Nach den neuen Pflegekosten-Verhandlungen müsse jeder Heimbewohner eine Finanzierungslücke von rund 2700 Euro monatlich schultern. "Vor sieben Jahren, als ich ins Heim kam, lag mein Eigenanteil noch bei 1500 Euro", erinnert sich Froese. Der Zuwachs beträgt über 70 Prozent.
Die einseitige Kostenentwicklung macht die Vorsitzende der Bewohnervertretung ärgerlich, wütend. Die Neuenmarkterin hatte in diversen Verbrauchermärkten einen verantwortungsvollen Job, der nicht schlecht bezahlt war. "Ich habe immer gearbeitet, meine Steuern bezahlt, und jetzt bin ich auf Sozialhilfe angewiesen. Das ist entwürdigend."
Froeses Schreiben an Söder wurde einstimmig vom Stadtsteinacher Heimbeirat mitgetragen. Rechtliche Auswirkungen hat es nicht: Entweder akzeptieren die Bewohner den Anstieg oder müssen letztendlich das Haus verlassen.
Nunmehr liegt die Reaktion vor: Die Staatskanzlei hat mitgeteilt, dass der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek einen Reformplan vorgelegt hat, der weitergehende Leistungen der Pflegeversicherung vorsieht. "Bei langen Pflegeverläufen soll die Pflegeversicherung die Kosten der Pflege und Betreuung nach einer bestimmten Zeit vollständig übernehmen", heißt es.
Weiter weist die Staatskanzlei darauf hin, dass die Bundesregierung am 11. Juni 2021 bereits erste Verbesserungen für Pflegebedürftige beschlossen hat. So ist eine Begrenzung des Eigenanteils zu den Pflegekosten vorgesehen.
Die Antwort der Landesregierung ruft bei Gisela Froese eine geteilte Resonanz hervor. Zum einen begrüßt sie jedwede Entlastung, zum anderen seien die genannten Hilfen nicht der Durchbruch in der Problematik. Denn: Die angekündigte Kostenübernahmen beziehen sich ausschließlich auf den pflegerischen Teil der Rechnung, die die Leistungsempfänger zu tragen haben. Weitere Kostenfaktoren bleiben außen vor. "Mit dieser Antwort bin ich unzufrieden. Unterm Strich kommt wenig dabei raus."
Einrichtungsleiter Stefan Tippner hat Verständnis für den Unmut der Bewohner: "Auf Dauer kann das so nicht weitergehen", sagt er. "Die Belastung muss unter 2000 Euro monatlich bleiben. Selbst das ist schon zu viel", sagt er.