Ein Krimi auf der Großleinwand

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FUSSBALL  Das Weltmeisterschaftsspiel Deutschland-Ghana war eine packende Begegnung. Die Reaktionen des Staffelsteiner Public Viewing-Publikums bewegten sich zwischen Begeisterung und zeitweisem Entsetzen.


von unserem Mitarbeiter Manuel Stark

Bad Staffelstein — Schon von der Bamberger Straße aus hört man die lauten Rufe: "Deutschland, Deutschlaaand!" Noch bleiben 40 Minuten bis zum Anpfiff des Spiels der deutschen Auswahl gegen Ghana. Die Bierbänke vor der großen LED-Wand auf dem Platz am "Formula Inn" sind dennoch schon nahezu voll besetzt.
Etwa zwei Dutzend Fußballfans haben sich Trikots der Nationalmannschaft übergezogen. Zwei Trikotträger haben einen der Biertische erklommen und stimmen Fangesänge an, mit denen sie das erwartungsvolle Murmeln der anderen Gäste übertönen. Hier und da werden Wetten über das Ergebnis abgeschlossen. Manch einer traut Ghana ein Tor zu, andere meinen, dass die Afrikaner zwei Tore erzielen werden. Doch kaum einer zweifelt an einem Sieg der deutsche Mannschaft.

Prognosen sind Schall und Rauch

"Ich wette gar nicht. In so was bin ich total schlecht. Am Ende sage ich 1:0 für Deutschland, und dann endet es 10:0 für Ghana, da bin ich lieber still", sagt Jan Meindelschmidt. "Aber eigentlich glaube ich schon, dass Deutschland das macht", setzt er dann doch nach.
Der Jubel lässt lange auf sich warten. In der 51. Minute wird es still auf dem Platz. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, der sich in Gestalt lauter Jubelrufe, freudiger Schreie und knatternder Fahnen nur Sekunden später donnernd entfesselt. Der Ball zappelt in Ghanas Netz. Mario Götze gelingt der Führungstreffer. Joachim Löw wird auf der LED-Wand gezeigt, wie er zufrieden lächelt und auch in Bad Staffelstein scheint man sich sichtlich zu entspannen. Doch das Hochgefühl hält nur drei Minuten. Mit einem Köpfer befördert Ghanas André Ayew den Ball ins Tor.
"Zur Halbzeit 0:0, jetzt 1:1. So und jetzt? Versagen sie eben doch wieder!", ruft Maximilian Hartmann und lässt seine Faust knallend auf einen Biertisch niedersausen. Wenige Meter entfernt vergräbt eine Frau ihr Gesicht in ihren Händen.
Die nächsten Minuten rufen nur Kopfschütteln hervor. Die deutsche Elf vergibt Chancen durch zu ungenaue Pässe und Ghana steht viel zu oft vor dem deutschen Tor.
Als Asamoah Gyan den Schrecken schließlich vollendet und Ghana mit 2:1 in Führung bringt, nehmen viele der Zuschauer den neuen Zwischenstand schweigend und mit schockiert aufgerissenen Augen zur Kenntnis.
"Die Ghanaer spielen eben gut und bis jetzt besser als wir", sagt Detlef Reißinger. "Zwar will ich auf keinen Fall, dass die gegen uns gewinnen, aber gerade hätten sie es verdient."

Der tosende Sturm der Emotionen

Miroslav Klose setzt in der 71. Minute schließlich den Befreiungsschlag, und wie ein tosender Sturm entladen sich die zurückgehaltenen Emotionen der tobenden Menge. Triumphierend werden Fäuste in die Luft gereckt, Fahnen geschwenkt und Umarmungen ausgetauscht. Zwar drängen sowohl Ghana als auch Deutschland bis zum Schluss auf den Sieg, doch bleibt der Entstand bei 2:2.
Während Ghanas Fans auf dem Bildschirm jubeln, herrscht auf dem Pflaster in Bad Staffelstein gespaltene Stimmung. "Hey, wir lagen zurück und haben uns noch super gerettet und das obwohl Ghana affenstark gespielt hat", sagt Andreas Hofmann und gestattet sich ein Lächeln.
Daniel Reinfelder sieht das anders. Wütend tritt er gegen den Asphalt und ruft: "Das war einfach schwach. Wenn die so einen Mist fabrizieren, fliegen die mit Pech auch noch in der Vorrunde."