Im Landkreis Forchheim klagen viele Bürger über Schmutz und Lärm im Zuge des ICE-Ausbaus. Die Anwohner hätten für ihre Geduld wenigstens einmal ein Dankeschön verdient, meint Manfred Hümmer
Immer wieder aufwirbelnder Staub bei schönem Wetter, eine Schlammschicht auf den Straßen, wenn es regnet - die Menschen in der Region haben mit den Folgen des ICE-Ausbaus zu kämpfen, und das nicht nur direkt an der Baustelle. "Winter in Gräfenberg" nennt ein FT-Leser ein Bild, das er uns über unser Bürgermeldeportal
www.infrankenmelder.de zugeschickt hat und das die Egloffsteiner Straße in Gräfenberg zeigt: weiß bedeckt.
Doch es ist kein feiner Schnee, sondern Kalkstaub, den Lastwagen des ansässigen Schotterwerks aufwirbeln, die auf dem Weg zur ICE-Baustelle sind. Eine Kehrmaschine würde zwar gelegentlich fahren, doch Natur, Tier und Mensch litten und der Kalkstaub brenne sich in den Autolack ein, meint der Leser weiter. Zuständig fühle sich niemand.
Schlammpiste nach Regen
Auch Gräfenbergs Dritte Bürgermeisterin Regine Bleckmann (SPD) fragte bei der Verwaltungsgemeinschaft nach, wer denn die Verschmutzungen auf der Straße wieder entfernen müsse. Der Verursacher, stellt das Landratsamt Forchheim klar. Verstaubte Straßen seien unabhängig vom ICE-Ausbau eine normale Begleiterscheinung eines Steinbruchs. Wenn die Straße durch Regen zur Schlammpiste und somit zur Rutschgefahr werde, sei der Verursacher angehalten, für eine Reinigung zu sorgen.
An der Baustelle in Forchheim seien dies auch die Subunternehmer, die für die Bahn im Einsatz sind. Entlang vieler Straßen im Landkreis gibt es derzeit Beschwerden über total verschmutzte Straßen, über zunehmenden Schwerlastverkehr und Lärm. "Von jedem Landwirt fordert man sofortige Beseitigung", sagt der Forchheimer Stadtrat Manfred Hümmer (FW). Jeden Abend würden die Laster kolonnenweise aus der Baustelle heraus- und über die Eisenbahnbrücke Richtung Bayreuther Straße abfahren. "Irgendwann dünnt sich der Schmutz aus", sagt Hümmer (FW). Mit dem Straßenbauamt Forchheim habe er schon mehrfach gesprochen, auch die Bahn angeschrieben. Er forderte die Straßenverwaltung auf, den Schmutz kontinuierlich zu beseitigen. Aber Hümmer weiß auch: "Es gibt keinen Königsweg." Die Kehrmaschinen seien im Einsatz, so oft es möglich ist.
Bei schlechtem Wetter werde der matschige Straßenbelag zur Unfallgefahr. Auch die Kehrmaschine erhöhe die Unfallgefahr, reinige sie die Straßen gerade zu den Hauptverkehrszeiten, was zu langen Staus im Berufsverkehr führe oder zu riskanten Überholmanövern verleite, erklärt Hümmer.
Abgesehen davon müsse man inzwischen zweimal pro Woche sein Auto waschen. Hümmer hat selbst die Subunternehmer direkt angesprochen, auch, weil sie mit ihren 40-Tonnern auf den Gehsteig fahren, um sich beim Bäcker eine Brotzeit zu holen. "Die Lkw-Fahrer haben kein Interesse, zeigen totale Ignoranz", sagt Hümmer über die Subunternehmer, deren Fahrzeuge Kennzeichen tragen, die er selbst als Polizist noch nie gesehen habe. Trotzdem: "Man kann die Bahn und die Subunternehmer nicht aus der Pflicht nehmen", findet Hümmer.
Die Baustelle werde noch bis 2019 bestehen bleiben. Er selbst sei Leidtragender des ICE-Ausbaus und ärgere sich: "Man kann aber nichts mehr tun. Es gibt höhere Umstände, die man nicht mehr verhindern kann." Doch für die lange Belastung durch Lärm, Schmutz und Unfallgefahr sollte man den Anwohnern ein Dankeschön aussprechen: "Sie ertragen das täglich."
Waschanlage für Reifen?
Ob es noch andere Möglichkeiten der Schmutzreduzierung gibt? An eine Spülstraße für Lastwagen dachte Hümmer, damit der gröbste Dreck bereits von den Reifen gewaschen wird, bevor die Brummis die Straßen befahren. Ob das helfen würde? "Ja", meint Hans-Jürgen Nekolla (SPD), Bürgermeister von Gräfenberg.
Die kleine Bergstadt kenne aufgrund zweier Steinbruchbetriebe die Problematik. Eine Reifenwaschanlage besitze der Steinbruch Endreß an der B 2 bereits, die Straßen seien seit der Inbetriebnahme sauberer. "Werner Steinbrecher hat mir die Reifenwaschanlage für 2018 zugesichert", so Bürgermeister Nekolla, der regelmäßig mit dem am ICE-Ausbau beteiligten Steinbruchbesitzer spricht. Daher weiß er auch, dass die Firma Bärnreuther/Deuerlein die Kreisstraße vom Steinbruch aus täglich reinigt. Für eine Reifenwaschanlage auf der Baustelle in Forchheim selbst wäre die Bahn zuständig.
"Wir geben es weiter"
Ein Infopoint der Bahn sei dafür eigens eingerichtet worden. Dort heiße es immer: "Wir geben es weiter", sagt Hümmer. Für Abhilfe ist jedenfalls noch nicht gesorgt. Wenn er immer wieder den Aufruf der Bahn lese, wo und wann eine Straße gesperrt ist, habe er noch nie ein Danke für die geplagten Anwohner gesehen. Zumindest das wäre aber dringend notwendig, findet Hümmer.