Der heutige Bartholomäustag bedeutet für Bauern den Abschied vom Sommer. Die Getreideernte neigt sich dem Ende zu und die Aussaat für das nächste Jahr begin...
Der heutige Bartholomäustag bedeutet für Bauern den Abschied vom Sommer. Die Getreideernte neigt sich dem Ende zu und die Aussaat für das nächste Jahr beginnt.
Fischer verbinden mit dem Lostag das Ende der Laichzeit und den Auftakt für die neue Fangsaison. Winzer verehren ihren Schutzheiligen mit feierlichen Gottesdiensten. Schäfer veranstalten ihren traditionellen "barfuß über ein 300 Fuß langes Stoppelfeld".
Die Bartholomäusnacht ging als "Pariser Bluthochzeit" in die Geschichte Frankreichs ein. Anlässlich der Hochzeit Heinrichs von Navarra mit Margarete von Valois wurden in der Nacht zum 24. August 1572 auf Befehl Katharinas von Medici tausende Hugenotten bestialisch ermordet.
Doch nicht nur Bartholomäustag und Bartholomäusnacht erinnern an den Volksheiligen.
Das Sprichwort "Ich zeig dir gleich, wo der Barthel den Most holt" weist darauf hin, dass man jemanden unmissverständlich klarmachen will, wo es lang geht.
"Der weiß, wo der Barthel den Most holt" hingegen bedeutet umgangssprachlich schlau sein und alle Kniffe kennen, auf gut deutsch: Ein Name bürgt für Qualität.
In einem Knittelvers des frühen 17. Jahrhunderts heißt es: Die Verschlagenheit des Fuchses, die Wildheit der Katze sind in der Welt fähig, das Wasser aus der Tiefe zu trinken; wer das miteinander zu verbinden weiß, der kann mit mir durch die Welt gehen, denn er kennt den Ort genau, wohin Bartholus den Most verkauft.
Storch, Schultheiß, Bräutigam?
Für die Redewendung "Wo der Barthel den Most holt" gibt es aber durchaus verschiedene Erklärungen: Im Niederdeutschen ist Batheld der Storch.
Weiß jemand, woher dieser die Kinder holt, dann ist er aufgeklärt und kann auf einige Erfahrungen zurückblicken.
Auch von einem Schultheiß namens Barthel aus Heilbronn ist die Rede, der um das Jahr 1230 lebte und sich heimlich am Most aus dem Ratskeller labte. Ferner wird darauf hingewiesen, dass nach einer altkirchlichen Überlieferung der Bräutigam bei der Hochzeit zu Kana, wo Jesus Wasser in Wein verwandelt, Bartholomäus hieß.
Eine andere Erklärung nimmt Bezug auf große Spitzkrüge, die man in Unterfranken dazu verwendete, Most aus dem Keller zu holen. Sie wurden Barthels- oder auch Bartmannskrüge genannt.
Zum Schluss gibt es unter vorgehaltener Hand noch eine Vermutung: "Most" leite sich vom hebräischen maoth ab (das heißt Münze, davon stammt übrigens auch der Ausdruck "Moos") und "Barthel" ist eine Ableitung vom Gaunerwort "barsel" für Brecheisen.
Wer also weiß, wo der Barthel den Most holt, der weiß auch, wo das Brecheisen das Moos holt. Ähnlich wie die gewitzten und lehrreichen Sprichwörter beruhen auch die Bauernregeln auf jahrhunderte- , ja bisweilen jahrtausendealten Erkenntnissen, die die Lebenserfahrung vieler Generationen widerspiegeln.
Unter diesem Zeichen begleitet der Apostel und Märtyrer Bartholomäus mit einigen Wetterprognosen die letzte Phase des Sommers: "Sankt Bartholomae braucht Sonnenschein, soll's geben einen guten Wein" oder "Wie Barthel sich verhält, so ist der ganze Herbst bestellt." Selbst auf Meister Adebar verweist die Bauernregel: "Bleiben die Störche nach Bartholomae, folgt ein Winter, der tut nicht weh."
Bei all den bewährten Vorhersagen aus jener Zeit verlassen sich die Bauern und Winzer auf Grund fortschreitender Klimaveränderung heutzutage doch lieber auf den aktuellen Wetterbericht als auf den guten alten Barthel.