"Flucht ist jung" auch in Coburg

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Die ehemalige BGS-Halle dient derzeit immer wieder als Unterkunft für Flüchtlinge in Coburg (hier ein Archivfoto vom ersten Aufbau). "Es geht dort sehr diszipliniert zu", sagt Dritter Bürgermeister Thomas Nowak. Aber: "Es gibt kaum Privatsphäre." Foto: Archiv/Simone Bastian
Die ehemalige BGS-Halle dient derzeit immer wieder als Unterkunft für Flüchtlinge in Coburg (hier ein Archivfoto vom ersten Aufbau). "Es geht dort sehr diszipliniert zu", sagt Dritter Bürgermeister Thomas Nowak. Aber: "Es gibt kaum Privatsphäre." Foto: Archiv/Simone Bastian

Dekanatssynode  Derzeit sind 628 Asylberechtigte und Asylbewerber in der Stadt Coburg untergebracht. Die evangelisch-lutherische Kirche plant unterdessen ein Wohnheim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Eröffnet werden soll es im nächsten Jahr in Neustadt

Coburg — Sehr ausführlich beschäftigte sich die evangelische Dekanatssynode bei ihrer Herbsttagung mit der Situation von Flüchtlingen in Coburg. Im Gemeindehaus Heilig Kreuz zeichnet Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak ein eher entspanntes Bild von der aktuellen Situation in Coburg.
Derzeit seien in der Stadt Coburg (Stichtag 16. November 2015) 628 Asylberechtigte und Asylbewerber untergebracht. Insgesamt beherberge die Stadt Coburg in ihren Mauern 65 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Zu der Gesamtsumme von 628 Männern und Frauen gehören auch 149 mittlerweile anerkannte Flüchtlinge und anderweitig abgeschlossene Verfahren.
"Flucht ist jung", sagte der Bürgermeister. 200 der 478 Asylbewerber seien unter 18 Jahre alt. Dazu gehören freilich dann auch die Kinder und Jugendlichen, die von erwachsenen Familienangehörigen begleitet werden. Überhaupt seien mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge und Asylbewerber in Coburg maximal 40 Jahre alt.
Es gibt auch komplexe Einzelschicksale. Susanne Fritze, Schulleiterin in Rödental, berichtete, dass ein ausländischer Schüler an ihrer Schule, der unbegleitet von Erwachsenen in Deutschland angekommen sei, gerade einmal sieben Jahre alt sei. Sie bedauerte, dass dieser, unabhängig von seinen Geschwistern in ein anderes Bundesland gekommen sei. Ganz aktuell verwies Nowak darauf, dass sich seit Anfang November in solchen Fällen die Rechtslage geändert habe. Ein Minderjähriger ohne Begleitung von Eltern oder Großeltern könne nun auch anderen Familienangehörigen zugeordnet werden.


Dezentrale Unterbringung

Vier Gemeinschaftsunterkünfte gebe es in Coburg, führte Nowak weiter aus. Eine fünfte Gemeinschaftsunterkunft mit etwa 40 Plätzen soll im Juli 2016 dazukommen. Außerdem sind 30 bis 35 Wohnungen zur dezentralen Unterbringung angemietet worden. Als Herkunftsländer der in Coburg lebenden Flüchtlinge und Asylbewerber nannte Nowak an erster Stelle Syrien vor dem Irak und Afghanistan.
Vize-Landrat Rainer Mattern, der in individueller Personalunion auch Leiter des Kirchengemeindeamtes Coburg ist, gab zu erkennen, dass er bei der Unterbringung von minderjährigen unbegeleiteten Flüchtlingen auch gerne auf die Unterbringung in Pflegefamilien setzt. Für die aufnehmenden Familien sei diese Situation oft leichter zu bewältigen als die Integration von einheimischen Pflegekindern. Bei den Haushaltsberatungen der Dekanatssynode wurde am Samstag bekannt, dass die evangelische Kirche im nächsten Jahr in Neustadt ein Wohnheim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eröffnen will. Im Haushaltsplan 2016 des Dekanates Coburg sind dafür 841 000 Euro vorgesehen, einschließlich Betriebs- und Personalkosten.
Die Notunterkunft in der BGS-Sporthalle könne bis zu 200 Asylbewerber und Flüchtlinge aufnehmen, so Nowak. Konflikte gebe es fast gar nicht. "Es geht dort sehr diszipliniert zu." Aber: "Es gibt kaum Privatsphäre." Der Personalkosten- und Verwaltungsaufwand für die Flüchtlinge in Coburg, gehe derzeit zu Lasten der Stadt. "Kosten für die Geld- und Sachleistungen, für Miet- und Krankenhilfeaufwendungen für Asylbewerber werden der Stadt Coburg in voller Höhe erstattet."
Nowak freute sich über 205 ehrenamtliche Helfer, die sich zum Beispiel als Dolmetscher und Sprachlehrer oder auch einfach als Begleiter bei Arzt- und Behördenbesucher engagieren. Nowak empfahl Interessenten die Kontaktaufnahme mit dem Büro "Senioren und Ehrenamt" (www.coburg.de/asyl). mako