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Ein Leuchtturm hinter roter Tür


Autor: Heike Schülein

Teuschnitz, Dienstag, 30. Juni 2020

Die Verantwortlichen der Caritas stellen das alternative Wohnprojekt "In der Heimat wohnen" und das bayernweit einmalige Projekt "Flexible Altenhilfe - Gemeindeschwestern in Teuschnitz" vor.
"Gemeindeschwester" Lena Engelhardt stellte das Projekt der flexiblen Altenhilfe vor.  Foto: Heike Schülein


Was verbirgt sich hinter dem "Haus mit der roten Tür" und was hat es mit den Projekten "In der Heimat wohnen" und "Flexible Altenhilfe - Gemeindeschwestern in Teuschnitz" auf sich? Darüber informierten am Montagabend Caritas-Kreisgeschäftsführerin Cornelia Thron, die Vor-Ort-Akteurinnen Janet Januszewski und Lena Engelhardt sowie Claudia Ringhoff, die das Gemeindeschwestern-Modellprojekt wissenschaftlich begleitet, den Teuschnitzer Stadtrat.

Thron freute sich, dass der Caritas-Kreisverband seit rund zehn Jahren mit dem Modellprojekt "In der Heimat wohnen" in Teuschnitz vertreten ist. Seitdem habe sich in dem "Haus mit der roten Tür" viel getan. Vertreten ist die Caritas auch als Träger der Ganztagsschule an der Teuschnitzer Grundschule; auch die Caritas-Sozialstation Steinwiesen ist teilweise am Rand von Teuschnitz unterwegs. Im vergangenen Jahrzehnt habe man in Teuschnitz Eigenmittel von 255 000 Euro eingebracht, für die keine Refinanzierung erfolgt.

Das Erste Projekt seiner Art

Die alternative Wohnform "In der Heimat wohnen" sei ein Leuchtturmprojekt; handele es sich hierbei doch um das erste von 21 Projekten dieser Art in der Erzdiözese. Vorgestellt wurde das Modell für ein selbstbestimmtes Wohnen in der Heimat von Janet Januszewski. Wie diese ausführte, entstanden in Teuschnitz insgesamt acht barrierefreie Sozialwohnungen mit einem Gemeinschaftsraum als Treffpunkt für Bewohner und interessierte Bürger im Quartier.

Im Wohnhaus ist ebenfalls ein Büro des Caritas-Stützpunktes "In der Heimat wohnen" integriert. Das Haus ist aktuell voll belegt. Es sei eher ein Inklusionswohnen geworden, da beispielsweise alleinerziehende Mütter, teilweise auch mit einem behinderten Kind, darin wohnten. "Es ist eine schöne Gemeinschaft", stellte sie heraus.

Das Hilfsspektrum reicht von einer Mitfahrzentrale über den Lieferservice bis hin zum Servicebüro für Alltagshilfen, während das Beratungsspektrum unter anderem Unterstützung bei Behörden oder Angebote für pflegende Angehörige umfasst. Zudem werden vielfältige Kontakt- und Freizeitmöglichkeiten angeboten. Angesiedelt ist auch eine Wohnberatungsstelle, in der Januszewski in ihrer Funktion als zertifizierte Wohnberaterin für ältere und behinderte Menschen sowie zertifizierte AAL-Beraterin mit Rat und Tat zur Seite steht und kostenlose Beratungstermine im häuslichen Umfeld anbietet.

Hausbesuche unternimmt auch Gemeindeschwester Lena Engelhardt. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeitet neben ihrem Dualstudium 15 Stunden wöchentlich gemeinsam mit Januszewski als Gemeindeschwester. Das bayernweit einmalige Projekt "Flexible Altenhilfe - Gemeindeschwestern Teuschnitz" möchte die lokale pflegerisch-gesundheitliche Versorgung mit einem aufsuchenden Angebot stärken. Für vieles sei in unserem Gesundheits- und Sozialsystem gesorgt, für manches aber auch nicht. Solche Versorgungslücken möchten die Gemeindeschwestern schließen.

Ihr Angebot richtet sich dabei an ältere Menschen ebenso wie an deren Nachbarn, Freunde oder Kümmerer bzw. pflegende Angehörige. Im Gespräch legt man konkrete Ziele für Verbesserungen fest und entwickelt möglichst passgenaue, individuelle Lösungen, wie Freizeitangebote, Nachbarschaftshilfen, ehrenamtliches Engagement und diverse professionelle Angebote. Die Beratungen sind unverbindlich, neutral und kostenfrei und können nun - nach Lockerung der Corona-Auflagen - wieder stattfinden, im Gemeinschaftsraum von "In der Heimat wohnen" oder als Hausbesuch.

Es wird auch geforscht

Die prozessbegleitende Forschung obliegt Claudia Ringhoff über zwei Jahre "plus Corona". Diese zeigte sich sicher, dass das Projekt zu einem großen Erfolg werden könne, gerade da die nachbarschaftliche Hilfe in Teuschnitz noch sehr gut funktioniere. Die Gesamtauswertung erfolgt als schriftlicher Bericht, wobei es um das Gelingen und damit eine Projektübertragbarkeit in Bayern gehe. "Es soll eine Handreichung als Ideengeber für andere entstehen", betonte sie.

Stolz auf derartige Leuchtturmprojekte in Teuschnitz zeigte sich Bürgermeister Frank Jakob (FW): "Das ist ein echtes Privileg." Auch vom Stadtrat gab es viel Lob. Auf Nachfrage von Hedwig Schnappauf (FL) erklärte Lena Engelhardt, dass sie im Durchschnitt - vor Corona - ein- bis zweimal wöchentlich unterwegs gewesen sei. Oliver See (FW) wollte wissen, ob daraus ein neues Berufsbild entstehen könne. Dies sei, so Ringhoff, Ergebnis ihrer Forschung.

Projekt Hauptstraße 12

Das Architekturbüro Schöttner aus Wallenfels hat die Entwurfsplanung erstellt und den Zuwendungsantrag zur Revitalisierung des Objekts Hauptstraße 12 erstellt. Mittlerweile war man bei der Regierung, um abzuklären, über welche Schiene der Förderantrag laufen soll. Auf deren Anraten solle man den Antrag zunächst über die Förderoffensive Nordostbayern mit einer Förderung von 90 Prozent stellen. Wahrscheinlich seien die Mittel jedoch bereits ausgereizt. Plan B ist die Aufnahme in die Förderinitiative "Innen statt Außen", ebenfalls - aufgrund der finanziellen Situation der Stadt - mit einer 90-Prozent-Förderung. Hier wäre man verpflichtet, vorrangig Leerstände bzw. Baulücken innerorts zu vermarkten, bevor man neue Gebiete ausweise, erläuterte Jakob. Ein Zuwendungsantrag wird zunächst über FÖNOP gestellt.

Sachstand Baumaßnahmen

Der Bürgermeister berichtete von der sehr konstruktiv verlaufenen Klausurtagung mit einem umfassenden Einblick des Stadtrats in aktuelle Großmaßnahmen. Bei den Themen handelte es sich um Projekte, für die zeitnah Entscheidungen im Gremium anstehen. Da noch zu vielen weiteren Maßnahmen Informationsbedarf besteht, will man eventuell im Herbst eine weitere Klausurtagung nachschieben. Hinsichtlich des bei der Tagung ebenfalls behandelten Umbaus der alten Schule Wickendorf informierte Architekt Oliver See (FW), dass am Tag der Sitzung die Innentreppe herausgerissen worden sei. Es werde nun ein Gerüstturm aufgebaut, damit es mit den Arbeiten im Erdgeschoss weitergeht.

Mit dem Stadtrat soll bald ein Ortstermin zur Abstimmung des Farbkonzepts bzw. zur Bemusterung der Außenfassade stattfinden.