Die lebendigen Beschreibungen des jungen Daniel Borst geben ein gutes Bild vom Leben, Überleben und auch Sterben an und hinter der Front. Von seiner Einberufung schreibt er: "Am Sonntag, 22. März 68 brachte ein Pferdegespann uns drei und mehrere Kameraden aus dem Nachbarort Weichtungen mit einem Fuhrwerk unter Johlen und Grölen zum Hausbahnhof nach Schweinfurt...Leider entfiel der Besuch eines Sonntagsgottesdienstes erstmalig in meinem Leben".
Am 19. November 1870 berichtet Borst vom Frankreichfeldzug: "Wir mussten immer gewappnet sein. Wir schliefen mit Stiefel und Rock, sogar den Säbel hielten wir um die Lenden gebunden". Weiter ist von einem französischen Beschuss zu lesen: "Schuss auf Schuss fiel... Als ich auf dem mittleren Pferde sitzend vorüberritt, explodierte unmittelbar neben mir eine Granate. Die Tiere sprangen mannshoch mit mir. Jetzt bist du verloren, dachte ich mir, in dichtem Pulverdampf gehüllt. Dem Himmel sein Dank! Weder mir noch meinem Tieren geschah ein Leid".
Den Heimmarsch trat Daniel Borst ab 10. März 1871 von Paris aus an. Der Wermerichshäuser beschreibt, wie entkräftet die Männer waren, denn die Märsche waren lang, die Versorgung schlecht. So ist nachzulesen: "...es wunderte mich nicht, dass manche Kameraden ausgemergelt und entkräftet am Wegrain zurückblieben".
Am 5. Juli war für Daniel Borst bei Karlsruhe heimischer Boden erreicht. In seinem Tagebuch schreibt er: "Unsere Gedanken schweiften aber immer wieder zurück: Wie viele Deutsche wohl in der Fremde in Frankreich ihr Grab gefunden haben mögen? Einige Tage später las ich dann in der Tageszeitung: 43 000 Deutsche, darunter 14 000 Bayern mussten im Feld ihr Leben lassen".
Interessant sind Borsts Beschreibungen von einem Dankfest, das für die Heimkehrer in Wemerichshausen am 13. August 1871 ausgerichtet wurde. "...Mit Musik voraus zogen wir zur Ehrenpforte, wo unser Ortsgeistlicher mit Ministranten, Kreuz und Fahnen bereitstand. ...er geleitete uns in festlichem Zuge ins Gotteshaus. In eigens für uns Heimkehrer bereitgestellten Stühlen nahmen wir Platz." Nach dem Dankgottesdienst wurde gefeiert: "Unter den schneidigen Klängen der Musikkapelle zogen wir zum Vereinslokal, wo die Gemeindeverwaltung auf eigene Kosten für uns ein lukullisches Festmahl organisiert hatte.Jeder Festteilnehmer erhielt dazu noch zwei Gulden bar auf die Hand".
Kriegerdenkmal gerettet
Ein Erbstück besonderer Art ist in Münnerstadt das Kriegerdenkmal für die Kriegsteilnehmer 1870/71. Dass es erhalten geblieben ist, gleicht einem kleinen Wunder. Das Monument war in den späten 1960er Jahren vom Marktplatz abgebaut wurden und lagerte von da in Einzelstücken zerlegt in verschiedenen privaten Gärten.
Franz-Josef Scheublein hat vor einigen Jahren diese Einzelteile zusammengesucht, um - so seine ursprüngliche Idee - aus den verwitterten Resten einen Brunnen bauen zu lassen. Der Bildhauer Willi Grimm allerdings riet dem Münnerstädter, dieses Denkmal zu erhalten. "Ich habe mich überzeugen lassen und ließ das Denkmal renovieren." Die fehlende Krone wurde anhand alter Fotografien neu gefertigt. Neu ist auch eine Gedenkplatte, die an die drei aus Münnerstadt gefallenen Soldaten erinnert. Das Kriegerdenkmal hat zwar seinen angestammten Platz am Marktplatz nicht mehr, ist jedoch weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich. Franz-Josef Scheublein hat es aus diesem Grund auf den Parkplatz seines Anwesens (ehemaliges Amtsgericht) aufstellen lassen.
Die originalen Tafeln mit den Namen aller Kriegsteilnehmer sind heute nicht mehr am Kriegerdenkmal. Sie befinden sich im Hennebergmuseum. Aufgeführt sind auf einer der Tafeln die Männer, 66 "Kombattanten", die eine Kriegsgedenkmünze erhalten haben. Auf einer zweiten sind die Namen der "Nichtkombattanten". Laut Wikipedia sind Nichtkombattanten Kriegsteilnehmer, die nicht am unmittelbaren Kampfgeschehen beteiligt waren. Das sind unter anderem Sanitäter oder Feldgeistliche.