Zwei Agenda-Arbeitskreise machen sich bezahlbaren Wohnraum im Baugebiet gegenüber der Fachklinik stark.
Mit einem Ideenkatalog zum geplanten Neubaugebiet "In der Reuth" mit sozialen und städtebaulichen Aspekten sowie Klimaschutzanforderungen, den die Arbeitskreise (AK) Energie und Stadtentwicklung aufgestellt haben, beschäftigte sich der Herzogenauracher Agenda-Beirat in seiner jüngsten Sitzung.
Die Stadt plant in der Reuth gegenüber der Fachklinik ein neues Wohngebiet, dies soll überwiegend im sozialen Wohnungsbau errichtet werden. Der Wunsch des AK Energie ist: für dieses Wohngebiet möglichst viel erneuerbare Energie einzusetzen, um damit einen weiteren Schritt in Richtung Energiewende zu vollziehen. AK-Sprecher Johannes Kollinger forderte die Erstellung eines Konzeptes für das Wohnbaugebiet und erläuterte die möglichen Maßnahmen, die bei der Bauleitplanung insbesondere in Sachen Energieeffizienz und Naturschutz berücksichtigt werden sollen. Außerdem soll bezahlbarer Wohnraum entstehen, denn den steigenden Mieten und der zunehmenden Zahl von Einkommensschwachen, dem Siedlungsdruck und dem Zuzug von Migranten und Arbeitskräften müsse soweit als möglich Rechnung getragen werden.
"Die Ausarbeitung soll kein fertiges Konzept für eine Bauleitplanung darstellen, sondern möchte den Bauleitplaner und die Verwaltung der Stadt
Herzogenaurach motivieren, Ideen und Anregungen aufzugreifen", erklärte Kollinger bei Vorstellung des Konzeptes. Im geplanten Baugebiet mit einer Bruttofläche von rund zwölf Hektar sollen etwa 1000 bis 1200 Menschen eine neue Heimat finden.
Wie Bürgermeister German Hacker (SPD) in der Diskussion erklärte, sollen keine aneinander gereihten Wohnblöcke entstehen, aber mehrgeschossige Bauten, teils auch mit abgestuften Dachgeschossen. "Günstige Mieten gehen nur mehrgeschossig", sagte das Stadtoberhaupt dazu. Ein Teil der Vorschläge des Arbeitskreises werde bereits verfolgt und eingearbeitet. Der Vorschlag, auch externe Fachstellen mit einzubinden, sei eine Selbstverständlichkeit und die Stadt sei mit ihnen bereits im Gespräch.
Städtebauliche Aspekte gehörten heutzutage zu jeder Planung, und in vielen Dingen bestehe mit der Agenda 21 bereits Übereinstimmung. Auf Nachfrage erklärte der Bürgermeister, dass es auch genügend Freiflächen geben wird, allerdings können bis jetzt nur bestimmte Flächen in Anspruch genommen werden, denn nicht alle Flächen befinden sich im Eigentum der Stadt.
Letztendlich soll sich ein Quotenmodell an Anteilen von gefördertem und bezahlbarem Wohnraum und normalem bis hochpreisigem Wohnbau ergeben. Auf der Wunschliste steht auch eine Anpassung der Stellplatzsatzung für das Baugebiet. Keinesfalls sollten die Fahrzeuge direkt an den Häusern parken können. In diesem Fall kann sich der Bürgermeister ein Parkdeck vorstellen, um das Quartier vom Verkehr zu entlasten. Natürlich wird das Baugebiet von den Stadtbussen angefahren werden und es wird auch die E-Mobilität berücksichtigt. Die Nutzung von Carsharing sei zwar machbar, aber man könne dies den Leuten nicht vorschreiben, so Hacker. Nach dem Wunsch der Arbeitskreise sollten alle Straßen in Wohnbereichen möglichst frei von Autoverkehr gehalten werden und als Spielstraßen ausgewiesen werden.
Platz für Senioren-WGs?
Investoren sollten genaue Vorgaben gemacht werden und die Stadt die Möglichkeiten der Einflussnahme nutzen. In Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung, Wohnungswirtschaft und den Agenda-21-Arbeitskreisen soll ein städtebauliches und soziales Quartier mit Vorbildcharakter entstehen, so der Wunsch der Arbeitskreise. Die Bildung von Wohngemeinschaften, auch für Senioren und Pflegebedürftige, soll ebenfalls geprüft werden.
Für die Schaffung von Wohnraum für Haushalte mit geringem Einkommen sollte mindestens ein Drittel der Wohnungen öffentlich gefördert werden. Aufgrund des hohen Mietniveaus in Herzogenaurach sei es aber auch für Haushalte mit mittlerem Einkommen schwierig, bezahlbare und angemessene Wohnungen zu finden. Dies treffe insbesondere für Haushalte zu, die finanziell knapp oberhalb der Berechtigung zum Bezug einer geförderten Wohnung liegen.
"Insgesamt ist es wichtig, ein bauliches Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Generationen wohlfühlen und in dem die Bewohner auch bleiben können, wenn sie alt werden", erklärte Kollinger. Die Vorschläge der Agenda-Arbeitskreise werden selbstverständlich geprüft und soweit als möglich, auch in den Planungen berücksichtigt, sagten Bürgermeister Hacker und Anja Wettstein vom Planungsamt zu. Bei der nächsten Sitzung des Planungsausschusses in vier Wochen soll ein Entwurf des Bebauungsplanes präsentiert werden.