Bei der Restaurierung des Steinkreuzes vom Pinsenhof stellte sich heraus, dass das Denkmal viel größer ist als vermutet.
Holger Peilnsteiner
Beim Pinsenhof unweit von Heinersreuth stand über Jahrhunderte hinweg ein Kleindenkmal der besonderen Art: Ein wahrscheinlich aus dem Spätmittelalter stammendes Steinkreuz mit eingeritzten Buchstaben und Symbolen.
Das Monument wurde wohl 2006 von einem schweren Fahrzeug gerammt und in zwei Teile zerbrochen - Ermittlungen der Polizei blieben ergebnislos. Das Kleindenkmal, um das sich zahlreiche Legenden und Sagen von Morden, Gespenstern und monströsen Tieren ranken, steht auf einem Grundstück der Schwestern Lieselotte Vetter und Christine Stumpf.
Fachliche Unterstützung bekam Kreisheimatpfleger Harald Stark, der sich Anfang des Jahres des Steinkreuzes annahm, bei der Rettungsaktion auch vom jüngst in Ruhestand gegangenen Hauptkonservator Ulrich Kahle vom Landsamt für Denkmalpflege. Leider konnte von dort aber kein Geld zur Verfügung gestellt werden.
Auch die Gemeinde Ködnitz sah sich nicht in der Lage, die Kosten zu übernehmen. Stark bat daher die Freunde der Plassenburg, bei der Rettung zu helfen. Vorsitzender Peter Weith und seine Mannschaft starteten im Frühsommer eine Spendenaktion zugunsten der Restaurierung des Sühnekreuzes.
"Da wir bis zum August schon mehr als 1000 Euro zusammenbekommen hatten, konnte die Sanierung ruhigen Gewissens beauftragt werden", teilte Weith mit.
Bis August ragte die untere Hälfte des senkrechten Kreuzbalkens traurig aus dem Gras hervor, kaum mehr als einen halben Meter hoch. Dahinter lagen der obere Teil des Sandsteinmonuments, schräg getrennt vom Rest. Doch erst einmal erlebten die Beteiligten eine Überraschung. Bisher war sämtlichen Veröffentlichungen über das Steinkreuz zu entnehmen, dass es nur etwas über einen Meter hoch und einen knappen Meter breit sei. "Das war vielleicht ein Schreck, als wir die Teile des gebrochenen Steinkreuzes für die Restaurierung bergen wollten und wir immer tiefer und breiter graben mussten, um es freizulegen", erzählt der mit der Sanierung betraute Restaurator Clemens Muth. Das Flurdenkmal entpuppte sich als ein etwa 175 Zentimeter hohes Artefakt aus Sandstein.
Nachdenklich steht der grauhaarige Mann im Hof seiner Werkstatt in Unterneuses. "Wer immer das Kreuz vor Jahrhunderten aufgestellt hat, hat sich richtig Gedanken gemacht, damit es dauerhaft fest und stabil stehen bleibt", stellt Muth bewundernd fest.
"Das Kreuz konnte Jahrhunderte fest ohne Dübel oder ein besonderes Fundament in der Erde stehen, ohne umzufallen". Es war ursprünglich nur zu etwas mehr als einem Fünftel tief in der Erde versenkt. Darauf weisen Spuren auf der Oberfläche hin. "Bis in die Höhe von 40 Zentimetern ist die Oberfläche nur grob geglättet und es sind deutlich Dutzende tiefer Hackspuren eines Werkzeugs zu erkennen", so Muth.
Eine Schafschere
Er vermutet, dass der damalige Bildhauer damit eine bessere Verzahnung mit dem Erdboden und so mehr Stabilität erreichen wollte. Die Dicke des Monuments schwankt zwischen 30 und 40 Zentimetern. Der Querbalken trägt die in den Sandstein geritzten Buchstaben E. G. L. und etwas abgesetzt R. L., oben fast an der Spitze findet sich ein eingraviertes Kreuz, darunter eine etwa 50 Zentimeter lange Struktur. Sie scheint eine Schafschere darzustellen.
Der gelernte Restaurator und studierte Kunsthistoriker Muth erscheint mit seinem glockenreinen Hochdeutsch und seinem norddeutschen Fischerhemd auf eine sympathische Art exotisch in der oberfränkischen Idylle zwischen Staffelberg und Kloster Banz. Nach Studium und Ausbildung in Nordrheinwestfalen hat es den gebürtigen Wiesbadener nach Franken verschlagen, die Arbeit brachte ihn an viele Orte Deutschlands. So ist er seit den 1990er Jahren als Restaurator am Dresdner Zwinger beschäftigt. Doch immer wieder nimmt der Experte gerne auch Aufträge aus seiner Wahlheimat an: Das Steinkreuz bei Pinsenhof hat ihn von Anfang an in seinen Bann geschlagen.
Das Sandsteinartefakt war in zwei große Teile und einige Steinsplitter zerbrochen und lag bis zum Sommer 2017 am Wegesrand. Es war unterhalb des Querbalkens abgebrochen. Jetzt ist es wieder zu einem Stück gefügt und die Restaurierungsarbeiten befinden sich kurz vor dem Abschluss. Die beiden Teile hat Muth inzwischen wieder mittels eines Edelstahldübels zusammengesetzt und die Bruchflächen dabei mit einem speziell für diesen Stein geeigneten, dauerhaften Epoxydharzkleber aneinandergefügt.
Danach hat der Restaurator die Oberfläche sanft gereinigt, ohne sie jedoch auf neu zu trimmen oder zu viel von der leicht angewitterten Sandsteinfläche abzutragen.
Hinweistafel geplant
Laut Harald Stark soll am Originalstandort ein frostsicheres Fundament gelegt werden, um ein Einsinken in den Untergrund zu verhindern. "Künftig soll auch eine kleine Hinweistafel Sinn, Sagen und kulturelle Bedeutung des an einer historischen Altstraße zwischen Kulmbach und Bayreuth gelegenen Denkmals vermitteln."
Peter Weith betrachtet nachdenklich die Fotos des zusammengesetzten Denkmals: "Das ist ein dicker Brocken." Die Freunde der Plassenburg, würden sich über weitere Spenden sehr freuen. Bei der Sparkasse ist ein Spendenkonto unter dem Stichwort "Sühnekreuz" eingerichtet (IBAN: DE86 77150000 0101593465).