hauptgeschäft an Silvester entfällt, auch auf die Feuerwerke bei Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten das Jahr über wird verzichtet. „Es war mager. Die Leute sind verunsichert“, bestätigt Leppert.

„Das Feuerwerk ist ein Kulturgut. Hier wird ein ganzer Wirtschaftszweig kaputtgemacht“, bedauert Leppert die politische Entscheidung. Thomas Kawala hat nun eine Ausbildung zum Fahrschullehrer absolviert, um ein weiteres berufliches Standbein zu haben. Die Silvesterfeuerwerksartikel sind da, doch die Ware darf nicht verkauft werden. „Ich darf sie nicht einmal verschenken und auch nicht für mich nehmen“, berichtet Kawala. Er werde deshalb auch kein Gartenfeuerwerk zünden. Jürgen Leppert hat noch Raketen und will diese an Silvester anzünden. Dass es ein ruhiges Silvester wird und noch weniger Raketen als im letzten Jahr das neue Jahr begrüßen, steht für ihn fest.