Entspannt gestresst in den Frühling

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Hat was, diese Jahreszeit. Sonne, Wärme und so. Zeit sich zu entspannen? In der Natur ist für etliche Spezies Paarungszeit angesagt. Das ist vor allem Stress. Wie kann die Erdkröte da nur so locker bleiben?

Andreas Lösch

Sieht alles ganz "gechillt" aus, was die Erdkröte da macht. Gemäß Duden hat gechillt die Bedeutung "frei von psychischen Belastungen", aber so ganz trifft das bei der Erdkröte nicht zu: Sie steht unter Stress, weil sie auf Brautschau ist und es langsam eng wird. "Obwohl sie für uns menschliche Betrachter so entspannt aussehen, halten sie Ausschau nach Weibchen, die das Laichgewässer erreichen", erklärt der Haßfurter Biologe Dietmar Will. "Dabei läuft ihnen die Zeit davon, da die diesjährige Fortpflanzungsperiode schon endet."
Da war der erste Eindruck also mal wieder der Falsche. Bei einem Termin des Fränkischen Tages im Wald bei Theinheim (in der Sache ging es eigentlich um Fischdiebe, die den Teich geplündert hatten) war zu beobachten, wie etliche Krötentiere Arme und Beine von sich streckten und auf der Wasseroberfläche trieben, unbeeindruckt von allem. Als wäre gerade Feierabend. Die Uhrzeit hatte auch gepasst, es war etwa 18 Uhr, da geht man in Franken schon auch mal in den Biergarten und lässt den Alltag hinter sich, alles ohne Hektik. Schlussfolgerung: Wow, sogar die Kröten haben es begriffen, dass es sinnvoll ist, mal Fünfe gerade sein zu lassen.


Den Überblick behalten

Fragt man dann den Biologen, der das Prozedere des Öfteren beobachtet und das nötige Hintergrundwissen dazu hat, sieht die Sache anders aus. Die Erdkrötenmännchen sind tatsächlich gerade ziemlich wachsam, nur auf den Fränkischen Tag reagieren sie halt nicht, sie wollen etwas anderes: ein Weibchen. Zur Paarung. Und dazu brauchen sie den Überblick, wie Dietmar Will erläutert, also schwimmen sie nach oben und achten darauf, ob sich ein Weibchen dem Teich nähert. Und dann heißt es: Ran an die Pötte! Die anderen Männchen sind ja schließlich auch noch da und haben gleiche Interessen.
Weil die Fortpflanzungsperiode nur wenige Tage und Nächte andauert und die Paarung - wie bei vielen Amphibienarten - an dem Laichgewässer stattfindet, wo die nun geschlechtsreife Kröte auch ihr Kaulquappendasein fristete, ist es ein ziemlich hartes Geschäft. Schon auf dem Weg dorthin wird ausgesiebt: Die Wanderung ans Laichgewässer, die packt schon mal nicht jeder Lurch (Erdkröten zählen zu den Froschlurchen), danach noch die Scherereien mit den Artgenossen und man muss schauen, dass auch was zu fressen rankommt.


Also doch ganz geschmeidig

Aber vielleicht ist der Kröterich auf dem Bild oben trotzdem ganz entspannt, weil er schon ein Weibchen gefunden hat? Und er denkt sich: Was jetzt noch kommt, ist Bonus. Ganz cool also. Und wenn das mal nicht gerade dazu führt, dass die Weibchen ihm zu seinen geschmeidigen Lurchfüßen liegen, dann wissen wir auch nicht weiter.